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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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zu leiden, als willige Geisel der paranormalen Gemeinschaft. Aber sie war mehr als eine Geisel, sie war eine Spionin.
    Ann sah nichts, aber sie streckte ihre Hand aus. Die Luft vor ihr fühlte sich kalt an und ihre Finger prickelten von einem feinen Hauch elektrischer Spannung.
    »Seine Aura ist grau«, flüsterte Tonya. »Mit ein wenig dunkelrot, so wie Wolken beim Sonnenuntergang.«
    »Was will er?«
    »Kann ich nicht sagen«, antwortete sie. »Ich glaube nicht, dass er es selbst weiß.«
    »Mach schon, Ann«, sagte Duncan. »Das wird langsam ein bisschen albern.«
    »Psst«, sagte Ann. Sie drückte den Knopf ihrer Kamera und hielt sie vor sich hin. Vielleicht wurde Tonyas Halluzination von reflektiertem Straßenlicht oder durch einen prismatischen Effekt der Nachttischlampe verursacht. Die Kamera hatte auch eine Tonspur, mit der sie Tonyas Aussagen aufzeichnen konnte.
    »Kann ich mit ihm sprechen?«, fragte sie Tonya.
    »Sie können es versuchen«, antwortete Tonya. »Aber ich glaube nicht, dass er lange bleiben wird.«
    Ann hatte Untersuchungsmethoden studiert und wusste, dass einige Geisterjäger einen konfrontativen Ansatz wählten, im Glauben, Geister wären wie eingesperrte Tiere, die man nur ein bisschen piksen musste, damit sie zu knurren anfingen.
    »Warum hast du dich umgebracht?«, fragte sie, wobei ihr die Wörter lauter aus dem Mund kamen, als sie eigentlich beabsichtigt hatte.
    Die Heizung schaltete sich an, und das Brummen wurde von einer leichten Vibration des Bodens begleitet. So viel zu einer klaren Antwort in leicht verständlicher Sprache.
    »Vielleicht sollte man ihn bitten, die Buchstaben zu singen«, schlug Duncan vor.
    »Die Aura verändert sich«, sagte Tonya. »Nun ist sie wie eine dunkle Wolke.«
    Ann wedelte mit ihrer Hand auf Kopfhöhe vor sich herum und stellte sich vor, die Aura würde so wie Nebel verteilt werden. Die Luft vor ihr war nun eisig, obwohl durch das Lüftungssystem warme Luft in den Raum floss. Ein beißender Geruch bestürmte ihre Nasenlöcher, so als ob eine Ratte im Luftkanal verendet wäre und nun ein fortgeschrittenes Stadium der Fäulnis erreicht hatte.
    »Ist was zu sehen?«, fragte Ann an Duncan gerichtet.
    Tonya antwortete: »Die Aura wird größer.«
    Ann trat unfreiwillig einen Schritt zurück und die Säule kalter Luft schien sich auszuweiten, um mit ihr in Kontakt zu bleiben. Tonyas gleichförmige, ruhige Stimme war irgendwie furchteinflößender, als wenn sie auf ein dramatisches Bühnenflüstern zurückgegriffen hätte. Ann versuchte, die Kamera so ruhig wie möglich in ihrer zitternden Hand zu halten. Die Spannung im Raum stieg und das Licht der Deckenleuchte wurde schwächer.
    »Er entzieht den Strom«, sagte Tonya.
    »Überspannung in den Stromleitungen«, sagte Duncan, aber Ann war sich nicht sicher, dass diese kleine Vorstellung wissenschaftlich erklärt werden konnte. Sie wusste, dass der größte Teil ihrer Erfahrung subjektiv war und dass die Bild- und Tonaufnahmen nichts Außergewöhnliches enthüllen würden, aber sie war froh über die Anwesenheit der ruhigen Tonya.
    Als das Licht wieder heller wurde, wurde es warm im Zimmer. Tonya atmete aus, als ob sie die Luft angehalten hatte, seit sie aus dem Badezimmer kam.
    »Was war das?«, fragte Duncan.
    »Es ist wieder weg«, sagte Tonya.
    »Er ist weg«, fügte Ann hinzu, und ihr wurde klar, dass die Macht definitiv Männlichkeit ausgestrahlt hatte. Aber das war absurd. Auch wenn die verschiedenen Erlebnisse bestätigt werden konnten, waren physische Ereignisse von Natur aus gleichgültig und geschlechtslos. Die Naturwissenschaft wurde vom Genus bestimmt, nicht vom Geschlecht.
    »Komm schon«, sagte Duncan, nahm ihren Arm und führte sie zur Tür. »Du musst dich erholen.«
    Ann war apathisch, so als ob das Wesen von ihr ebenso Energie entzogen hätte wie von der Glühbirne. Als Duncan sie aus dem Zimmer führte, flüsterte er: »Gute Show.«
    Er musste gedacht haben, dass sie etwas vorspielte, in gleichen Maßen um Tonyas Verdacht zu zerstreuen und die Erwartungen bei den Geisterjägern zu steigern. Aber Ann war sich nicht sicher, wie sie die Erfahrung einschätzen sollte. Die verschiedenen Phänomene hatten sich zu einer Gesamtwirkung vereinigt, die sie überlegen ließ, was da passiert war.
    Als sie die Tür erreichten, sagte Tonya: »Ihre Aura.«
    Ann drehte sich um, obwohl Duncan finster blickte.
    »Das Schwarz ist jetzt in Ihrer.«

 
     
     
    Kapitel 15
     
    Gääähn . Oder, Mom?
    Kendra

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