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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der kleinen Erhebung aus konnte Linden die trotz des Regens gierig aufgesperrte Tunnelöffnung von Herrenhöh sehen. Gleich dahinter erwarteten sie, Linden zugekehrt, Covenant und Jeremiah, Clyme und Branl sowie ungefähr zwanzig weitere Meister an ihrer Seite. Linden fragte sich vage, ob dies alle Haruchai waren, die von der Verteidigung Schwelgensteins abkömmlich waren. Sie hatte noch immer keine rechte Vorstellung davon, wie viele von Staves Blutsverwandten Herrenhöh bewohnten.
    Covenant schien sie nicht anzusehen; er hielt den Kopf gesenkt, als sei er tief in Gedanken versunken. Aber Jeremiah winkte ihr mit der Begeisterung eines aufgeregten Jungen zu. Der Anblick seines Eifers berührte Linden zutiefst. Sie hätte entzückt sein sollen, über seine bewusste und willentliche Präsenz, seinen deutlich gezeigten Jubel reine Freude empfinden sollen. Aber sie konnte nicht vergessen, dass es seine Macht gewesen war, die sie daran gehindert hatte, ihn in der Torhalle zu umarmen. Und so verschloss sich Lindens Herz unwillkürlich, und sie setzte ein grimmiges Stirnrunzeln auf, als sie die Anhöhe hinunter auf die beiden Menschen zuging, die sie mehr liebte als alle anderen – und denen sie am meisten vertrauen wollte.
    Als sie herankam, blickte Covenant kurz auf und verließ dann die Tunnelöffnung, um zu den Schleierfällen weiterzugehen. Aber Jeremiah rief fröhlich: »Hi, Mama! Wird Zeit, dass wir aufbrechen!« Dann schloss er sich Covenant an. Sein zerrissener Schlafanzug war klatschnass, aber Jeremiah schien die Kälte nicht zu spüren. Immer wieder pochte der gleiche Gedanke in ihrem Kopf und ihrem Herzen: War er erschossen worden? Würde sie ihn noch retten können?
    Die Meister umgaben den Zweifler und Jeremiah mit einem schützenden Kordon, ohne jedoch Lindens Annäherung zu behindern.
    Wenige Augenblicke später hatte sie zu ihnen aufgeschlossen, und Stave schob sich wie ein Leibwächter zwischen sie und die Meister. Regentropfen trafen ihr Gesicht und ihre Hände wie Nadelstiche. Der Wind hatte jetzt Zähne bekommen und biss in ihre Kleidung unter dem Umhang.
    Covenant, der zwischen Stave und Jeremiah stand, war ihr am Nächsten. In angestrengt neutralem Tonfall, als spräche sie statt mit Covenant mit dem Wetter, sagte sie: »Ich verstehe, weshalb du mir nicht sagen wolltest, was du vorhast, glaube ich.« Ich habe Besseres verdient. Dafür will ich eine Gegenleistung. »Aber wozu mussten wir hier herauskommen?« Ihre vage Geste betraf das Regenwetter. Wenigstens ein bisschen Vertrauen. »Wieso konntest du es mir nicht drinnen zeigen? Und weshalb musstest du bis jetzt warten?«
    Covenant wirkte abgelenkt, in Gedanken woanders. Aber er tat nicht so, als habe er Linden nicht gehört. »Das wird nicht einfach«, sagte er zerstreut. »Wir brauchen nicht nur Abstand zu den Dämondim. Wir brauchen eine Nebelwand. Wie die Erdkraft, die aus dem Glimmermere kommt. Erhaschen sie auch nur eine Andeutung davon, was wir tun ...« Seine Stimme schien für einen Augenblick zu versagen. Dann fügte er hinzu: »Aber das ist nicht das einzige Problem. Es gibt weitere Mächte, die versuchen könnten, uns zu behindern. Wir brauchen Zeit, um uns auf sie vorzubereiten.«
    »Was für ›Mächte‹, Covenant? Gestern Abend hast du schon etwas Ähnliches gesagt, aber dich nicht weiter dazu erklärt.«
    Er ließ den Kopf gesenkt, begutachtete weiter das tropfnasse Gras. »Nun, beispielsweise Kasteness. Und wer zum Teufel weiß, was Esmer tun wird?« Sein Blick streifte Jeremiah. »Und du vergisst, dass diese Urbösen Handschellen haben.«
    Linden schüttelte stumm den Kopf. Nach allem, was sie heute erlebt hatte, klang Covenants Misstrauen absurd.
    »Aber an deiner Stelle«, fuhr er fort, ehe sie dieses Thema aufgreifen konnte, »würde ich mir mehr Sorgen wegen der Elohim machen. Sie haben mir nie getraut. Das weißt du.« Missmutig fuhr er fort: »Natürlich hast du meinen Ring, was ihnen nur recht ist. Aber das heißt nicht, dass sie nicht versuchen werden, sich hier einzumischen. Sie haben die Leute nicht die ganze Zeit über nur zum Spaß aufgefordert, sich vor mir ›in Acht zu nehmen‹.«
    »Ich kenne sie auch«, warf Jeremiah ein. »Ich glaube, ihnen gefällt es nur nicht, wenn jemand wichtiger ist als sie selbst.«
    Allmählich setzte sich die Morgendämmerung gegen den abziehenden Sturm durch und verdrängte die Dunkelheit auf dem Hochplateau. Auf beiden Seiten der von den Meistern gewählten Route schälten sich jetzt

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