Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
weder über Esmer noch über die Sandgorgonen, und Linden fragte ihn auch nicht danach. Vielleicht war Esmer wegen der Zahl der Gefallenen betrübt. Vielleicht waren die Sandgorgonen unterwegs, um ihre Schar nach Doriendor Korischew zu führen. Das spielte keine Rolle.
Linden nahm Stave mit und ließ sich von ihm mit Wasser, Frühlingswein und etwas Essen versorgen, während sie den Holzheimern mit schwachen Flammen von Erdkraft und Gesetz zu helfen versuchte.
Für die Ranyhyn hatte sie noch immer nichts getan, aber Liand vereinigte seine Anstrengungen jetzt mit Pahnis und Bhapas, und die Pferde absorbierten das weiße Leuchten seines Sonnensteins dankbar. Erdkraft in dieser Form heilte sie nicht, aber sie schienen daraus wie aus Amanibhavam eine Art Nahrung zu ziehen, sodass sie trotz ihrer Verletzungen stärker wurden.
Irgendwo in der Ferne hörte Linden ein durchdringendes Wiehern, aber sie achtete nicht weiter darauf, und nach einiger Zeit verstummte es von allein. Sie ahnte nicht, was es bedeutete, bis Vernigil und einige Dorfbewohner ihr Schalen aus gebranntem Ton brachten, in denen es von Heilerde duftete. Hyn, Rhohm und Naharahn waren anscheinend davongaloppiert, um entlang dem Bach nach dem heilenden Sand zu suchen, und tatsächlich hatten sie in dem ausgewaschenen Flussbett eine kleine Ader entdeckt.
Vernigils Zustand hatte sich erstaunlich gebessert; sein zerfetztes Bein begann schon wieder zu heilen. Trotzdem konnte Linden sich nicht vorstellen, dass der Meister die segensreiche Wirkung von Heilerde für sich in Anspruch genommen haben sollte. Aber bestimmt hatte er davon profitiert, dass er sie einfach nur getragen hatte.
Die ihn begleitenden Holzheimer waren vor Staunen fast außer sich. Sie mussten den glitzernden Sand mit den Händen zusammengescharrt haben, sodass Erdkraft in ihnen wirkte und die Schleier von Kevins Schmutz wegbrannte. Nun konnten sie erstmals in ihrem Leben – erstmals seit ungezählten Generationen – wieder sehen. Sie begriffen noch nicht, was in ihnen vorgegangen war. Trotzdem waren sie wie verwandelt.
Nun gestattete Linden sich endlich zu ruhen. Sie berührte die Heilerde mit einer Fingerspitze, ließ ihre magische Kraft sich durch ihren Körper ausbreiten. Dann sank sie zu Boden, zog sich die Kapuze ins Gesicht und überließ es Stave und Vernigil, die Baumbewohner im Gebrauch dieser großzügigen Gabe des Landes zu unterweisen.
*
Später war sie so weit erholt, dass sie sich fragen konnte, weshalb die Meister zugelassen hatten, dass die Holzheimer Erdkraft erlebten – dass sie ihren Gesundheitssinn entdeckten und jetzt wussten, was ihnen vorenthalten worden war. Sie fand auf diese Frage keine Antwort. Außer dem Dauergestank der brennenden Leichen nahm Linden Kochgerüche wahr. Als sie sich nun aufsetzte, konnte sie viele Dorfbewohner an Feuern sehen, für die sie Banyan-Äste und -Zweige gesammelt hatten. Vielleicht durch die Wunderheilung ihrer verletzten oder sterbenden Freunde und Angehörigen ermuntert, hatten sie sich aus ihrer Verzweiflung aufgerafft, um zu tun, was zum Überleben notwendig war.
Als Linden sie eine Zeit lang beobachtete, stellte sie fest, dass dies alles von dem alten Paar organisiert wurde, dem sie auf Hyns Drängen hin geholfen hatte. Sie hatte die beiden nicht wirklich geheilt; sie hatte lediglich ihren Tod etwas hinausgeschoben, aber auch sie mussten von der ungeheuren Wirksamkeit von Heilerde profitiert haben. Obwohl sie gebrechlich und verletzt waren, gingen sie zwischen ihren Nachbarn umher – weiterhin Hand in Hand – und teilten die Holzheimer in verschiedene Arbeitsgruppen ein.
Hyn stand in Lindens Nähe, hatte offenbar über ihre Reiterin gewacht. Und sobald Linden sich aufsetzte, kam Liand zu ihr herüber. Bequem auf Erde und Schiefer hockend, studierte er sie einen Augenblick lang, um sich davon zu überzeugen, dass sie unverletzt war. Dann wandte auch er seine Aufmerksamkeit den Dorfbewohnern zu.
»Wie ich erfahren habe«, bemerkte er ruhig, »werden die Ältesten, die ihre Führer sind, Heers genannt. Die Bräuche der Holzheimer sind mir fremd.« Er bedachte Linden mit einem schiefen Lächeln. »Ich wusste gar nicht, dass es im Land solche Leute gibt. Aber durch ›Alter und Leistung‹ ...« Er zitierte gutmütig Handir. »... sind Karnis und seine Gefährtin Quilla die Heers des Ersten Holzheims. Du hast gut daran getan, sie am Leben zu erhalten, Linden. Sie werden von ihren Leuten höher geachtet als die
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