Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
eine Feuerspur in die Luft zu zeichnen schien, und Linden spürte augenblicklich, wie Wärme sie durchflutete. Im nächsten Moment waren ihre Kleidung und ihr Umhang trocken; selbst ihre Socken und die Innenseiten ihrer Stiefel waren wieder trocken und warm. Das Kältezittern verwandelte sich fast übergangslos in belebenden Zorn, der ihr als ein Nachgeschmack der Gabe erschien, die die Wegwahrer und der Lehrenkundige ihr verliehen hatten.
»Besser?«, fragte Covenant sarkastisch freundlich. »Kann ich jetzt mein Gespräch beenden?«
Linden blinzelte ... und sah den Unbekannten in ihrer Nähe stehen. Der in Stoff eingewickelte Mann drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, richtete seine verborgenen Augen abwechselnd auf Covenant und auf Linden. Als er mit dem Anblick zufrieden war, sagte er: »Kein Grund zur Eile. Ich beabsichtige, euch eine Zeit lang zu begleiten. Wir können uns in aller Ruhe unterhalten. Aber ...« Die helle Stimme klang jetzt schelmisch, fast spöttisch. »... wir sind einander noch nicht vorgestellt worden.«
»Du brauchst keine gottverdammte Vorstellung«, fauchte Covenant. »Du weißt, wer sie ist. Und du weißt verdammt gut, wer ich bin.«
»Aber sie kennt uns nicht«, sagte der Unbekannte und lachte glucksend. »Möchtest du, dass ich in deinem Namen spreche?«
»Höllenfeuer!«, knurrte Covenant sofort. »Trau dich ja nicht. Ich habe dich bereits gewarnt.« Dann seufzte er. Als wolle er den Neuankömmling beschwichtigen, begann er: »Linden, dies ist ...«
»Nimm dich in Acht, Halbhand«, unterbrach der Mann ihn scharf. »Weichst du von dem Pfad ab, den ich dir eröffnet habe, intervenieren die Elohim ganz sicher.«
»Wieso?«, fragte Covenant überrascht. »Warum zum Teufel sollten sie sich die Mühe machen? Sie ist hier, nicht wahr? Nur darauf kommt es ihnen an. Und du willst sie demütigen. Jedenfalls irgendwann. Was kümmert es sie also, wenn ich mich mit dir anlege? Teufel, ich würde sogar erwarten, dass sie mir danken .«
Er war ein Teil des Bogens der Zeit. Und er hatte angedeutet, er wisse alles – oder könne es wissen –, was sich jemals ereignet hatte. Konnte er auch in die Zukunft sehen? Oder war sein Blick durch die Gegenwart beschränkt, in der er sich verkörperlicht hatte?
Nun war es der Unbekannte, der seufzte. »Die Elohim sind fürwahr hochmütig. Sie lehnen es ab, von Wissen zu profitieren, das durch Demütigung gewonnen werden könnte. Trotzdem gibt es Angelegenheiten, die ihnen wichtiger sind als selbst ihre wertlose Arroganz. Sie werden handeln, um die Integrität der Zeit zu bewahren. Das müssen sie.«
»Aber sie sind noch nicht gedemütigt worden«, wandte Covenant ein. »Wie wird die Zeit durch das bedroht, was ich ihr über dich erzähle?«
Demonstrativ geduldig erklärte der Neuankömmling ihm: »Weil sie hier ist. Unter diesen Umständen lässt ihr Denken sich nicht von dem Bogen der Zeit trennen. Wagst du zu behaupten, dass du das nicht verstehst? Ihr Platz ist Jahrtausende in der Zukunft. Sie hat das zukünftige Ergebnis von Ereignissen erlebt, die in dieser Gegenwart stattfinden. Erhält sie Zugang zu Wissen, das sie nicht aus diesen Erfahrungen gewonnen haben kann – Wissen, das ihr Verständnis ihrer eigenen Vergangenheit verändern kann –, entsteht ein Paradox, das dem Paradox von wilder Magie gleicht. Dann besitzt jede ihrer Handlungen die Kraft wilder Magie und kann die Zeit aus den Angeln heben.
Handelt sie jedoch frei, ohne unangemessene Verständigkeit oder Überzeugung, entsteht kein Schaden. Dafür werde ich sorgen. Deshalb musst du ihr gestatten, Befehle zu erteilen – ja, und Forderungen zu stellen –, wie sie es für richtig hält.« Der Mann seufzte nochmals. »Ich habe gesagt, dass ich die Vernichtung der Erde nicht will. Bist du klug – falls Klugheit für jemanden wie dich möglich ist –, wirst du sie ebenfalls nicht anstreben.«
Lindens Ungeduld nach Jeremiah wuchs. Sie konnte nicht verstehen, worüber Covenant und der Vermummte sprachen, und wusste bestimmt, dass sie es ihr nicht erklären würden. Beide hatten etwas zu gewinnen, wenn sie sie im Ungewissen ließen. Trotzdem bestätigte beider Verhalten, dass sie Grund hatten, sie zu fürchten. Das war etwas, das sie nutzen konnte.
Covenant sagte verdrossen: » Natürlich strebe ich nicht danach. Hölle und Teufel! Warum hast du das nicht einfach gesagt? Von diesem Herumeiern bekomme ich Kopfschmerzen.«
Er wandte sich an Linden und deutete ärgerlich auf den
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