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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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tot. Diese ignorierte sie. Und manche waren dem Tod so nah, dass keine ärztliche Kunst sie noch retten konnte. Diese ignorierte sie ebenfalls. Aber als sie ein Kleinkind in den Armen seiner Mutter entdeckte – beide schwer verletzt, aber sich noch ans Leben klammernd –, glitt sie von Hyn, kniete bei ihnen nieder, bemühte sich, in ihrem Innersten noch etwas Entschlusskraft zu finden, und widmete sich der Frau und ihrem Kind, so gut sie konnte.
    Ich kann dich zu deinem Sohn bringen.
    Nach einer kleinen Dosis Erdkraft öffnete die Frau die Augen und sah sich verständnislos um. Ihr Kind erholte sich so weit, dass es laut zu weinen begann.
    Linden sah wieder zu Hyn hinüber. Die Stute stand bei einem Mann, dessen rechtes Bein fast abgetrennt war. Aus seinem Rumpf waren große Fetzen herausgebissen worden, aber auch er klammerte sich noch ans Leben. Auf ihn zutaumelnd bedachte Linden ihn mit schwachen Flammen, die Fluch oder Segen sein konnten, bis er seine eigene Agonie spürte und wohl überleben würde. Dann ließ sie sich von Hyn zu einem weiteren noch atmenden Opfer der Kresch führen.
    Als sie weiterstolperte, kam sie an einem toten Meister vorbei. Sein Leichnam war schrecklich zugerichtet, fast bis zur Unkenntlichkeit zerbissen und zerfetzt. Um ihn herum waren tote Wölfe aufgetürmt, aus deren Kadavern Blut sickerte, das mit seinem vermischt vom Boden aufgesogen wurde. Sie waren das Vermächtnis seines Dienstes für das Land.
    Hyn machte bei einem alten Paar halt, das Hand in Hand geflüchtet war. Auch nachdem sie gefallen waren, hielten sie einander weiter an der Hand, als könne diese Berührung sie am Leben erhalten. Linden hörte Blut in ihren Lungen, sah tiefe Bisswunden an ihren Gliedmaßen und Körpern. Sie wäre vorbeigegangen, weil sie die beiden für unrettbar hielt, aber Hyn schien auf einer Behandlung zu bestehen. Linden stellte gehorsam ihren Stab zwischen sie und ließ Feuer auf sie herniedertropfen. Um sie herum schwankte die Welt, während sie auf ein Anzeichen dafür wartete, dass diese Transfusion von Erdkraft geholfen hatte.
    Sie war nicht mehr die Frau von früher – die Heilerin, die voller Eifer in Berek Halbhands Lager gestürmt war. Der Kampf unter dem Melenkurion Himmelswehr hatte sie verändert. Und hier hatte sie sich mit Blutvergießen verausgabt, hatte förmlich in Blut gebadet. Sie wusste kaum mehr, was es bedeutete, eine Ärztin zu sein, und trotzdem hob der Alte nach einiger Zeit den Kopf, hustete Blut und sah zu seiner Gefährtin hinüber. Seine Frau? Linden wusste es nicht. Aber dann rührte auch sie sich, umfasste die Hand des Alten fester. Als er sah, dass sie sich bewegte, und den Druck ihrer Hand spürte, lächelte er, als hätten seine Wunden alle Schrecken für ihn verloren.
    Ich kann dich ...
    Linden griff benommen in die Tasche mit den zerdrückten Überresten von Jeremiahs rotem Rennwagen. Sie umschloss ihn mit den Fingern, zog ihn heraus, um ihn anzusehen. Dann ließ sie sich inmitten der schwankenden Welt zu Boden gleiten. Fast ohne wahrzunehmen, dass sie auf einem Wolfskadaver saß, betrachtete sie Jeremiahs ruiniertes Spielzeug. Dies war alles, was sie noch von ihm besaß, und ihr Herz war zu Stein geworden.
    ... zu deinem Sohn bringen.
    Der Egger hatte Urböse und Wegwahrer niedergestreckt. Andere waren den Höhlenschraten zum Opfer gefallen. Auch die Sandgorgonen hatten vermutlich welche von ihnen getötet, als sie unter Rogers Heer gewütet hatten. Linden hatte der Dämondim-Brut ihr Wort gegeben. Jetzt waren viele Urböse und Wegwahrer tot.
    Und der Egger war verschwunden.
    Das Einschussloch in ihrer Bluse erschien unbedeutend, so trivial wie die Grasflecken auf ihren Jeans; aber diese kleine Katastrophe hatte sie ihr Leben und ihren Sohn gekostet, und der Preis, den sie zahlte, wurde um sie her immer höher.
    In ihrer Nähe nahm sie Bewegungen wahr. Dorfbewohner irrten vom Tod verfolgt zwischen den Gefallenen umher. Manche suchten Angehörige oder Freunde; Geliebte, Eltern oder Kinder. Andere stolperten ziellos umher, als hätten sie den Sinn ihres Lebens eingebüßt. Bestimmt hatten sie schon früher Zäsuren gesehen, und sie waren auch Überfälle von Kresch gewohnt. Aber von Katastrophen dieses Ausmaßes wussten sie nichts. Darauf hatten die Meister sie nie vorbereitet ...
    Hyn stupste Linden sanft an, forderte sie zum Aufstehen auf. Es gab Arbeit zu tun, die niemand außer ihr tun konnte. Aber Linden war mit ihren Kräften am Ende. Sie starrte Jeremiahs

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