Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Theomach halblaut. »Ich verstehe, was du meinst. Ich brauche sie ebenso, wie sie mich brauchen. Jetzt mach mir Platz.«
Der Theomach nickte mit seinem umhüllten Kopf und trat beiseite.
Diesmal näherte sie sich Covenant und ihrem Sohn vorsichtiger, und als Jeremiah sich jetzt umsah, veränderte sein Gesichtsausdruck sich. »Jesses«, keuchte er wieder. »Was ist schiefgegangen? Wir hätten nicht hier landen sollen.«
»Ich weiß«, antwortete Covenant verdrießlich. »Aber dreh dich mal um.«
Jeremiah rappelte sich mit der schlaksigen Geschmeidigkeit eines Jungen auf. Sein Blick streifte Linden nur. »Oh, hallo, Mama«, sagte er geistesabwesend, als habe er sie schon wieder vergessen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Theomach.
»Du!«, sagte er verblüfft. Er war noch immer nicht ganz zu Atem gekommen. »Du bist einer von ihnen. Wir sind uns nie begegnet, aber ich habe von dir erzählen gehört. Du bist der Theomach.«
Die eingehüllte Gestalt deutete spöttisch eine Verbeugung an. »Gewiss doch.« Dann fügte sie strenger hinzu: »Folge dem Beispiel der Halbhand, Jüngling. Ich habe euch auf einen Pfad gebracht, der alle deine Wünsche zunichtemacht, wenn du ihn verlässt.«
Jeremiah sah zu Covenant hinüber, dann zuckte er mit den Schultern. »Das stört mich nicht. Solange wir zusammen sind, ist es mir egal, wie wir die Sache anfangen. Covenant weiß, dass ich ihm vertraue.«
Das Zucken um sein Augenlid war hier kaum wahrnehmbar. Linden trat einen Schritt näher. »Jeremiah, Schatz, alles in Ordnung mit dir? Als ich plötzlich ohne dich hier war ...« Wo immer das sein mochte. »... dachte ich, ich hätte dich wieder verloren.«
Sein schlammiger Blick wich dem ihren aus; seine Atmung war fast wieder normal: Er war jung oder zaubermächtig genug dazu. »Mir geht es gut. Alles war, wie ich erzählt habe. Esmer ist stärker, als er aussieht.« Erneut ein Grinsen zu Covenant hinüber. »Aber ich habe ihn besiegt.«
Der Junge, der offenbar nicht mit Linden sprechen wollte, sah sich erneut angelegentlich um. »Was machen wir jetzt?«
Sie senkte den Kopf, weil er ihre traurige Miene und ihre brennenden Augen nicht sehen sollte.
»Deine Mutter ist wieder mal störrisch«, antwortete Covenant nachdrücklich. »Sie verlangt eine Erklärung. Wir gehen dort rauf ...« Er zeigte vage auf die nächsten Hügel. »... und sehen uns um. Vielleicht ist sie dann weniger streitsüchtig. Oder zumindest weniger desorientiert. Danach müssen wir ein paar Entscheidungen treffen. Oder sie wird sie treffen. Dem Theomach haben wir zu verdanken, dass wir echt in der Klemme sitzen. Und er findet, wir sollten es ihr überlassen, einen Ausweg aus dieser Misere zu finden. Das«, schloss Covenant angewidert, »müssen wir zumindest versuchen. Er lässt uns praktisch keine andere Wahl.«
Mit dem Rücken zu Linden sagte Jeremiah: »Okay, gehen wir also. Ich glaube, dass das in Ordnung ist. Manchmal tut sie genau das Richtige, ohne sich dessen bewusst zu sein.«
Indem er ihr gebrochenes Herz mit sich nahm, führte er Covenant zu den Hügeln am Südrand des Tals.
*
Nach einiger Zeit übernahm Covenant wieder die Führung. Jeremiah folgte in seiner Spur, während der Theomach seitlich von ihnen blieb und sich auf obskure Weise selbst über die brüchige Harschdecke begleitete. Linden folgte Covenant und Jeremiah mit geringem Abstand; sie benutzte den von ihnen zurückgelassenen Trampelpfad, um selbst etwas leichter voranzukommen.
Manchmal tut sie genau das Richtige ... Das hatte ihr Sohn anerkannt, obwohl er trotz ihrer Aufopferung und Liebe offensichtlich lieber mit Covenant zusammen war ... ohne sich dessen bewusst zu sein. Vielleicht bezog sich das auf die Konstruktion der Autorennstrecke, deren Bau sie ihm ermöglicht hatte. Zumindest bis zu diesem Punkt erkannte er ihre Bedeutung für sein Leben an. Trotzdem enthielt selbst diese indirekte Anerkennung eine Schmerzensbotschaft.
Durch den Kauf der Bahnteile und Stützen für Jeremiahs Rennstrecke hatte sie ihn in gewisser Weise befreit – oder ihm die Möglichkeit gegeben, sich selbst zu befreien. Sie hatte ihm ermöglicht, aus geistiger Leere und Eintönigkeit in den Reichtum und die Wunder des Landes zu flüchten. Und dadurch hatte sie ihn an Covenant verloren. Aber das, beteuerte sie sich selbst, war nicht der springende Punkt. Vielmehr hatte sie unabsichtlich etwas anderes erreicht: Sie hatte ihrem Sohn eine Alternative zu gewöhnlichem Bewusstsein, gewöhnlichen
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