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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Lauf der Jahre erzählt hatte: Witze, mit denen sie eine Reaktion hatte provozieren wollen, als er zu keiner Regung imstande gewesen war. Der Muskel in seinem linken Augenwinkel zuckte weiter wie ein kleiner Puls. Aber Covenant funkelte sie an, und das Feuer in seinem Blick erschien ihr heißer als jede Fackel: »Auch nur ein Trick«, erklärte er ihr mürrisch. »Eine Illusion.« Mit seiner halben Hand machte er eine wegwerfende Bewegung. »Glaub mir, mit den gestrigen Ereignissen hatte ich nichts zu tun.« Trotz ihrer Größe schien die Torhalle voller Halbhände zu sein: die Gedemütigten sowie Covenant und Jeremiah. »Das ist ein anderes Thema. Aber Jeremiah und mich haben sie durchgelassen, weil ...« Covenant zuckte steif mit den Schultern. »... weil ich ihren Realitätssinn betrogen habe, könnte man sagen. Nur ein kleines bisschen. Ich bin schon ziemlich überanstrengt. Ich kann nicht allzu viele Dinge gleichzeitig tun. Deshalb habe ich uns als Köder hingestellt. Als hätten wir den Auftrag, sie in einen Hinterhalt zu führen. Als gäbe es hier Kräfte, die sie nicht verstehen. Deshalb haben sie uns nur verfolgt, statt uns anzugreifen. Sie wollen uns einschließen, bis sie herausbekommen, was hier gespielt wird. Und vielleicht gefällt ihnen die Vorstellung, alle ihre Feinde an einem einzigen Ort eingekesselt zu haben.« Er lächelte Linden erneut zu, obwohl seine Augen weiter funkelten. »Bist du zufrieden? Wenigstens vorläufig? Kann ich einen Augenblick allein mit Handir sprechen? Jeremiah und ich brauchen Ruhe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie anstrengend dies alles ist ...« Er seufzte schwer. »Und wir müssen abwehrbereit sein, ehe die Dämondim merken, dass ich sie zum Narren gehalten habe. Sobald sie das tun, setzen sie den Weltübelstein ein. Dann sind Höllenfeuer und blutige Verdammnis nicht mehr etwas, worüber wir nur sprechen. Dann sind sie real, dann sind sie hier .«
    Linden musterte Covenant aufmerksam. Er erschien ihr nicht erschöpft, vielmehr energiegeladen genug, um die Dämondim-Horde im Alleingang zu besiegen.
    Und ihr Sohn schien zu ihm zu gehören.
    Linden konnte die beiden nicht mit ihrem Gesundheitssinn identifizieren. Jeremiah und Covenant waren so unergründlich, so von ihr isoliert, wie sie es in ihrer wirklichen Welt gewesen wären. Trotzdem hätte sie die beiden dort wenigstens berühren können. Hier, im unsteten Fackelschein mit seinen tanzenden Schatten, erschien Jeremiah ihr trotz seines unverkennbar hellwachen Bewusstseins so abweisend und unerreichbar wie der Zweifler selbst. Weshalb, so fragte sie sich, hatte Covenant sie aufgefordert, ihn zu finden, wenn er dies alles bewirken konnte?
    Mit gesenktem Kopf zwang sie sich, erst einen, dann noch einen Schritt rückwärts in den Kreis ihrer Freunde zu machen. Sie sehnte sich nach dem Trost ihrer Unterstützung, konnte jeden von ihnen deutlich wahrnehmen: Liands ehrliche Verblüffung, seine Sorge um sie; Mahrtiirs Eifer und Enthusiasmus, sein Staunen und sein Misstrauen; Aneles geistige Verwirrung. Selbst Staves Gleichmut, sein blindes Auge und seine neuen Wunden erschienen ihr vertrauter als Covenant und Jeremiah, ihre geliebten Männer. Und doch wog die komplexe Ergebenheit der kleinen Gruppe nicht auf, was sie gewonnen und verloren hatte.
    Linden, finde mich.
    Sei in der Liebe vorsichtig.
    Sie brauchte den Trost von Covenants Umarmung, wollte Jeremiah fest an sich drücken, ihm mit den Fingern durchs Haar fahren, sein Gesicht streicheln ... Aber sie war zurückgewiesen worden – und mit ihr das warme, reine Feuer des Stabes des Gesetzes.
    Covenant nickte mit zufriedener Miene. Dann wandten Jeremiah und er sich der Stimme der Meister zu: »Entschuldige, dass ich dich habe warten lassen.« Kurz klang er ungewohnt salbungsvoll, fing sich aber rasch wieder. »Aber du kennst Linden. Hat sie Fragen, besteht sie auf Antworten.« Er grinste, als habe er einen Scherz gemacht, den nur Handir verstehen konnte. »Das muss man respektieren.« Dann wurde er schlagartig wieder ernst. »Du hast gesagt, wir seien willkommen. Du ahnst nicht, wie höchst willkommen wir euch sein müssen. Du sprichst für die Meister?«
    Linden wandte sich ruckartig von ihnen ab. Sie konnte Jeremiahs eifrigen und zugleich abweisenden Gesichtsausdruck nicht länger ertragen. Könnte sie doch ihre Ohren vor dem Klang von Covenants Stimme verschließen! Einmal mehr suchte sie Halt bei ihren Freunden, studierte ihre Gesichter. Aus Liands Neugier und

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