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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gefährdet.«
    Erneut durchlief ein heftiges Zittern Lindens Brust und Arme, auch ihre Stimme. »Wieso stehen wir dann noch hier?« Verschaffte sie sich nicht bald Wärme, indem sie den Stab gebrauchte, würde sie nicht mehr lange verständlich sprechen können. »Wieso transportiert ihr uns nicht gleich dorthin? Zum Melenkurion Himmelswehr, ehe ich erfriere?«
    Jeremiahs zerfetzter Schlafanzug konnte ihn kaum vor Kälte schützen – viel weniger als Lindens Umhang. Trotzdem schien er die Eiseskälte nicht zu spüren. Sein unterschwelliges Unbehagen hatte nichts mit Eis und Schnee zu tun. Er sah zu Covenant hinüber, als widerstrebe es ihm, ihr ohne Covenants Unterstützung oder Zustimmung zu antworten. Als Jeremiah den Kopf zur Seite drehte, kam der Theomach leichtfüßig den Hügel herauf. Seine verhüllten Füße hinterließen keine Spuren im Schnee. Einmal mehr hatte Linden den unheimlichen Eindruck, er befinde sich in mehr als einer Zeit, an mehr als einem Ort; als verwische er mit jedem seiner Schritte die Definition der Realität.
    Er kam rasch heran, schien geradewegs auf Covenant zuzuhalten. Aber als er noch gut ein Dutzend Schritte von ihm entfernt war, machte er plötzlich halt. Unter seiner Vermummung schienen seine Augen Covenant zu studieren, als versuche er, sein Gewaltpotenzial abzuschätzen.
    »Das war nur eine Warnung«, sagte Covenant drohend. »Beim nächsten Mal tue ich dir wirklich weh.«
    Der Theomach zuckte mit den Schultern. Auch sein Tonfall klang leicht drohend, als er sagte: »Zweifle nicht daran, dass ich weiterhin imstande bin, deine Pläne zu durchkreuzen. Ich habe zu Klugheit und Vorsicht geraten, aber du gibst mir Grund, daran zu zweifeln, dass du meinen Rat befolgen wirst.«
    »Nur damit wir uns richtig verstehen«, antwortete Covenant. »Ich bin auf deinem verdammten Pfad. Ich bleibe auf deinem verdammten Pfad. Aber ich habe es satt, herausgefordert zu werden.«
    Der Vermummte nickte langsam, dann schien er seitwärts davonzugleiten und verschwand, als sei er niemals da gewesen.
    Jeremiah, der nicht im Geringsten überrascht wirkte, trat näher an Covenant heran. Erst als der Zweifler ihn ansah, sagte der Junge: »Mama möchte wissen, weshalb wir uns nicht einfach zum Melenkurion Himmelswehr versetzen. Aber ich glaube, dass etwas anderes wichtiger ist.« Er schien sich kein unabhängiges Urteil zuzutrauen. »Trotzdem ist es für sie hier zu kalt. Sie wird ...«
    »Verdammt«, murmelte Covenant. »Das vergesse ich dauernd wieder.«
    Seine Halbhand beschrieb einen knappen Bogen durch die Luft. Linden registrierte diese Bewegung nur als Leuchtspur, die an einen Kometenschweif erinnerte, und hatte kaum Zeit, das rote Flackern in der Tiefe seiner Augen wahrzunehmen. Dann wurde sie von einer zweiten Hitzewelle durchflutet, die augenblicklich das Eis von ihrer Haut schmelzen ließ und das Kältezittern aus ihrem Körper vertrieb. Von einem Herzschlag zum nächsten wurde sie von einer Glutwoge erfasst, als habe Covenant ihr Blut entzündet. Vor Erleichterung vorübergehend atemlos flüsterte sie: »O Gott, wie machst du das nur?«
    Covenant betrachtete seine Hand mit kritisch gerunzelter Stirn; er bewegte ihre Finger, als gehörten sie nicht allein ihm. »Das braucht dich nicht zu interessieren. Ein Teil des Bogens zu sein ist nicht gerade ein Vergnügen. Dafür sollte man wenigstens ein paar kleine Tricks beherrschen.«
    Als er Linden weiter betrachtete, verzog sich sein Gesicht zu einem humorlosen Grinsen. »Zufällig gibt es jedoch einen wirklich guten Grund, warum wir uns nicht ›einfach versetzen‹ können. Außer der Tatsache, dass der Theomach das nicht zulassen würde, meine ich. Vielleicht hat er recht. Es wäre zu gefährlich.« Covenant seufzte. »Für das Land ist dies eine Zeit des Umbruchs. Neue Möglichkeiten entstehen, während alte Mächte abdanken. Generell gesehen wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis die Macht der Forsthüter schwindet.« In seiner Stimme klang etwas von seiner früheren Verachtung an. »Sie alle werden den Fehler machen, sich einzubilden, die Lords könnten an ihrer Stelle die Wälder schützen. Andererseits liegt es in der Natur der Leute, Bäume fällen und Wald roden zu wollen.«
    Dann schien er sich bewusst zusammenzureißen, um nicht abzuschweifen. »Aber das ist nicht das Problem. Das Problem sind die ›mächtigen Wesen‹, von denen der Theomach gesprochen hat. Riskieren Jeremiah und ich jetzt, Macht zu gebrauchen, werden wir bemerkt.

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