Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
enthält.«
Während Linden der Kopf schwirrte, sprach Covenant über die Schulter hinweg gedehnt weiter: »Trinkt man Erdblut, erhält man die Macht des Gebots. Höllenfeuer, Linden, das muss ich dir doch erzählt haben!« Grimmig fuhr er fort: »Ich habe vor, die Macht des Gebots zu nutzen, um Foul das Handwerk zu legen. Ich werde tun, was ich getan hätte, wenn du den verdammten Stab nicht geschaffen hättest. Ich werde die Zeit um ihn herum einfrieren. Und um Kasteness, wenn ich schon mal dabei bin. Sie mit einem zeitlichen Eispanzer umgeben. So kann ich endlich alle diese Gräueltaten beenden, ohne den Bogen der Zeit zu gefährden.«
Schließlich fand die Kälte doch einen Weg durch Lindens Kleidung zu ihrem Herzen. Du musst die Erste sein, die von dem Erdblut trinkt. Esmer hatte genau gewusst, was Covenant und Jeremiah vorhatten.
7
Alles oder nichts
Die Kälte schien direkt zu Linden zu sprechen, die ihre kompromisslose Schönheit sah. Sie konnte ihr jedenfalls den Tod bringen; sie kannte kein Mitleid. Und Linden war nicht warm genug angezogen, um den Verlust ihrer kostbaren Körperwärme zu verhindern. Das Gefühl intensiver Wärme, das sie Covenant verdankte, klang bereits ab. Ihr der Kälte fast schutzlos ausgelieferter Körper zitterte. Bald würde sie die Beherrschung über ihn verlieren – oder Covenant anflehen müssen, sie erneut zu retten.
Trotzdem verliehen die Strenge und Präzision der Kälte ihr einen Glanz, der schaurig und anziehend zugleich war. Im Sonnenschein definierte das kristallene Leuchten des unberührten Schnees auf allen Seiten die Konturen der Hügel so deutlich wie Ätzkunst in reinstem Glas. Die Luft selbst hätte aus Glas sein können. Alle Steilhänge und Hügelkämme um sie herum schienen vor Kälte zu brennen, und der Wind hatte die Harschdecke geformt und gestaltet, während sie zwischen Tag und Nacht mehrmals antaute und wieder gefror. Linden konnte überall erstaunlich zarte Wirbel sehen; dazu kamen Schneerippen, die so fein ausgebildet hervortraten wie Runen oder Hieroglyphen, und wellenförmige Muster, die an eine erstarrte Meeresoberfläche erinnerten. Mit jedem Schritt, den Covenant, Jeremiah und sie gemacht hatten oder noch machen würden, zerstörten sie beiläufig entstandene, höchst empfindliche Schönheit.
Covenant hatte nicht zu sprechen aufgehört; er merkte anscheinend nicht, dass Linden einer anderen Stimme als seiner gelauscht hatte. Eben sagte er verbittert: »Natürlich hätten die Elohim das auch tun, uns all diese Mühe ersparen können, wenn sie nicht so verdammt egozentrisch wären. Und wenn sie nicht strikt dagegen wären, die Zeit zu manipulieren. Das war Kasteness' ursprüngliches Verbrechen. Sie haben ihn dazu erwählt, die Skurj im Zaum zu halten, weil er sich eine sterbliche Geliebte genommen, ihr einen Teil seiner selbst geschenkt hat. Er wollte sie bei sich behalten, daher hat er ihr die Fähigkeit geschenkt, jung zu bleiben. Der Zeit zu trotzen. Von ihm verliehene Magie zu gebrauchen. Das hat die Elohim natürlich gegen ihn aufgebracht.«
Mit ihrem Gesundheitssinn konnte Linden jeden sondierenden Finger des Winters spüren, der sich seinen Weg durch ihre Kleidung bahnte, um ihre Haut eisig zu berühren. Hätte sie es verstanden, die Sprache von Wind und Wetter zu deuten, hätte sie jeden Avatar von Schnee und Kälte benennen können: jede Flocke und jeden Kristall, jedes autarke Muster, jede zerstörte und unzerstörbare Falte in der reinweißen Schneeschicht, die alle Hügel bedeckte. Selbst das kahle, spröde wirkende Geäst des Waldes in der Ferne hätte zu ihr sprechen können.
»Und wenn du das alles tust«, fragte sie Covenant, als sei sie sich der eigenen Stimme nicht bewusst, »was passiert dann mit Jeremiah? Wird er befreit? Ist er danach in Sicherheit?«
Würde sie ihn finden können?
Ihr Sohn war gefährdeter als jeder andere; ihm drohten größere Gefahren und mehr Schmerzen. Auch wenn er hier neben Covenant stand, blieb er ihr Sohn, und die eigenartige Aufspaltung seiner Qualen war ihr fast unerträglich.
Covenant seufzte. In etwas sanfterem Tonfall antwortete er: »Leider nicht. Oh, seine Qualen enden natürlich. Sobald ich Foul einfriere, hört alles auf, was er gerade tut. Aber Erdblut trinken, die Macht des Gebots anwenden ... die Freisetzung solcher Kräfte wird uns ziemlich rasch überwältigen. Jeremiah und ich werden verschwinden. Wir sind im Nu wieder dort, wohin wir gehören.« Falls er die Aussicht
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