Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Aber nicht auf freundliche Weise. Wir könnten auf Gegnerschaft stoßen. Auf Gegnerschaft von der Art, die den Bogen beschädigen könnte.«
Was für Wesen?, hätte Linden am liebsten gefragt. Aber sie hatte dringendere Anliegen. Die Glut in ihren Adern hatte neue Tatkraft in ihr geweckt und einen Teil ihrer früheren Entschlossenheit zurückgebracht. Covenant und Jeremiah hatten einige ihrer dringendsten Fragen beantwortet, aber sie hatte noch mehr.
»Na schön«, sagte sie, indem sie mehr sich selbst als Covenant zunickte. »Die einfache Methode scheidet also aus. Wie soll es jetzt weitergehen? Du hast selbst gesagt, dass wir zweihundert Meilen zurückzulegen haben. Zu Fuß, mitten im Winter, ohne Nahrung und Unterkunft. Jeremiah und du spüren die Kälte anscheinend nicht, aber für mich kann sie tödlich sein. Und ich nehme an, dass auch ihr essen müsst. Wie sollen wir also überleben?«
Covenant wich ihrem Blick aus. »Tatsächlich«, sagte er, als stoße ihm etwas sauer auf, »hängt das von dir ab.« Er funkelte Linden aufgebracht an. »Dieses ganze Durcheinander verdanken wir dem Theomach. Er erwartet, dass du die Entscheidungen triffst. Im Augenblick bist du gewissermaßen der Bogen der Zeit. Oder du vertrittst ihn. Du bist als Einzige von uns ganz hier. Oder nur hier. Du bist die Einzige, die kein wandelnder Verstoß gegen Gesetze der Zeit ist. Daher bist du unter Umständen die Einzige, die ungefährdet Entscheidungen treffen kann. Dein Sohn und ich können dich am Leben erhalten, solange wir damit keine Aufmerksamkeit erregen. Und solange uns niemand dabei beobachtet, dass wir Dinge tun, die nicht in diese Zeit passen. Aber du musst das Kommando übernehmen. Das«, knurrte er angewidert, »dürfte einfach genug sein. Wir brauchen nur den Melenkurion Himmelswehr zu erreichen. Ohne die Würgerkluft zu durchqueren. Von mir aus können wir gleich aufbrechen.«
Linden starrte ihn an. »Das kann nicht dein Ernst sein!«
Covenant wandte sich ruckartig von ihr ab. Er schüttelte die Fäuste und rief in die Luft über dem Tal: »Hast du gehört? Sie glaubt, dass du das nicht ernst meinst!« Offensichtlich glaubte – oder wusste – er, dass der Theomach noch immer in ihrer Nähe war.
»Eigentlich bleibt uns keine andere Wahl«, warf Jeremiah zaghaft ein. »Wir haben nicht damit gerechnet, hier herauszukommen. Was wir tun wollten, wäre viel einfacher gewesen. Diese Sache ist weit komplizierter. Im Augenblick sind wir ebenso ratlos wie du.«
Aus einem Reflex heraus versuchte Linden, ihn zu trösten. »Schon gut, Schatz. Mir fällt bestimmt etwas ein.« Tatsächlich brauchte sie nicht lange nachzudenken. Ihre Möglichkeiten waren ihr bereits klar. Der vom Wind geformte Schnee hatte sie ihr eingegeben, oder Linden hatte sie in der unwiderleglichen Schönheit des Winters gesehen. »Es gibt nur noch eine Sache, die ich verstehen möchte.« Erstmals seit Roger mit ihrem Sohn zusammen war, schien sie einen Weg zu sehen, der zu Jeremiahs Erlösung – und der des Landes – führen konnte. Alle anderen Fragen hatten Zeit.
Covenant warf sich herum, als wolle er sie anschreien, aber seine Stimme klang unerwartet sanft: »Nur eine Sache? Linden, du überraschst mich.«
»Vorerst nur eine«, bestätigte sie. »Aber sie ist wichtig. Du redest, als gäbe es trotz des Theomachs Grund zur Hoffnung. Wenn wir auf dem rechten Weg bleiben. Wenn wir den Melenkurion Himmelswehr erreichen. Wieso haben die Urbösen dann versucht, dich aufzuhalten?«
Die Bedeutung ihres Angriffs unterminierte Covenants Erklärungsversuche. Was hatten sie gesehen, das Linden unbekannt blieb?
»Ist das alles? « Covenant machte ein mürrisches Gesicht. »Tod und Teufel! Sie sind Dämondim-Brut, Linden. Ihre Erzeuger belagern Schwelgenstein. Willst du behaupten, dass du noch immer nicht weißt, weshalb sie dir helfen wollen? Denk um Himmels willen mal nach! Sie haben Hohl geschaffen, damit er dir zu diesem Stab verhilft, der mich wirkungsvoll daran gehindert hat, Foul in den Arm zu fallen. Dann haben sie dich so angeleitet, dass du jederzeit imstande bist, mich auszuradieren, wenn dir nicht gefällt, was ich tue. Gewiss, sie haben dir gegeben, was du brauchtest, um die Dämondim zu schwächen. Teufel, warum auch nicht? Versage ich, fällt Schwelgenstein irgendwann, und bis dahin wollen sie sich deine Gunst erhalten. Jedes bisschen Vertrauen, das sie aus dir rausquetschen können, dient dem Verächter. Sie versuchen, dich gegen mich
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