Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Schneefläche zu begleiten, als ließe die Theurgie, die verhinderte, dass er im Harsch einbrach, ihn zwischen mehreren Orten und Zeiten hin und her wechseln.
»Glaub meinetwegen, was du willst«, erwiderte Covenant. »Was ich mit dir vorhabe, wird schlimmer als ›die Vernichtung der Erde‹. Ich werde dich, alle deine Leute und sogar die verdammten Elohim bedeutungslos machen.«
Der Theomach antwortete leichthin: »Versuchen kannst du es gern.«
»Was, glaubst du etwa, dass ich es nicht kann? Höllenfeuer! Du hörst nicht richtig zu. Ich weiß mehr über die kommenden Ereignisse als du. Und ich garantiere dir, dass sie dir nicht gefallen werden.«
Aus irgendeinem Grund äußerte der Theomach sich nicht dazu. Vielleicht war es Covenant gelungen, ihn zu verblüffen oder zu schockieren.
Linden stolperte weiter. Im Schnee unter der Harschdecke fanden ihre Stiefelsohlen genügend Halt, aber jeder Schritt bedeutete ein unbeholfenes verzögertes Einbrechen, weil der Harsch ihr Gewicht stets nur kurze Zeit trug. Bald schnappte sie keuchend nach Luft, und mit jedem Atemzug gelangte schmerzhaft kalte Luft tiefer in ihre Lunge. Nur die Wärme von Covenants Magie und ihre Sehnsucht nach Jeremiah hielten sie noch auf den Beinen.
Wenn ihr Sohn wie versprochen hier erschien ...
Die ersten Ausläufer der Hügel schienen schrecklich weit entfernt, und sie würden nicht leicht zu ersteigen sein. Das gleichförmige Blassblau des Himmels erschien ihr so gewaltig wie ihre Verständnislosigkeit – und ebenso leer. Auch das weiße Glitzern der Schneefläche war leer, nicht durch Büsche oder Bäume gegliedert. Hier wuchsen nicht mal Aliantha. Sie sah nirgends einen Vogel, und falls jemals Tiere dieses Tal durchquert hatten, waren auf der Harschdecke keine Fährten zurückgeblieben.
Trotzdem hätte es hier Aliantha geben müssen. Diese Leben spendenden Büsche hatten das Sonnenübel überdauert. Also konnten sie wohl auch diesen Winter überleben? Aber Linden glaubte zu wissen, weshalb das Tal so leblos war. In Abwesenheit von Kevins Schmutz wurde ihr Gesundheitssinn stetig kräftiger, und während sie durch den Schnee stapfte, begann sie zu spüren, dass sie über Gräber ging. Über dem ganzen Tal lag ein gedämpftes Todesgefühl, als verdecke der Schnee Gemetzel und vergossenes Blut. Der Erdboden hatte zu viel Gewalt absorbiert, als dass hier Schatzbeeren hätten wachsen können. Vielleicht würde Covenant oder der Theomach sich ja noch dazu herablassen, ihr zu erklären, was hier geschehen war.
Aber ehe Linden sprechen konnte, zerriss wie ein Nachblitz aufflammende Energie kurz die Luft in Covenants Nähe, und Jeremiah richtete sich kniend auf, als sei er aus Leere und Kälte als Rohmaterial erschaffen – oder wieder erschaffen – worden. Er keuchte, als habe er einen Kampf um sein Leben bestanden.
In ihrer Hast, ihn zu erreichen, vergaß sie alles andere. Instinktiv griff sie nach Erdkraft. Falls Esmer oder irgendein anderer Feind ihrem Sohn noch zusetzte ...
Der Theomach erschien jedoch sofort vor ihr, vertrat ihr den Weg. Linden prallte mit ihm zusammen und taumelte rückwärts.
» Verdammt noch mal ...!«
»Tu das nicht!«, befahl er ihr streng. Seine in Leichentücher eingehüllte Gestalt stand hoch aufgerichtet vor ihr in dem zertrampelten Schnee. »Du darfst den Stab nicht anrufen. Und du darfst keinen der beiden berühren, weder Halbhand noch deinen Sohn. Tust du es doch, ist dein Verlust größer, als du dir vorstellen kannst. Das kann ich nicht verhindern. Meine Aufgabe liegt anderswo.«
Gleichzeitig wandte Covenant sich an Jeremiah. »Da bist du ja. Ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst.«
Jeremiah sah zu dem Zweifler auf. Stirn und Wangen glänzten wie nach ungeheurer Anstrengung schweißnass; seine erhitzte Haut schien in der Kälte zu dampfen. Aber er grinste über das ganze Gesicht.
»Jesses, das war harte Arbeit«, keuchte er. »Ich wusste, dass Esmer stark ist, aber mir war nicht klar, dass er ...« Obwohl Jeremiah keuchte, schien seine Stimme triumphierend zu pulsieren. »Nur gut, dass die Urbösen rechtzeitig angegriffen haben. Ich wollte nicht um Hilfe rufen müssen.«
Covenant nickte. »Ich wusste, dass du es schaffen würdest. Das habe ich dir gesagt, nicht wahr? Er ist in seinen Entschlüssen viel zu unstet. So gibt er sich immer irgendeine Blöße, die man nutzen kann.«
Linden biss sich auf die Unterlippe, drängte alle natürlichen Instinkte zurück. »Schon gut«, erklärte sie dem
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