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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Gesichtssinn war jedoch schärfer, von den Auswirkungen des Kampfes weniger beeinträchtigt. Plötzlich schrie sie voller Schmerz auf, rannte voraus und fiel inmitten des Durcheinanders und Gestanks der Toten auf die Knie.
    Liand hastete hinter ihr her, aber Linden konnte sich nicht beeilen. Sie konnte nur blinzeln und starren und versuchen, ihren Weg zu finden.
    Die Gedemütigten warteten bei Pahni; sie schienen stillzustehen. Wie Vernigil waren sie alle drei schwer verletzt: von Kopf bis Fuß mit blutenden Wunden bedeckt, und Blut lief in Rinnsalen ihre Arme und Beine hinunter. Trotzdem bewahrten sie ihre gewohnte Intransigenz, als könnten weder Schmerzen noch Tod ihnen etwas anhaben.
    Bei ihnen standen vier Ranyhyn; Narunal erkannte sie. Bhanoryl, Mhornym und Naybahn waren ihr weniger vertraut, aber sie betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen, bis sie sich ihrer Sache sicher war. Sie waren ebenfalls schwer verwundet, taumelten wegen starker Blutverluste beinahe. Aber auch sie schienen stillzustehen, als seien sie gekommen, um jemandem die letzte Ehre zu erweisen. Die Ranyhyn würden sich von Linden behandeln lassen, während die Gedemütigten ihre Hilfe bestimmt ablehnen würden, aber vielleicht brauchten weder die großen Pferde noch die Haruchai unbedingt ihre Hilfe. Auf ihre jeweilige Art waren die Ranyhyn und die Meister unglaublich zäh. Sie konnten ohne weiteres so überleben.
    Dann erreichte Linden die Stelle, an der Pahni und Liand bei Mahrtiir, Bhapa und Whrany knieten. Pahni kämpfte gegen Tränen an, während sie mit zitternden Fingern in ihrem Beutel mit Amanibhavam kramte, und neben ihr war Liands Gesicht blass vor Verzweiflung. Der Orkrest lag träge und vergessen in seiner Hand. Für seine Magie konnte er hier keine Verwendung finden.
    Bhapa lag zwischen seinem Mähnenhüter und Whrany auf den Knien und schlug mit der Stirn auf den blutgetränkten Boden. Da er sich nicht zu jammern oder zu weinen gestattete, konnte er seinem Schmerz nicht anders Ausdruck verleihen. Als Linden ihn näher betrachtete, stellte sie fest, dass er weniger schwer verletzt war als die Gedemütigten oder die Ranyhyn. Er hatte mehrere gebrochene Rippen, dazu ein paar Schnitt- und Platzwunden. Eine Infektion konnte ihn das Leben kosten, aber an seinen Verwundungen würde er nicht sterben müssen. Vermutlich konnte ihn ein Breiumschlag aus Amanibhavam retten, wenn Linden mit ihrer Kraft am Ende war.
    Aber Whrany war tot. Dem Ranyhyn war fast der Kopf vom Rumpf getrennt worden. Die Kleidung des Seilträgers war mit seinem Blut getränkt, und Bhapa trug sie wie ein Leichentuch.
    Mahrtiir atmete noch. Das war bedauerlich. Der Tod wäre ein gnädigeres Schicksal gewesen. Er lag auf dem Rücken, keuchte in dem staubigen Gestank von Blutvergießen. Trotz der typischen Zähigkeit der Ramen wand er sich, als wisse er genau, dass er sich nicht bewegen dürfe – und könne sich doch nicht beherrschen. Er war so schwer verwundet wie die Gedemütigten, hatte so viele Wunden wie die Ranyhyn. Aber irgendeine Waffe – wahrscheinlich ein Speer – hatte seine linke Schläfe getroffen, den Gesichtsschädel unter der Stirn durchstoßen und ihn beide Augen gekostet.
    Nur unzählige Stunden in der Notaufnahme im County Hospital befähigten Linden dazu, das Gesicht des Mähnenhüters zu betrachten, bis sie sicher wusste, dass der Schädel hinter den Augenhöhlen unversehrt war – dass seine Wunden nicht bis ins Gehirn reichten. Da sie ihre Schwäche nicht überwinden konnte, bemühte sie sich, sie zu ignorieren. Mit Verzweiflung und Willenskraft, in einer Art trauerndem Zorn entfachte sie die Glut der Erdkraft zu flackernden Flammen, die sie über Mahrtiir ausgoss, bis er in Feuer gehüllt war. Und da erkannte sie, dass sie in gewisser Hinsicht noch immer eine Ärztin war – unfähig, ihn leiden zu sehen und untätig zu bleiben.
    Bitte, betete sie, obwohl es hier niemanden gab, der sie hätte hören können. Bitte.
    Bitte stirb nicht.
    Hass mich nicht dafür, dass ich dich nicht sterben lasse.
    Der Mähnenhüter hatte sich dafür entschieden, sie zu begleiten, weil ihm das vorhersehbare, anspruchslose Leben der Ramen widerstrebte. Er hatte sich danach gesehnt, Taten zu vollbringen, die in den Sagenschatz seines Volkes eingehen würden. Und er war Linden jederzeit ein unverbrüchlich treuer Verbündeter gewesen.
    Dies war das Ergebnis. Er würde vielleicht überleben, aber nie wieder sehen können.
    Erschöpfung machte sie wehrlos; sie

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