Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Befehlen vertragen. Ich gehorche bereitwillig, aber ich bin nicht als Führer geeignet.«
Linden starrte ihn an. Sie selbst hegte genügend Unsicherheiten und Zweifel, um eine Legion außer Gefecht zu setzen, aber sie war fest entschlossen, Jeremiahs Qualen zu beenden ... und zu rächen.
Bhapa schien jedoch keine Antwort von ihr zu brauchen. Er wandte sich sofort wieder an Mahrtiir: »Und du kannst dich deiner Aufgaben nicht so leicht entledigen«, erklärte er dem Mähnenhüter. »Oder deines Strebens nach Taten, die überlieferungswürdig sind. Du bist nur verletzt und geblendet. Du bist nicht vernichtet. Du bist mit Herz und Seele Mähnenhüter. Das prägt dich. Noch darfst du den Geas ignorieren, der dir auferlegt worden ist.« Der Seilträger sprach nachdrücklicher. »Du hast gehört, dass ein langer Weg vor dir liegt, ›bis dein Herzenswunsch sich erfüllt‹. Und du bist aufgefordert worden, dann heimzukehren, weil das Land deiner bedarf. Diese Worte sind nicht mir gewährt worden. Sie waren allein für dich bestimmt.«
Auf dem üppigen Gras des Hochplateaus von Schwelgenstein hatte Anele zu Mahrtiir gesprochen. Linden vermutete, ihre Freunde hätten Thomas Covenants Stimme aus dem Alten sprechen gehört.
Bhapa und Pahni hatten eine andere Botschaft gehört. In gewisser Weise habt ihr beiden die schwierigste Aufgabe. Ihr müsst zusehen, dass ihr überlebt. Und ihr müsst dafür sorgen, dass sie auf euch hören.
»Mähnenhüter Mahrtiir«, schloss Bhapa, »ich habe dir in allen Dingen gehorcht. Aber dies kannst du nicht von mir verlangen.«
Mahrtiir bleckte seine blutigen Zähne, und einen Augenblick lang schien er mit Verwünschungen zu kämpfen. Als er sprach, klang seine Stimme angespannt heiser: »Dann bleib ein Seilträger, wenn du kein Mähnenhüter sein willst. Geh Pahni bei den Ranyhyn zur Hand. Die Bedürfnisse der großen Pferde haben Vorrang.«
Er hustete kurz und besprühte dabei seine Brust mit Tropfen von hellrotem Blut, aber Liand entlockte seinem Orkrest Licht und berührte damit Mahrtiirs Brustbein. Der Verletzte entspannte sich allmählich.
»Und Liand kümmert sich gut um mich«, sagte er mit einer Stimme, die an das Rascheln trockenen Herbstlaubs erinnerte. »Ich werde dir meine Girlande nicht aufdrängen, indem ich sterbe.«
Trotz ihrer Erschöpfung beschämt, fand Linden irgendwo genügend sanftes Feuer, um die Blutungen des Mähnenhüters zum Stillstand zu bringen und ihm Schlaf zu gewähren. Sie hatte viele Jahre lang zu leicht geweint. Jetzt hätte sie am liebsten geweint, aber konnte es nicht. Ihr steinernes Herz enthielt keine Tränen.
*
Die Sandgorgonen brachen kurze Zeit später auf; sie stürmten nach Osten davon, als hätten sie es eilig, zu weiteren Verwüstungen zu kommen. Vermutlich kehrten sie zu ihrer Schar zurück.
Sobald sie verschwunden waren, tauchte Esmer wieder auf.
Er trug weiter seine Wunden und seine zerfetzte Kleidung. Vielleicht gehörte zu seinen vielen Talenten nicht auch die Gabe, sich selbst zu heilen.
Er kam nicht zu Linden. Er sprach mit niemandem. Tatsächlich schien er nicht wahrzunehmen, dass jemand ihm zusah, als er Kraftwellen durch den Boden schickte, um die Gefallenen einzusammeln: Höhlenschrate und Kresch und Dorfbewohner gleichermaßen. Durch seine unbegreifliche Macht eingeschüchtert, erhoben die Holzheimer keine Einwände.
Esmer sammelte auch Whranys Kadaver ein: Er machte keine Unterschiede zwischen den Gefallenen. Linden erwartete Proteste der Ramen, die jedoch schwiegen. Selbst die Ranyhyn hinderten ihn nicht daran. Stattdessen riefen die großen Pferde ihrem Gefährten eine Art Lebewohl nach, das traurig und trotzig zugleich klang, während Bhapa und Pahni mit ihren Stirnen den Boden berührten.
Als Esmer die Gefallenen zu einem schrecklichen Berg aufgetürmt hatte, rief er einen Blitzstrahl herab, der ihn entzündete. Dann hüllte er sich in den beißenden Gestank von verbrennendem Fleisch und Blut und verschwand erneut. Aber er ließ genug seiner unheimlichen Kraft zurück, damit der Leichenberg brausend weiterbrannte. Linden vermutete, dass die Flammen weiterlodern würden, bis der letzte Fetzen Fleisch verzehrt war.
Schwarzer Rauch, dickflüssig wie Öl und beißend wie Ausdünstungen eines Abfallhaufens, stieg träge gen Himmel. Zum Glück trug die Brise ihn von den Überlebenden weg. Auch dafür konnte Esmer gesorgt haben.
Sobald Cails Sohn erneut verschwunden war, kehrte Stave zu Linden zurück. Er sprach
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