Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
versucht, sie durch Anele zu warnen ...
In der Leere und Stille der hohen Torhalle erklang nun klagend die Stimme ihres alten Gefährten: »Was geht hier vor? Anele sieht niemanden. Nur Meister, die ihm die Freiheit versprochen haben. Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
Niemand antwortete ihm. Stattdessen trat Handir vor und verbeugte sich vor Covenant. »Ur-Lord Thomas Covenant«, sagte er mit fester Stimme, »Zweifler und Erdfreund, wir heißen dich willkommen. Sei willkommen in Schwelgenstein, Faust und Glaube – und dein Gefährte ebenso. Wir bedürfen dringend der Hilfe, und dein Kommen ist ein unerwarteter Segen. Wir sind die Meister des Landes. Ich bin Handir, aufgrund meiner Jahre und Verdienste die Stimme der Meister. Wie können wir dir dienen, wenn Dämondim-Horden unsere Tore belagern und die Erschöpfung eurer Pferde ihre schlimmen Absichten offenbart?«
»Nein!«, sagte Linden, ehe Covenant – oder Jeremiah – antworten konnte. »Tu das nicht, Handir. Denk erst darüber nach.«
Sie sprach schnell, wie unter Zwang, von unerklärlichen Ängsten getrieben. »Die Dämondim haben uns gestern entkommen lassen. Dann haben sie sich zurückgezogen, um ...« Sie konnte Covenants Namen und auch Jeremiahs nicht aussprechen, wenn sie die beiden nicht einmal berühren durfte. »... um diese beiden durchzulassen. Das wollten diese Ungeheuer so.« Kurz versagte ihre Stimme, doch dann schluckte sie ihren Kummer wie einen Mund voll Asche hinunter: »Sonst hätten sie den Weltübelstein eingesetzt.«
Aber konnte sie sich dessen wirklich sicher sein? Nein, dachte sie, die Dämondim hatten das alles nicht geplant. Sie konnten es nicht geplant haben. Sie hatten nicht wissen können, dass Linden versuchen würde, das Land zu beschützen, indem sie die Dämondim aus der Vergangenheit entführte. Hätte Anele sich nicht von einem Wesen aus Magma und Zorn besessen der Gräuelinger-Brut entgegengestellt ...
Auf der anderen Seite: Covenant und Jeremiah würden doch sicherlich nicht vor ihr stehen und sie zurückweisen, wenn das nicht der Wille irgendeines mächtigen Feindes wäre?
Sie wandte sich von der Stimme der Meister ab und Covenant zu: »Bist du überhaupt real?« Die Toten von Andelain waren Gespenster; körperlos. Sie konnte man nicht berühren ...
In Covenants Augen wechselten Grimm und ein amüsiertes Funkeln: »Tod und Teufel, Linden. Freut mich, dass du dich nicht verändert hast. Ich wusste, dass du das alles nicht unbesehen glauben würdest. Beruhigend, dass ich dir weiterhin vertrauen kann.«
Mit der Linken winkte er einen der Gedemütigten zu sich heran. Als Branl mit seiner Fackel vortrat, nahm Covenant sie ihm aus der Hand und schwenkte sie von einer Seite zur anderen, als wolle er so seine materielle Existenz beweisen. »Oh, wir sind durchaus real«, sagte er und fügte an Jeremiah gewandt hinzu: »Zeig's ihr.«
Noch immer grinsend griff Jeremiah an den Bund seiner Pyjamahose und zog den leuchtend roten Spielzeugrennwagen heraus, den er in der Hand gehalten hatte, als Sheriff Lyttons Deputies das Feuer eröffneten. Er warf ihn mehrmals locker von einer Hand in die andere, dann schob er ihn zurück in den Bund. Alles an ihm strahlte eine Mischung aus Stolz und Eifer aus und schien zu fragen: Siehst du es, Mama? Siehst du es?
Linden suchte seinen Schlafanzug hastig nach Einschusslöchern ab. Aber der Stoff war zu zerrissen und fleckig, um einen Hinweis darauf zu liefern, was Jeremiah zugestoßen war, ehe er ins Land geholt worden war.
Keiner der Meister sprach. Sie schienen zu verstehen, dass Lindens Fragen Antworten forderten. Covenant gab Branl abrupt die Fackel zurück. Als der Gedemütigte sich erneut an Galts und Clymes Seite zurückzog, konzentrierte Covenant sich erneut auf Linden: »Dies ist nicht leicht für dich. Das weiß ich sehr wohl.« Seine Stimme klang heiser, als hätte er sie lange nicht benutzt, und er schien nach Wörtern zu suchen, als falle es ihm schwer, sich an die gewünschten Ausdrücke zu erinnern. »Glaub mir, auch für uns ist das alles nicht leicht. Wir sind hier. Aber wir sind nicht nur hier.« Er seufzte. »Das lässt sich nicht einfach erklären. Dir fehlt die Erfahrung, um es verstehen zu können.« Sein flüchtiges Lächeln erinnerte sie daran, wie selten sie diesen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen hatte. Selbst Roger hatte sie öfter angelächelt. »Jeremiah ist hier, aber Foul hat ihn trotzdem noch immer in seiner Gewalt. Ich bin hier, aber ich bin auch noch
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