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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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können.« Vielleicht ließen die Sandgorgonen sich dazu provozieren, das Land zu verteidigen. »Wenn sie hier ›herrschen‹ wollen, müssen sie erst einmal Kasteness' Geschöpfe vertreiben.«
    Stave musterte sie einen Augenblick lang, als sei er über ihre Ratschläge erstaunt. Dann wandte er sich nochmals den Sandgorgonen zu.
    Linden überließ es ihm, möglichst überzeugend zu argumentieren, und machte sich wieder auf den Weg zu den Baumbewohnern, aber als sie zwischen Leichen über das Schlachtfeld stolperte, erregten die Ramen ihre Aufmerksamkeit. Leider war Mahrtiir wieder bei Bewusstsein. Linden wünschte ihm einen Aufschub, ehe er sich der Ungeheuerlichkeit seiner Verletzung stellen musste. Mit ihrem Stab hätte sie seinem gequälten Leib und Geist etwas Schlaf bringen können, aber sein Leben war nicht unmittelbar gefährdet. Bhapa kümmerte sich eifrig um ihn, während Pahni für die Ranyhyn tat, was sie nur konnte. Und manche der Holzheimer waren schwerer verletzt. Einfache Triage erforderte, dass sie ihre spärlichen Reserven klug einteilte.
    Liand, die Gedemütigten und mehrere Dorfbewohner waren mit Bündeln von Kleidungsstücken, die sich als Verbandmaterial eigneten, aus dem Banyan-Hain zurückgekommen. Einige von ihnen trugen große Kochtöpfe, in denen Wasser heiß gemacht werden konnte, und im nächsten Augenblick war Liand wieder bei den Ramen. Linden schüttelte energisch den Kopf. Obwohl sie mit Mahrtiir litt, setzte sie sich wieder in Bewegung, doch der Mähnenhüter hielt sie mit einem heiseren Krächzen an. »Ring-Than.«
    Trotz seiner Schmerzen ließ sein Gesundheitssinn ihn ihre Gegenwart spüren.
    »Ich bin hier.« Lindens Stimme klang ähnlich wie seine. »Du solltest nicht sprechen. Du hast viel Blut verloren, und ich kann im Augenblick leider nicht viel gegen deine Schmerzen tun.«
    Er schüttelte ablehnend den Kopf. »Meine Schmerzen sind nichts.« Aus seinen zerstörten Augenhöhlen traten wie Tränen einzelne Bluttropfen. »Mich reut nur, dass ich dir nichts mehr nützen kann.«
    Sie versuchte zu sagen: Still, Mahrtiir. Aber sie konnte Kehle und Lippen nicht dazu bringen, diese Worte zu bilden.
    »Viele Bedürfnisse setzen dir zu«, fuhr er mit gepresster Stimme fort, »aber ich bitte dich um eine Gunst. Hier ist kein weiterer Mähnenhüter anwesend, und wir brauchen einen Zeugen. Ich bitte dich, die Stelle der Führer der Ramen zu vertreten.«
    Ein Augenblick verging, ehe Linden merkte, dass Bhapa erschrocken flüsterte: »Nein. Nein. Nein.«
    Mit bewusster, fast schmerzlicher Anstrengung gelang es ihr, wenigstens zu wiederholen: »Ich bin hier.« Vielleicht war sie im Begriff, ein weiteres Versprechen abzugeben, das sie nicht würde halten können.
    Mahrtiir fuhr heiser fort: »Ich kann nicht länger Mähnenhüter sein. Unter den Ramen dürfen Erblindete nicht Sehende befehligen. Seilträger Bhapa muss an meine Stelle treten. Wir können jetzt keine zeremonielle Mähnenweihe vornehmen, aber deine Anwesenheit als Zeugin genügt. Ich bitte Liand aus Mithil Steinhausen, mir die Girlande vom Hals zu nehmen und sie Bhapa umzuhängen.« Seine aus gelben Blüten – Amanibhavam in verblasster Blüte – geflochtene Halskette war blutbefleckt, hing zerfleddert herab, aber war nicht gerissen. »So nimmt er seinen längst verdienten Platz unter den Mähnenhütern ein, und ich werde ihm und dir wie den Ranyhyn bis zu meinem letzten Atemzug dienen.«
    Liand warf Linden sichtlich erschrocken einen bittenden Blick zu. Er fasste Mahrtiirs Girlande nicht einmal an.
    Nein, Mahrtiir. Linden brachte weiter kein Wort heraus. Bitte. Das wird mir im Augenblick zu viel. Ich kann nicht zulassen, dass du das tust. Hätte sie sprechen können, hätte sie vielleicht gesagt: Das hat Zeit bis später. Und sie hätte sich abgewandt.
    Aber jetzt war Bhapa aufgesprungen. Mit erstickter Stimme, als sei er Tränen nahe, rief er aus: »Nein, Mähnenhüter. Nein. Das tue ich nicht. Ich bin nicht reif zur Mähnenweihe. Und ich lasse nicht zu, dass ...«
    Er wandte sich jäh Linden zu. Seine Augen waren trocken, aber jede Linie seines Gesichts glich einem Schluchzen. »Ring-Than«, sagte er bittend, »das darfst du nicht zulassen. Es waren nicht meine schlechten Augen – die du geheilt hast –, die dafür gesorgt haben, dass ich Seilträger geblieben bin, als meine Altersgenossen schon Mähnenhüter waren. Es war meine zaudernde Art. Ich hege Unsicherheiten und Zweifel, die sich schlecht mit Entscheidungen und

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