Die Rückkehr (German Edition)
gegrilltes Fleisch, schwang dabei ein schweres Hackmesser und jagte Stücke von gebackenem Schweinefleisch in die Luft.
»Guter Hieb«, sagte sie, aber die Bemerkung rief keine Reaktion hervor.
Das Abendessen war erst in zwei Stunden, aber da mindestens 50 Gäste für die Konferenz erwartet wurden, ging es in der Küche rund. Vincent, der Chefkoch, hantierte am Gas-Grill, als ob er mystische Schwerter für Vulkan, den römischen Gott des Feuers, schmiedete. Philippe, der Neue, der tatsächlich eine alberne, tuntenhafte Kochmütze trug und ein Kochdiplom sein Eigen nennen konnte, studierte das Gewürzbord, als gelte es, ein lebensrettendes Rezept zusammenzustellen.
Janey widerstand dem Drang, einen Löffel in einen Kessel einzutauchen, in dem etwas brodelte, das wie Kürbiseintopf aussah. Ähnlich wie ein Kapitän, der gemeinsam mit seinem Schiff untergeht, wollte sie, dass die Gäste ihre letzte Mahlzeit genossen. Trotz ihres Drangs, sie zu vergiften.
»Riecht lecker, Philippe«, rief sie inmitten des Getöses.
» Mal appetit, mademoiselle «, sagte er.
»Und einen Cheeseburger für Sie.«
Sie ging weiter zur Waschküche, die an die Rückseite des Hotels angebaut war. Der schmale Gang aus Betonschalsteinen, der normalerweise so einfach und vertraut war, nahm nun eine surreale Beschaffenheit an, so als ob er bereits zu Staub und Luft wurde. Das quietschende Surren der Waschmaschinen hallte an den Wänden wider und wurde lauter, als sie die Waschküche betrat.
Rosalita, deren braunes, lederartiges Gesicht immer undurchschaubar gewesen war, war dabei, Tischwäsche zu falten. Sie hatte zur gleichen Zeit wie Janey angefangen, in der Waschküche zu arbeiten, hatte aber in dieser konservativen ländlichen Gegend den Nachteil gehabt, hispanischer Abstammung zu sein. In vier Jahrzehnten hatte sie nur drei Tage gefehlt, jeden dieser Tage, um ein Kind zur Welt zu bringen. Janey hatte sie einmal angeschwärzt, weil sie ihre Stoffwindeln heimlich mit den Betttüchern wusch, eine Petzerei, durch die Janey eine weitere Stufe auf der Waschküchenleiter erklimmen konnte. Janey hatte früh genug erkannt, dass sie durch das Verpfeifen von Hilfskräften bei den Pfennigfuchsern und Erbsenzählern, die Hotelbesitzer auf der ganzen Welt reich machten, selbst bald zu den Führungskräften zählen würde. Der Trick bestand nicht darin, moralisch integer und gewissenhaft zu sein, sondern sich nicht erwischen zu lassen.
Aber Rosalita hatte niemals irgendein Anzeichen von Feindseligkeit gegenüber Janey gezeigt. Sie hatte andererseits auch niemals Ehrerbietung oder Freundlichkeit an den Tag gelegt. Sie hätte ein geschnitzter Maya-Götze sein können, bei all der Emotion, die sie ausstrahlte.
»Guten Abend, Miss Mays«, sagte die Wäscherin mit ihrem leichten spanischen Akzent, ohne dabei in ihrer Tätigkeit des Faltens inne zu halten. Ihre spinnenhaften Hände falteten den Stoff mit geometrischer Präzision, als sie ein Betttuch in einen Korb legte. Die Wäscherei hatte kahle graue Wände und einen Betonboden, es gab keine Wärme außer der Hitze, die von den Maschinen abgesondert wurde. Janey steckten die langen, langen Stunden hier noch immer in den Knochen.
»Sind alle Zimmer bereit?«, fragte Janey, die sich nicht damit aufhielt, den Gruß zu erwidern.
»Ja, und der Speisesaal wird in einer Stunde fertig sein.«
»Ist Ihnen irgendetwas Komisches aufgefallen?«, fragte Janey.
»Komisches, gnädige Frau?«
»Ungewöhnliches. Sie wissen schon. Haben Ihre Kollegen irgendwas gesagt?«
Rosalita war so vorsichtig, dass sie sogar ihre Vorsicht verbarg. »Nichts. Alles wie immer.«
»Die Gäste sind auf der Suche nach Geistern, und wir werden sie doch nicht enttäuschen wollen, oder?«
»Wir zeigen ihnen Geister?«
Jayne lachte irr. »Wir müssen ihnen nichts zeigen. Wir lassen sie nur sehen, was sie sehen möchten.«
»Ah. Auch wenn sie durch sie hindurchsehen können.«
»Richtig. Deshalb sagen Sie Ihren Kollegen bitte, dass sie mitspielen sollen. Sie dürfen den Gästen Geschichten aus der Vergangenheit des Hotels erzählen. All die tiefen, dunklen Geheimnisse, die Sie hinter meinem Rücken austauschen.«
Rosalitas in Stein gemeißelte Fassade zeigte keinerlei Riss. »Ja, gnädige Frau.«
Janey nahm eines der gefalteten Betttücher, entfaltete es mit einem Schwung und warf es sich über den Kopf. Sie ließ es auf ihre Schultern sinken und täuschte ein geisterhaftes Wehklagen vor: »Whooooo.«
Sie riss sich das Betttuch
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