Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
lichte Haine aus der Dämmerung, Mimosen und Akazien, zusammengedrängte Zedern, alle düster, alle in Regenschleier gehüllt und voll unausgesprochener Geheimnisse. Jede Menge lehrenweiser Geschöpfe hätten sich in ihnen verbergen können, ohne dass Linden ihre Gegenwart auch nur geahnt hätte.
Sie schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Wenn Kasteness dir das Handwerk legen will – warum sollten die Elohim dann das Gleiche wollen?« Esmer hatte ihr erklärt, sie erwarteten von ihr, dass sie mit Kasteness und den Skurj fertig werde. Bist du nicht die Weißgoldträgerin? Solange du hier bist, fürchten sie keine Gefahr. »Sie haben ihn dazu ernannt, die Skurj zu beaufsichtigen. Sie haben ihn sogar dazu gezwungen. Er war ihr Gefangener. Weshalb sollten sie jetzt tun, was er will?«
»Du hast recht«, erwiderte Covenant scharf. »Aber du verstehst nichts. Vor allem Kasteness nicht.« Umständlich und geduldig fuhr er fort: »Du musst dir darüber im Klaren sein, dass er nicht aus seinem Gewahrsam ausgebrochen ist. So viel tatsächliche Kraft hatte er nicht. Nein, er ist hinausgeschlüpft. Was ihm gelungen ist, indem er zum Teil selbst ein Skurj geworden ist.« Während Linden ihn verblüfft anstarrte, murmelte Covenant, als spreche er mit sich selbst: »Diese Idee hat er vermutlich von Foul abgekupfert. Auf solchen Scheiß steht der Verächter.« Kurz hielt er inne, dann sprach er weiter: »Oh, die Wirkung war die gleiche. Mit dem Gewahrsam war Schluss. Aber der springende Punkt ist, dass das entsetzlich schmerzhaft war. Sich mit den Skurj zu vereinigen, auch nur ein bisschen ... Das war schmerzhafter, als du dir vorstellen kannst. Blut und Teufel, Linden, im Vergleich dazu ist das, was Jeremiah gegenwärtig durchmacht, das reinste Picknick.«
»Er hat recht, Mama«, stellte Jeremiah so ernst fest, wie es seine Aufregung zuließ. Während er vor ihr stand, warf er seinen roten Rennwagen von einer Hand in die andere, fing ihn geschickt mit den verbliebenen Fingern auf. »Ich habe es gesehen. Bevor du ins Land gekommen bist. Es ist entsetzlich. Müsste ich mich jemals entscheiden ... würde ich bleiben, wo ich bin.«
Covenant nickte, indem er weiter das regennasse Gras studierte. »Heutzutage besteht Kasteness nur noch aus Schmerzen. Das hat ihn völlig durchdrehen lassen. Er ist zu keinem vernünftigen Gedanken mehr imstande. Zorn ist sein einziges Ventil. Was er auch tut, ist alles nur eine Art Schmerzensschrei.
Aber er kann nicht genug wüten, um den Schmerz zu betäuben. Das könnte niemand. Jedenfalls nicht für längere Zeit. Also tut er, was jeder Verrückte in seiner Lage tut: Er fügt sich weitere Schmerzen zu, weil er hofft, seine Wut dadurch noch stärker machen zu können. In Teilen ein Skurj zu sein ist nicht qualvoll genug, deshalb umgibt er sich mit ihnen, macht sie zu Werkzeugen seines Zorns. Und wenn das nicht genügt, verstümmelt er ...«
Covenants Stimme erstarb.
»Verstümmelt er wen?«, fragte Linden sofort.
»Natürlich sich selbst «, schnaubte der Zweifler. »Wen er verletzt, spielt keine Rolle. Ihm kommt es nur auf Schmerz und Wut an. Er ist eine wandelnde, sprechende Verkörperung des Schmerzes, und nichts kann ihn je wieder zur Vernunft bringen. Ich habe vor, ihn von seinen Qualen zu erlösen, aber das begreift er einfach nicht. Das kann er nicht. Sein Schmerz ist alles, was er hat. Er hat schreckliche Angst davor, ihn einzubüßen. Deshalb will er mir Einhalt gebieten. Bekommt er irgendwann heraus, was geschehen soll, läuft er Amok. Die Skurj kann er nicht rasch und wirkungsvoll genug gegen uns ins Feld führen. Aber er ist und bleibt ein Elohim. Er kann sekundenschnell überall auftauchen. Und gegen solche Macht willst du nicht ankämpfen.«
Covenant verstummte abrupt; dann drehte er sich so zur Seite, dass Linden gezwungen war, ihm ins Gesicht zu sehen. Wieder entdeckte sie in der Tiefe seiner Augen winzige Spuren einer rötlichen, bedrohlichen Glut. Die strengen Linien seines Gesichts schienen sie herauszufordern. Während Stave ihn misstrauisch beobachtete und ihre übrigen Freunde näher herandrängten, um alles mitzubekommen, erklärte der Zweifler ihr barsch: »Genau das habe ich die ganze Nacht lang getan.« Fast schien es, als wolle er sagen: ›Während du deine Zeit mit Nebensächlichkeiten vergeudet hast.‹ »Ich habe Kasteness abgelenkt. Ihn mit Tricks verwirrt, genau wie ich es bei den Dämondim getan habe.«
»Also gut.« Linden bemühte sich, Covenants
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