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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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er unvollständig. Dein Bedürfnis ist groß. Du wirst weit mehr Macht brauchen. Ich gebe dir dieses Instrument des Gesetzes mit meinem Dank für das Wissen zurück, das seine Berührung verleiht.«
    Er bot Linden den Stab förmlich dar, und mit jagendem Herzen ließ Linden den Weißgoldring los und griff nach dem Stab.
    Als Nächstes berührte der Unbekannte die Stelle, wo Covenants Ring unter ihrer Kleidung versteckt war. »Dies ist eine ganz andere Sache. Von solcher Macht habe ich geträumt ...« Die helle Stimme wurde sanft vor Ehrfurcht und Neid – und vor Mitleid. »Sie ist eine schwere Bürde, die noch schwerer werden wird. Das macht mir Kummer. Aber ich bin auch froh, weil ich sehe, dass ich nicht umsonst geträumt habe.«
    Linden ignorierte ihn. Sie konnte keine Aufmerksamkeit für etwas anderes als Jeremiahs Verschwinden erübrigen. Und sie hatte Covenants Angst gesehen. Sie besaß noch immer Macht über ihn. Sie wandte sich ab und stapfte durch Schnee und Eis auf ihren ehemaligen Geliebten zu: »Damit wir uns richtig verstehen!«, rief sie. »Du willst etwas. Ich weiß nicht, was es ist, aber du willst es unbedingt. Und ich kann dich daran hindern, es zu bekommen. Aber du brauchst mich.« Ihre Hände kribbelten, wo sie den Stab umfassten, als sehnten sie sich nach Feuer. »Beantworte also meine verdammte Frage! Wo ist mein Sohn? «
    Eine Zehntelsekunde lang glimmte ein feuriges Rot in Covenants Augen. Dann erlosch es, wurde durch einen Ausdruck ersetzt, aus dem vielleicht Besorgnis sprach. »Du wärst verloren ...«, begann er.
    »Das ist mir scheißegal! Was du auch tust ... ohne Jeremiah bedeutet mir alles nichts.«
    Er zuckte zusammen, wich ihrem Blick aus. »Na schön, er kommt hierher.« Sein Tonfall sollte sie anscheinend besänftigen. »Esmer hat uns geholfen, von dort wegzukommen, aber jetzt versucht er, deinen Jungen festzuhalten. Das Leben wäre wirklich einfacher, wenn er eine klare Linie einhalten würde. Aber darauf waren wir vorbereitet. Und die Urbösen haben sich neu formiert. Das ist unser Glück. Esmer kann nicht gegen sie kämpfen und gleichzeitig deinen Sohn in seiner Gewalt behalten.« Covenant schien die Luft über ihnen zu studieren. »Er wird bald hier aufkreuzen. Die Kraft, die wir aufwenden mussten, um an der Zeit vorbeizukommen, bindet uns aneinander.«
    Hilfe und Verrat.
    Linden wusste nicht recht, ob sie ihm glaubte. Trotzdem schien seine Antwort den Zorn zu entkräften, der sie bisher belebt hatte. Zugleich nahmen ihre übermäßig beanspruchten Nerven endlich die Kälte wahr. Ihr Umhang war tropfnass, die Kleidung darunter ebenfalls nass. Winter und Eis umgaben sie. Wo sie auch war – und wann –, dies war die kälteste Zeit des Jahres, sogar für Schneefall zu kalt. Sie hatte keine Ahnung, was hier vorging oder wie sie es verstehen sollte. Bald würde sie ...
    In der Hoffnung, irgendetwas zu entdecken, das ihrer Lage Sinn geben würde, sah sie sich um. Sie stand auf einem weiten ebenen Talgrund, der von steilen, tief verschneiten Hügeln umrahmt wurde – alles so blendend grellweiß, dass es fast konturenlos erschien. Aus dem vor Kälte blassen Himmel leuchtete Sonnenlicht, schneidend kalt wie der Schnee. Und der Himmel wies keine Andeutung von Kevins Schmutz oder sonst einer Verunreinigung auf. Nichts definierte diesen Ort als die Abdrücke von zwei Paar Stiefeln und der stechende Schmerz in ihrer Lunge. Ohne ihren Gesundheitssinn hätte sie nicht einmal die Himmelsrichtungen unterscheiden können.
    Covenant hatte die Wahrheit gesagt. Sie war zu weit von ihrer Zeit entfernt. Fand sie nicht bald eine Wärmequelle, würde sie sterben. Sie zitterte schon jetzt vor Kälte. Das Zittern würde sich verstärken, unbeherrschbar werden. Danach würde Benommenheit einsetzen. Bald würde die Kälte sich wie Wärme anfühlen, und sie würde verloren sein.
    »Also gut«, sagte sie schlotternd. »Nehmen wir mal an, dass ich dir glaube. Ich kann diese Kälte nicht überleben. Wenn ich den Stab nicht gebrauche ...« Ihre Stimme bebte. »Soviel ich sehe, macht die Kälte dir nichts aus.« Weder Covenant noch der Unbekannte schienen unter ihr zu leiden. »Aber mich bringt sie um.«
    Ich kann es nicht ohne dich schaffen.
    »Ach, das.« Covenants frühere Überheblichkeit war zurückgekehrt. »Ich mache hier so vieles gleichzeitig, dass ich vergessen habe, wie empfindlich du bist. Ich will natürlich nicht, dass du erfrierst.«
    Mit der rechten Hand machte er eine rasche Bewegung, die

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