Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
inneren Tore hinter sich hatten. Als sich nun auch diese Tore schlossen und den letzten Rest Tageslicht aussperrten, sank Jeremiahs Reittier auf die Knie und wälzte sich keuchend mit Schaum und Blut vor dem Maul auf die Seite. Jeremiah hätte hart auf die Steinplatten fallen können, aber der Meister, mit dem er geritten war, bekam ihn zu fassen und setzte ihn unversehrt ab. Das Pferd, auf dem Covenant saß, brach kurz darauf zusammen. Seine beiden Reiter konnten rechtzeitig abspringen.
Als die inneren Torflügel sich wie die Türen einer Gruft schlossen, blieb die Flamme des Stabes als einzige Lichtquelle in der Torhalle zurück.
Die Ramen beklagten die jämmerliche Verfassung der Pferde; Linden jedoch ignorierte sie. Sie wollte nur eines: auf ihre Männer zustürmen, um sie in die Arme zu schließen. Auch Covenant wandte sich ihr zu, doch das Erkennen in seinen Augen wich schnell. Etwas wie Entsetzen. Etwas wie Wut. »Höllenfeuer, Linden! Mach das verdammte Ding aus! «, brüllte er.
Sie machte abrupt halt. Keuchte, als habe sein Zorn ihr den Atem verschlagen. Ihre Kraft fiel von ihr ab, und Dunkelheit schlug wie ein Donnerschlag über ihrem Kopf zusammen.
O Gott ...
Nimm dich nur vor mir in Acht. Denk daran, dass ich tot bin.
Ihre Stimme gehorchte ihr nicht, doch ihr Herz schleuderte dem Verächter entgegen: Du Dreckskerl! Was hast du getan?
Eine Hand umschloss ihren Arm. Sie hörte Stave kaum, als er leise sagte: »Einen Augenblick, Auserwählte. Handir und andere bringen Fackeln. Hab nur noch einen Augenblick Geduld.«
Sie wusste, dass er die Wahrheit sprach. Stave konnte die mentalen Stimmen der Meister noch immer hören, obwohl sie sich weigerten, ihn auf diese Weise anzusprechen oder ihm zu antworten. Sie aber kannte ohne das Feuer des Stabes nur Dunkelheit und Verwirrung.
Sie fuhr zu Stave herum, umklammerte seinen Arm, nahm kaum Notiz von dem Flüstern Liands und der Ramen hinter ihm: »Deine Sinne sind schärfer als meine. Kannst du sie sehen? « In sie hineinsehen? »Ist alles in Ordnung mit ihnen?«
»Sie scheinen heil zu sein«, antwortete der frühere Meister ruhig. »Der Ur-Lord ist den Haruchai stets verschlossen gewesen. Nicht einmal die Bluthüter konnten in sein Herz blicken. Und sein Gefährte ...« Stave machte eine Pause, als wollte er seine Beobachtung verifizieren. »Auch er bleibt verschlossen.«
»Du kannst überhaupt nichts sehen?«, drang Linden in ihn. Nicht einmal Kevins Schmutz konnte den Blick der Meister trüben ...
»Ich nehme seine Anwesenheit wahr – und die seines Gefährten. Sonst nichts.« Stave zuckte vermutlich mit den Schultern, dann fügte er ruhig hinzu: »Auserwählte, kennst du den Gefährten des Ur-Lords?«
Linden konnte nicht antworten, ihre eigenen Fragen nahmen zu viel Raum in ihr ein, und Covenants Schrei hatte ihre Konzentration so sehr gestört, dass sie praktisch blind war. Um zu ihm zu gelangen, hätte sie sich führen lassen müssen. ›Bring mich zu ihm‹, wollte sie sagen, doch da flackerte unstetes Licht durch den Gang zur Torhalle hin und auf sie zu, und einige Herzschläge später betrat Handir, die Stimme der Meister, die große Halle, begleitet von einem Gefolge aus Haruchai. Der rötliche Feuerschein ihrer Fackeln ergoss sich wabernd über die Steinplatten. Wo er sich in der Düsternis verlor, schien er zu gerinnen wie Blut.
Lindens Blick wanderte über die Gesichter ihrer Gefährten, die sich langsam aus dem Feuerschein schälten. Keiner von ihnen kannte Covenant oder Jeremiah, keiner konnte sie kennen. Vielleicht hatte Handir die Neuankömmlinge als »Fremde« bezeichnet, um Linden indirekt zu tadeln, aber dennoch waren die Ramen vielleicht imstande, Covenants Identität zu erraten. Alte Sagen ihres Volkes rankten sich noch heute um die Person des ersten Ring-Thans. Aber als ihr rascher Blick ihn streifte, las sie auch in seinen Zügen nichts als aufrichtige Irritation. Offenbar war keiner der Meister so höflich gewesen, Covenants Namen ihren Freunden gegenüber laut auszusprechen. Und über Jeremiah konnten selbst die Meister nur spekulieren.
Dann aber erreichte das Licht die Gruppe von Pferden und Reitern in der großen Torhalle, und Linden vergaß alles andere außer den Gesichtern, die sie mehr liebte als alle, die sie jemals gekannt hatte.
Ohne nachzudenken, hastete sie ihnen auf den Spuren des Feuerscheins entgegen, schnell zunächst, dann immer langsamer, vorsichtig, als könne sie ihr Glück nicht glauben und fürchtete,
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