Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Linden einfiel, war: Weil Jeremiah und Covenant sie erreichen können sollten. Hätten ihre Feinde den Tod der beiden gewollt, hätten sie ihnen nur vor den Toren von Schwelgenstein aufzulauern brauchen.
Nein, Covenant und Jeremiah wurden nicht gejagt; sie wurden wie Vieh getrieben. Nur weshalb die Dämondim – und das Wesen, das von Anele Besitz ergriffen hatte – es darauf anlegten, Jeremiah und Covenant lebend zu ihr gelangen zu lassen, konnte sie sich nicht vorstellen und glaubte doch fest daran. Die Alternativen wären unerträglich grausig gewesen.
Lindens Stiefelabsätze knallten auf den von unzähligen Schritten glatten Steinplatten, als sie schließlich die letzte Treppe hinab und in die große Halle rannte, den Blick durch die Tore auf den Hof und die Passage unter dem Wachtturm gerichtet. Obwohl sie die Flamme des Stabes nun nicht mehr brauchte, ließ Linden sie brennen. Vielleicht würde sie seiner Macht auf andere Weise bedürfen.
Jenseits des sonnenhellen Innenhofs nahm das Halbdunkel des breiten, leicht schrägen Tunnels ihr etwas die Sicht. Die offenen äußeren Tore und das abfallende Gelände vor ihnen ahnte sie mehr, als dass sie es deutlich sah. Mit ihrem Gesundheitssinn entdeckte sie, wie von einem steinernen Bilderrahmen umgeben, die vier Meister auf ihren vor Anstrengung keuchenden Pferden. Covenant klammerte sich von hinten an einen der Haruchai ; Jeremiah ritt ebenso gefährlich unsicher an einen der anderen Meister gepresst.
Der Mustang, der ihren Sohn trug, lahmte stark und konnte nicht mit den anderen Schritt halten; und auch Covenants Reittier stolperte am Rande des Zusammenbruchs vorwärts. Alle Pferde waren erschöpft. Selbst aus dieser Entfernung erkannte Linden, dass nur noch ihre Angst ihnen die Kraft zum Weiterlaufen gab. Trotzdem schafften sie es irgendwie, vor den heranbrandenden Dämondim zu bleiben. Setzten die Ungeheuer nicht die Macht des Weltübelsteins ein, würden die Reiter die äußeren Tore weit vor ihren Verfolgern erreichen. Und die Tatsache, dass die Gräuelinger-Brut den Stein nicht bereits eingesetzt hatte, schien Lindens Überzeugung, Covenant und Jeremiah würden nicht gejagt, sondern getrieben, zu bestätigen.
Sie wollte ihren Lieben Mut zurufen, wollte ihre eigene Verzweiflung herausschreien; wollte fragen, warum die Meister keinen Ausfall wagten, um Jeremiah und Covenant zu beschützen; wollte der Horde trotz der großen Entfernung mit Erdkraft und dem Stab des Gesetzes gegenübertreten. Aber sie biss sich auf die Unterlippe, um ihre Panik zu unterdrücken. Jeremiah und Covenant würden sie nicht hören. Die Haruchai konnten die Dämondim nicht wirksam bekämpfen. Und Linden selbst durfte nicht wagen, Erdkraft einzusetzen, wenn Menschen, die sie unbedingt retten wollte, sich zwischen ihr und der Horde befanden.
Grimmig zwang sie sich, vorerst zu warten, hielt ihren brennenden Stab wie ein Signalfeuer in die Höhe und blieb fast einen Steinwurf außerhalb des Innenhofs. So bliebe den Verteidigern von Herrenhöh Platz zum Kampf, falls sich nicht verhindern ließ, dass Dämondim durch die Tore eindrangen.
Und dann kamen sie, galoppierten die Meister auf ihren Pferden durch die äußeren Tore in den düsteren Tunnel, donnerten die Pferdehufe über das blank gewetzte Pflaster, als erst Covenant, dann Jeremiah von den Schatten verschluckt wurde.
Einen Herzschlag später begannen die äußeren Tore sich schwerfällig wie Leviathane zu schließen.
Der schwere Stein schien sich langsam zu bewegen, viel zu langsam, um die rasch heranbrandenden Ungeheuer aussperren zu können. Doch trotz ihrer Angst erkannte Linden, dass die Dämondim erneut ihr Tempo verringert hatten und so ihre Feinde entkommen ließen. Dann spürte sie den Schlag, mit dem die Steintore schmetternd zufielen. Die schweren Flügel sperrten die Dämondim-Brut aus und tauchten den Tunnel in völlige Finsternis.
Nur wenige Wimpernschläge später erreichten die Reiter das Tageslicht des Innenhofs, und Linden sah, dass alle sechs in Sicherheit waren. Wie weit sie vor den Dämondim geflüchtet waren, wusste sie nicht, erkannte aber, dass keiner von ihnen auch nur die geringste Verletzung hatte.
Ihren Pferden ging es weniger gut. Wie die Reiter waren sie unverletzt, aber panische Angst hatte sie weit über ihre Grenzen hinaus getrieben: Sie waren lange und angestrengt genug galoppiert, um irreparable Herzschäden davonzutragen. Trotzdem machten sie nicht halt, ehe sie den Hof überquert und die
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