Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Schilderung zu folgen. »Jetzt klingt alles noch unverständlicher. Hast du in Bezug auf Kasteness recht ...« Falls sein Zustand tatsächlich dem Joans ähnelte. »... können die Elohim doch unmöglich wollen, wonach er strebt?«
»Verdammt.« Covenant wischte sich Regen vom Gesicht, rieb sich die Andeutung von Feuer aus den Augen. »Sie haben andere Gründe dafür. Kasteness schreit nur laut. Er leidet und will die ganze Welt damit erfüllen. Die Elohim trauen mir nicht. Das haben sie nie getan. Aus ihrer Sicht ist es eine Katastrophe, dass ich Teil des Bogens bin – dass ich tun kann, was ich tue. Dafür ist die Zeit ihnen zu wichtig. Schließlich hängt ihre Unsterblichkeit von ihr ab. Sie wollen nicht, dass jemand, der sich auch nur daran erinnern kann, was Tod bedeutet, so viel Macht besitzt wie ich. Deshalb wollen sie auch nicht, dass ich Foul das Handwerk lege. Sie fürchten, ich könnte die Form des Bogens verändern. Die Form ihres Wyrds. Sie fürchten sich vor den unkalkulierbaren Folgen, die das haben könnte. Das ist natürlich Unsinn. Ich bin nicht da, um die Zeit zu verändern. Ich schütze sie. Das ist meine Aufgabe. Aber sie glauben mir nicht.«
»Er hat recht, Mama«, wiederholte Jeremiah. Aber seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, als verstecke er sich hinter Covenant.
Ein starker Windstoß erfasste die Kapuze von Lindens Umhang, ließ ihr Regentropfen ins Gesicht spritzen. Der Wind heulte klagend in den Bäumen. Covenant wandte sich wie angewidert ab und stelzte davon. »Komm!«, forderte er Linden auf, ehe sie auch nur versuchen konnte, ihn zu verstehen. »Ich kann dies alles nicht unbegrenzt lange aufrechterhalten. Und ich kann es nicht ohne dich.«
Vor Überraschung wäre Linden fast ins Stolpern geraten. Bis zu diesem Augenblick hatte er mit keinem Wort erwähnt, dass sie für ihn wichtig war, dass er außer seinem Ring etwas von ihr wollte. Sie beeilte sich, wieder zu ihm aufzuschließen, doch als sie ihn erreichte, merkte sie, dass er sie sprachlos gemacht hatte. Um sie herum schienen die Realitäten sich zu verändern, von einer Ungewissheit in die nächste abzugleiten.
Auf dem Hochplateau war der Regen zu einem leichten Nieseln geworden, das sich wie sanft kühlender Nebel angefühlt hätte, wenn der Wind nicht gewesen wäre. Der heller werdende Tag verlieh der Landschaft deutlichere Konturen, ließ die Umrisse der Hügel hervortreten und löste das Dunkel unter den Bäumen auf. Aber Linden bemerkte das alles kaum. Das schaffe ich nicht, dachte sie, ich schaffe das nicht ...
Aber als Erstes muss ich Linden überzeugen ... Als sie es abgelehnt hatte, ihm seinen Ring zurückzugeben, hatte er nichts gefordert als wenigstens ein bisschen Vertrauen. Keine andere Art der Unterstützung. Bis jetzt.
Als die Meister oder Covenant sie an einer Gruppe knorriger, weit ausladender Jakarandabäume vorbeiführten, sah sie in der Ferne einen Fluss. Dort nahm der Ausfluss des Glimmermere schneller werdend Regenwasser und kleine Bäche auf, ehe er sich über die Felskante der Schleierfälle stürzte. Der Wind ließ ihre Augen brennen, und Linden schützte sie mit ihrer freien Hand, blinzelte mehrmals und sah den Fluss nun ganz klar vor sich. Entlang seinem Bett schienen die Hügel sich zu verbeugen, als wollten sie Glimmermeres Wasser ehren. Bis auf einige Krüppelkiefern, die sich hartnäckig an den Rand des Felsabbruchs klammerten, gab es dort keine Bäume. In unmittelbarer Umgebung der Schleierfälle hatte man nach allen Richtungen mehrere Steinwürfe weit freie Sicht. Das war ein Vorteil dieses Geländes. Findails und Kasteness' Artgenossen konnten überall erscheinen, indem sie aus dem Boden wuchsen oder sich in dem scharfen Wind materialisierten. Und Esmer hatte einen Teil ihrer Fähigkeiten geerbt. Aber andere Feinde würden deutlich zu sehen sein. Auch die Dämondim – die aber die Hochebene nur erreichen konnten, wenn sie zuvor Schwelgenstein einnahmen.
Trotz Covenants Warnungen machte Linden sich jedoch kaum ernsthafte Sorgen wegen eines Angriffs. Sie fühlte sich weiter durch das Vitrim gestärkt. Notfalls würde sie eine Möglichkeit finden, ihre Gefährten und sich zu verteidigen, ohne Covenant und Jeremiah zu gefährden. Gegenwärtig fürchtete sie mehr Covenants Art – und Jeremiahs unerklärliche Macht.
Jeremiahs Herz war ganz auf den Mann fixiert, der es ihnen ermöglichte, hier zu sein. Er war der Beste ... der einzige wirkliche Freund ...
Hatte Covenant einen Plan
Weitere Kostenlose Bücher