Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
nonchalant, als er antwortete: »Zehntausend Jahre. Mehr oder weniger.«
Zehntausend ...? Zehntau ...?
Trotzdem blieb Lindens Gesicht ausdruckslos. »Und wenn der Theomach sich nicht eingemischt hätte?«, fragte sie beharrlich. »Wenn wir dort wären, wohin du wolltest? Wann wäre das? «
»Fünfhundert Jahre nach all diesem Zeug.« Seine Handbewegung umfasste Bereks Kampf im Osten. »Ungefähr. Ich hab sie nicht tatsächlich abgezählt. Die Mühe lohnt nicht.«
Linden starrte ihn an. Obwohl sie entschlossen war, sich zu beherrschen, wurde ihre Stimme lauter. »Hätte alles so geklappt, wie du es dir vorgestellt hattest, wären wir also noch immer neuneinhalbtausend Jahre von der Zeit entfernt, in die wir gehören?«
»Hier geht es nicht nur um die Zeit, Mama«, warf Jeremiah ein, als wolle er sie beschwichtigen, »sondern um die ganze Situation.«
Covenant nickte. »Richtig! Die Zeit ist nur ein Teil des Problems. Außerdem sollten wir nicht hier sein. Wir sollten dort drüben sein.« Er deutete über den schmalen Waldstreifen hinweg. »Jenseits der Würgerkluft. Ungefähr neunzig Meilen von hier, wenn wir fliegen könnten.
Aber das können wir natürlich nicht«, sagte er mit beißendem Spott in der Stimme. »Und wir können die Kluft nicht durchqueren. Also müssen wir sie umgehen. Weiträumig umgehen. Was eine Strecke von ungefähr zweihundert Meilen ergibt. Durch die Westlandberge hinauf. Im tiefsten Winter. Ohne Proviant oder warme Kleidung oder Pferde. Und wir dürfen keine Abkürzung nehmen, weil der verdammte Theomach das nicht zulässt. Er fürchtet, wir könnten die Geschichte verändern.«
»Aus guten Gründen«, bemerkte der Theomach doppelsinnig. »In diesem Zeitalter wird das Land von anderen mächtigen Wesen bewohnt. Und die Macht, die du besitzt, ist hier fehl am Platz. Jede Machtprobe droht eine Störung der Zeit zu bewirken, die ich nicht mehr eindämmen könnte. Sicher erreichen kannst du dein Ziel nur auf dem Pfad, den ich für dich angelegt habe – der durch die Wünsche und Bedürfnisse der Lady bestimmt wird. Sogar du, Halbhand, mit deiner Tollkühnheit«, stellte der Mann fest, »sogar du musst versuchen, nicht gesehen zu werden oder zufällige Beobachter irrezuführen.«
»Oh, vielen Dank!«, schnaubte Covenant verbittert. »Das war mir nicht klar. Jetzt fühle ich mich gleich viel besser.«
»Schluss damit, Covenant«, verlangte Linden. »Beschweren kannst du dich später, so viel du willst. Du hast noch immer nichts erklärt. Du hast mir noch keine Begründung gegeben. Was sollen wir so weit von unserer eigenen Zeit entfernt bewirken können? Du hast behauptet, du wüsstest, wie das Land gerettet werden kann.« Und auch Jeremiah. »Wieso müssen wir dazu Tausende von Jahren und Hunderte von Meilen von dem Ort entfernt sein, an dem wir gebraucht werden?«
Der Zweifler bedachte sie mit einem finsteren Blick, dann drehte er den Kopf zur Seite. »In einem Punkt hat der Theomach recht«, murmelte er. »Kommen wir irgendwie hin, können wir es vielleicht noch schaffen.« Er seufzte schwer. »Aber ich wollte ... Ach, hol's der Teufel!« Er schien mit angewidertem Gesichtsausdruck seine Niederlage einzugestehen. »Ich wollte in die Zeit Damelons zurück: Hoch-Lord Damelon Riesenfreund, Berek Halbhands Sohn. Ich wollte ihn abfangen, wenn er den Melenkurion Himmelswehr erreicht. Kurz ehe er rauskriegt, wie er bekommen kann, was er will. Ich wollte mich dicht hinter ihm einschleichen. Bevor er sich Mittel überlegt, um andere Leute fernzuhalten. Gemeinsam mit Jeremiah kann ich das, selbst wenn er noch so viel Wissen besitzt. Dann hätten wir uns einfach versteckt, bis er weiterzieht. Danach hätten wir tun können, was wir wollten.«
Linden musste sich mühsam beherrschen, um ihn nicht anzuschreien. »Das verstehe ich noch immer nicht«, sagte sie drängend. »Was ist an dem Melenkurion Himmelswehr so wichtig? Wonach sucht Damelon? Verdammt noch mal, Covenant, du behauptest, genau zu wissen, was du tust, du redest und redest, aber du erklärst nichts.«
Noch immer hielt er sein Gesicht vor ihr verborgen: »Der Melenkurion Himmelswehr steht jenseits der Würgerkluft. Er ist der höchste Berg im Westen. Irgendwo in seinem Inneren entspringen die Quellen, aus denen der Schwarze Fluss entsteht. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass Caerroil Wildholz so ungeheuer stark ist. Der Schwarze Fluss nährt ihn. Er führt viel Kraft mit sich – weil eine seiner Quellen Erdblut
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