Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Stärke war eher ein Ausdruck erworbener Theurgie statt angeborener Macht, seine magischen Fähigkeiten waren ein schützender Panzer.
    Linden bat Hyn an der Grenze des von der Eiche geworfenen Schattens innezuhalten, Abstand zu wahren. Sie konnte die Augen des Insequenten nicht sehen, aber er sah bestimmt die ihrigen – und die ihrer Gefährten. Der Egger hatte geschworen, nicht nochmals zu versuchen, ihren Verstand zu verschlingen. Als Zeugin dafür hatte er die Mahdoubt benannt. Aber er hatte nie versprochen, ihre Freunde nicht zu bedrohen.
    Mahrtiir und Anele waren vor ihm sicher, und auch die Haruchai würde er nicht mit Blicken in seinen Bann ziehen können. Die Riesinnen würden ihm vielleicht widerstehen. Aber Liand, Bhapa und Pahni wären hilflos gewesen. Falls der Egger sich ein Druckmittel verschaffen wollte ...
    Die Zeit schien sich bis zum Zerreißen zu dehnen. Trotz des schwachen Lichtscheins außerhalb der Schatten wurde das Dunkel unter der Eiche nachtschwarz. Die Riesinnen traten von einem Fuß auf den anderen und warteten darauf, dass Linden das Wort ergriff. Das Streitross scharrte unruhig mit den Hufen.
    Linden fasste den Stab fester. Mit der anderen Hand berührte sie Covenants Ring unter dem Stoff ihrer Bluse. »Sprich!«, verlangte sie. »Du bist am Zug.«
    Der Egger lachte halblaut. »Willkommen in Andelain, Lady.« Seine Stimme hatte die üppige Tiefe fruchtbaren Lössbodens. Im Gegensatz zu Esmer trug er keinerlei sichtbare Spuren ihres früheren Kampfes. »In diesem Born des Friedens wird dich vieles entzücken und überraschen.«
    »Spar dir diese Spielchen«, wehrte sie ab. »›Frieden‹ gehört nicht zu deinen Stärken. Komm zur Sache.«
    Er lachte erneut: ein halblautes Rascheln, als gleite Segeltuch über Stein. »Genügt es nicht, dass ich Andelain betreten darf? Muss ich darauf verzichten, seinen Liebreiz zu genießen, bloß weil Kasteness und Esmer Meersohn und der Sohn deines toten Geliebten mein Vergnügen nicht teilen können?«
    Linden wollte etwas antworten, aber dann verstummte sie. Roger durfte nicht nach Andelain? Auch Esmer nicht? Das hatte sie gehofft, nur hatte Esmer es nicht ausdrücklich gesagt. Aber wieso hielt der Egger sich dann zurück? Er war in keiner Weise gefährdet. Weshalb verspottete er sie, statt ihr einen Handel vorzuschlagen? Unterschwellige Bedrohungen kratzten an ihren Nerven, doch im Augenblick war ihre Gewissheit stärker als ihre Besorgnis. Sie war ihrem Ziel so nahe ...
    »Also gut«, sagte sie, als habe sie sich beruhigt. »Ich bin etwas verwirrt. Ich weiß, warum du hier bist. Aber ich weiß nicht, wie du reingekommen bist. Wieso haben die Flammengeister dich nicht aufgehalten? Oder der Krill? Wie bist du reingekommen, wenn sie Kasteness zurückgewiesen haben?«
    Der Egger gab keine Antwort und es schien, als sei er in Gedanken woanders.
    Linden glaubte ein fernes Geräusch zu hören, das nicht zu einem Abend in Andelain passte. Aber es war zu unbestimmbar, um sich identifizieren zu lassen, und verhallte sofort wieder.
    »Vielleicht ist er nicht abgewiesen worden, Auserwählte«, meinte Stave, »weil er kein Wesen ist, das Macht besitzt. Seine Theurgie beruht auf angelerntem Wissen; sie ist ihm nicht eigen.«
    Selbst Langzorn besaß eine Art Magie: die Fähigkeit, seine Fesseln abzustreifen, wann immer er wollte.
    Linden spürte den Blick des Eggers wieder auf sich. »Lady, ich habe versprochen, dir Gesellschaft zu leisten, und das Wort jedes Insequenten ist heilig. Wo solche Treue fehlt, wird Wissen wertlos. Ich habe zu lange gestrebt und zu viel gelernt. Treulosigkeit stünde mir nicht gut zu Gesicht. Deshalb bin ich hier. Das genügt als Rechtfertigung.« Seine Stimme vibrierte leicht vor Spott.
    Die Erinnerung daran, was er der Mahdoubt angetan hatte, machte Linden wütend und ihr steinernes Herz schwer, aber dann beherrschte sie sich wieder: »Lassen wir das. Mir ist egal, wie du dich rechtfertigst. Erzähl mir etwas anderes. Anele besitzt Macht. Warum haben die Flammengeister ihn nicht abgewiesen?« War es denkbar, dass sie den Egger nach Andelain eingelassen hatten, weil er nicht dem Verächter diente?
    Etwas, das Linden nicht definieren konnte, schien seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Es war kein Vogelruf, keine Brise oder das Murmeln des Seelentrost-Flusses, obwohl es Ähnlichkeit mit diesen Lauten hatte. Sie spürte, dass seine Haltung sich leicht veränderte, während er das Zwielicht hinter ihr sondierte. Wieder antwortete er

Weitere Kostenlose Bücher