Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Linden spürte die Tiefe von Aneles traumlosem Schlaf, die Unerschütterlichkeit von Staves Gegenwart, die unnachgiebige Passivität der Gedemütigten. Aber diesmal teilte sie keine ihrer Reaktionen. Ihre Aufmerksamkeit reichte bereits über den Seelentrost hinaus.
    Auf dem gegenüberliegenden Ufer sah sie den Egger.
    Die entspannte Haltung, in der er auf seinem Streitross saß, ließ erkennen, dass er sie erwartete.

12

Vertrau auf dich selbst
     
     
    Lindens Herz hämmerte, als Stave sie mit ruhiger Stimme warnte: »Auserwählte.«
    Ich begehre, Lady, deine Werkzeuge der Macht zu besitzen.
    Im nächsten Augenblick spürte sie Liands Besorgnis, die wie eine Woge über ihr zusammenschlug. »Himmel und Erde«, flüsterte der Steinhausener. »Er ist hier? Wagt er es, uns in Andelain schaden zu wollen?«
    Bekommen werde ich allerdings nur deine Gesellschaft.
    Mahrtiir murmelte halblaut Ramenflüche.
    »Vielleicht nicht«, schlug Stave vor. »Die Flammengeister haben ihn eingelassen.«
    Der Egger konnte Dämondim-Brut mit einer Handbewegung, einer Beschwörungsformel zugrunde richten. Besaß er dieselbe Macht über die Flammengeister? Nein, widersprach Linden sich selbst und schüttelte den Kopf. Nein. Die Urbösen und Wegwahrer waren unnatürliche Wesen. Ich habe solche Geschöpfe eingehend studiert. Aber die Flammengeister waren Avatare der Erdkraft. Dass der Egger imstande war, künstliches Leben zu vernichten, bedeutete nicht, dass er auch den Flammengeistern gefährlich werden konnte.
    Sie hatten seine Gegenwart ebenso akzeptiert wie die Lindens.
    Ich kann dich zu deinem Sohn bringen.
    Sein Anblick verwandelte ihre Gewissheit in Verwirrung.
    Mahrtiir beantwortete zähneknirschend die überraschten Fragen der Schwertmainnir. Vorletzte Nacht hatte Linden ihnen von dem Egger erzählt. Jetzt identifizierte Mahrtiir die in der einsetzenden Abenddämmerung graue Gestalt am Südufer des Seelentrosts und gab grimmig wieder, was er über den stutzerhaft gekleideten Insequenten wusste.
    Während der Mähnenhüter sprach, lenkte Liand seinen Hengst Rhohm an Hyns Seite. »Linden«, flüsterte er drängend, »was hast du vor? Er begehrt deinen Stab und den Weißgoldring. Andererseits hat er aller Gewalt abgeschworen.« Die Mahdoubt hatte ihr Leben dafür geopfert, dem Egger diesen Schwur abzuringen. »Und er behauptet, er könne dich zu deinem Sohn bringen. Wie will er Wort halten und dennoch ans Ziel seiner Wünsche gelangen? Willst du mit ihm verhandeln, um Zugang zu deinem Sohn zu erhalten?«
    Esmer und Roger hatten den Egger bekämpft; sie hatten ihn töten wollen, wenn sie ihn nicht aus dieser Zeit vertreiben konnten. Linden vermutete, dass die Kresch des Wüterichs Moksha aus demselben Grund angegriffen hatten. Sie sollte daran gehindert werden, Jeremiah zu erreichen.
    Aber Kasteness konnte Andelain nicht betreten. Der Verächter mied es selbst. Vielleicht war auch Esmer hier machtlos. Vermutlich stellte nicht einmal Roger eine Gefahr dar. Der wiedererwachte Krill und die Flammengeister beschützten die Hügel. Der Egger war hier sicher. So sicher wie Linden.
    Ihre Verhandlungsmasse bestand nur aus ihrem Stab und Covenants Ring. Konnte sie jetzt beide hergeben? Ihr Ziel aufgeben? Um Jeremiahs willen? Auf der anderen Seite: Was wäre damit erreicht gewesen? Ohne Erdkraft und wilde Magie konnte sie ihn unmöglich von dem Croyel befreien ...
    Diese Einsicht ließ ihre Überlegungen zerstieben wie dürres Herbstlaub im Wind. Sie hatte unvorstellbare Errettungen, Wunder an Hoffnung erlebt. Caerroil Wildholz hatte ihren Stab vervollständigt. Die Mahdoubt hatte sie aus der Vergangenheit des Landes zurückgebracht. Und Anele hatte ihr vor zwei Tagen erklärt: Der Morinmoss hat das Bündnis, den Weißgoldträger erlöst. Der Forsthüter hat gesungen, und der Morinmoss hat geantwortet.
    Sie musste glauben, ihre Zeit der Wunder sei noch nicht vorüber, sondern dass sie erreichen könne, wozu sie hergekommen war. Dass sie Jeremiah finden könne, ohne etwas von ihrer Macht abgeben zu müssen. Sonst würde sie sich nicht gegen die Forderungen des Insequenten zur Wehr setzen können.
    Heute sind diese Tage vergessen.
    Statt Liand zu antworten, wandte sie sich an Stave: »Weißt du, wovon Anele gesprochen hat? Im Salva Gildenbourne, ehe die Riesinnen uns gefunden haben, hat er gesagt, der Morinmoss habe Covenant ›erlöst‹. Aber das liegt schon lange zurück. Erinnerst du dich daran? Kannst du mir erklären, was er gemeint

Weitere Kostenlose Bücher