Die Rückkehr (German Edition)
Information auf dem normalen Bild?«
»Klar. Es ist gepixelt.«
Er hielt das Bild in dem Augenblick an, als die schattenhafte Figur erschien. »Nun sieh dir an, wie verschwommen die Blöcke sind.«
Kendra überlegte sich, ob er ihre Skepsis auf eine Probe stellen wollte. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie ihn zur Rede stellen oder die Dumme spielen sollte. »Nun, wenn es ein Geist ist, sollte er dann nicht auch verschwommen sein?«
»Es ist eher so, wie wenn man Fotokopien von Fotokopien macht. Die Bildqualität wird immer schlechter.«
»Willst du damit sagen, dass mein Dad die Aufnahme manipuliert hat?«
»Nein. Das ist meine eigene Aufnahme. Ich wüsste, wenn sie gehackt worden wäre. Er wusste nicht mal, dass ich diese Kamera installiert hab – ich tat es, bevor der Rest des Teams den Dachboden betrat.«
Burtons Gruppe verließ als letzte den Raum, und Wayne kam herüber zum Tisch mit den Monitoren. Kendra wollte gerade fragen, ob er das Video gesehen hatte, als ihr Cody einen Blick zuwarf, der ihr klar machte, dass sie die Klappe halten sollte. Cody klickte das Video weg.
»Murphys Gesetz«, sagte Wayne. »Die Geisterjagd in der Gruppe funktioniert immer auf dem Papier, aber die Leute jagen nicht auf Papier.«
»Habt ihr das Problem gelöst?«, fragte Cody, während er auf dem Bildschirm wieder die Ansicht mit den verschiedenen kleinen Bildern von allen Livekameras zum Vorschein brachte.
»Alles läuft wieder nach Fahrplan«, sagte er. »Kendra, kann ich dich für einen Moment sprechen?«
Sie rollte ihre Augen gerade stark genug, damit Cody es wahrnehmen konnte. Er presste seine Lippen aus Mitgefühl aufeinander. »Klar.«
Wayne begleitete sie auf den Korridor und blickte sie an. Er senkte seine Stimme, damit Cody nichts hören konnte. »Du weißt, dass ich dir vertraue und dir viele Freiheiten lasse, und vielleicht sieht das so aus, als würde ich dir keine Aufmerksamkeit schenken oder ›in anderen Sphären schweben‹, wie du so gern sagst. Und ich hatte nie Angst davor, dich auf meine Geisterjagden mitzunehmen, weil du schon immer so reif warst.«
Weil nach dem Tod von Mom ja irgendjemand der Erwachsene sein musste. Das wäre die Art von Antwort gewesen, die jahrlange Psychotherapie nach sich ziehen würde, weshalb sie sich auf ein Nicken beschränkte.
»Aber dieses Mal möchte ich, dass du in meiner Nähe bleibst«, sagte er. »Der Ort hier gibt mir ein schlechtes Gefühl.«
»Es ist nur ein knarzendes altes Hotel«, sagte sie.
»Sei nicht so verdammt dickköpfig.«
»Geht es um Cody?«
Wayne kniff die Augen zusammen und blickte zurück in den Kontrollraum. »Was ist mit Cody?«
Dad war so von seinen eigenen Emotionen abgekapselt, dass er nicht fähig war, jugendliche Liebeslust zu erkennen, wenn er sie sah. Nicht, dass sie selbst wusste, wie sie die Sache einschätzen sollte oder wie weit sie gehen wollte, aber wenn zwei heterosexuelle Teenager auf einer einsamen Insel strandeten, würden die Dinge irgendwann ihren natürlichen Lauf nehmen.
»Nichts. Er ist ein Technikfreak.«
»Cody kann auf sich selbst aufpassen. Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Weil ich nicht auf mich selbst aufpassen kann?«
»Hör zu. Hier passiert etwas, okay? Dinge, die ich nicht erklären kann.«
»Ich dachte, das ist der Sinn der Sache«, sagte sie und gab eine spöttische Version eines seiner Marketingslogans zum Besten: »›Gänsehaut bis zum Äußersten oder Ihr Geld zurück.‹«
»Das war Showbusiness, aber das hier ist echt.«
»Digger Wilson bezeichnet etwas als ›echt‹?«
»Kleines.« Seine Gesichtszüge wurden hart, seine vorgespielte Geduld war erschöpft.
»Du hast gesagt, dass ich für mein Alter reif sei, aber meiner Meinung nach hast du mir nur Verantwortung aufgebürdet, damit du dich nicht um mich kümmern musst.«
Digger hämmerte mit der Unterseite seiner Faust gegen die Wand. Die Plötzlichkeit des Aktes erschreckte sie. »Verdammt.«
»Prima, noch ein paar solcher Schläge und das ganze Haus wird zusammenfallen.«
Gerade als Digger wegging, steckte Cody seinen Kopf aus dem Kontrollraum. »Ist was umgestürzt?«, fragte er.
»Nur die Säule meiner großen Hoffnungen«, antwortete Kendra. Dad war bereits um die Ecke. Kendra war noch immer von der Erfahrung ihres billigen Sieges erregt. Als sie jung war, hatte sie geweint und ihre Tränen hatten ihn in eine hilflose Wut getrieben. Seitdem war sie ein wenig subtiler geworden, aber er war seiner eigenen Wut immer noch so
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