Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
zwischen Erleichterung darüber, dass sie Covenant und Jeremiah nicht vernichtet hatte, Zorn wegen der Opferrolle Aneles und Sorge wegen der vor ihr liegenden Aufgaben hin- und hergerissen wurde, beschwichtigte den Mähnenhüter mit einer Handbewegung. »Du hast recht«, erklärte sie Handir. »Wir sollten gehen. Covenant sagt, er könne uns retten. Ich will ihn nicht warten lassen.«
    Sie fürchtete nicht, er könnte die Erlösung des Landes ohne sie versuchen. In seinen Plänen war ihr eine noch unbezeichnete Rolle zugedacht. Aber sein Vorhaben würde gefährlich sein; davon war sie überzeugt. Wie konnte es etwas anderes sein, nachdem sie seine Aufforderung, ihm den Ring zurückzugeben, abgelehnt hatte? Sie schüttelte stumm den Kopf. Was auch immer geschah, ein Wunsch war ihr geblieben: Sie wollte ihren Sohn beschützen. Sie musste es tun.
    Indem sie ihren Gefährten bedeutete, ihr zu folgen, ließ sie die Barbarei der Dämondim hinter sich, um das Versprechen zu halten, das sie Covenant und Jeremiah gegeben hatte.
     
    *
     
    Während sie durchs nasse Gras stapfte, ließ der Regen, der ihr schräg ins Gesicht klatschte, allmählich nach. Hinter Linden verdeckte die Sturmfront die aufgehende Sonne, und ein kalter Wind kam auf, der von den fernen Gipfeln herab über die Hochebene strich. Seine Böigkeit ließ vermuten, er werde noch zunehmen. Bald würden die Regentropfen auf ihrer Haut beim Auftreffen zu brennen beginnen.
    Ihr Umhang war durchnässt, die Kleidung darunter feucht. Blieb sie diesem Wetter ausgesetzt, würde der Wind sie allmählich auskühlen lassen, bis die Wirkung des Vitrims verflog. Trotzdem schritt Linden mit Entschlossenheit im Gang und einer gewissen Klarheit im Herzen nach Westen aus. Sie fürchtete so viele Dinge, dass sie gar nicht alle hätte benennen können – aber Wind und Regen und Kälte gehörten nicht dazu.
    Indem sie die Mitte des Felssporns mieden, führten Stave, Handir und Galt sie den Südrand der weitläufigen Feste entlang. Dies war zweifellos der kürzeste Weg zu den Schleierfällen. Liand, der Wind und Regen mit stoischer Miene ertrug, ging mit gleichmäßigem Schritt an ihrer Seite. Gelegentlich sah er zu Pahni hinüber, als überrasche ihr Anblick ihn jedes Mal wieder aufs Neue. Sogar noch mehr als die Ramen schien er in seinem Misstrauen gegenüber Covenant – und gegenüber Jeremiah – gefestigt zu sein. Er war nicht mit Sagen von dem Ring-Than aufgewachsen, der sich geweigert hatte, die Ranyhyn zu reiten, und außer aus Lindens Erzählungen wusste er nichts von Covenants Siegen über den Verächter – oder ihre schrecklichen Kosten. Für ihn war die Lage relativ einfach: Seine Loyalität gehörte Linden.
    Linden spürte den Drang, stehen zu bleiben und mit ihm zu sprechen, ihm zu erklären, womit Covenant sich ihre Liebe und Dankbarkeit verdient hatte, und ihm zu sagen, weshalb sie alles für Jeremiah zu opfern bereit war. Liand sollte begreifen, weshalb sie beabsichtigte, Covenant trotz seiner Fremdheit und seiner Verachtung und seiner indirekten Grausamkeit nach besten Kräften zu helfen, aber sie widerstand diesem Drang. Liand würde die Wahrheit früh genug erfahren: sobald Linden sie selbst aus Covenants Mund erfuhr. Dann würde sie keine Notwendigkeit mehr sehen, ihre Entscheidungen zu rechtfertigen.
    Statt zu sprechen, umfasste sie den Stab fester und überzeugte sich mit der freien Hand davon, dass das makellose Kreisrund von Covenants Ring weiter an seiner Kette unter ihrer Bluse hing. Die nächste Chance, Covenants Motive und Jeremiahs Notlage zu erforschen, würde sie nicht verstreichen lassen.
    Weil Linden sich beherrschte, wanderten sie schweigend. Die Ramen spürten deutlicher als der Steinhausener, was für das Land, wenn nicht für Linden selbst auf dem Spiel stand, und verharrten in gespannter, erwartungsvoller Konzentration. Und Stave war ein Haruchai: zu verschlossen für unnötige Konversation. Einzig Anele sprach, aber sein Gemurmel blieb unverständlich. Dann berührte Stave Lindens Arm. Als sie den Kopf hob, sah sie, dass Galt und die Stimme der Meister den Rand des Felssporns verlassen hatten und nun über eine niedrige Anhöhe hin ausschritten. Ihrer Vermutung nach musste dort die Öffnung des aus Schwelgenstein heraufführenden Tunnels liegen. Anscheinend wollten Handir und der Gedemütigte am Tunnelausgang mit Covenant und Jeremiah zusammentreffen.
    Noch immer verdeckten Wolken die Sonne, aber das wässrige graue Licht reichte aus. Von

Weitere Kostenlose Bücher