Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Talana.
»Aber dein Vater weiß, dass du mich treffen wolltest?«, fragte Mario.
»Natürlich«, sagte Sheila. »Wir sind doch wegen deiner Botschaft nach Sardinien gekommen. Meiner Mutter haben wir allerdings etwas anderes erzählt.« Sie dachte amüsiert daran zurück, wie geschickt Gavino das Ganze arrangiert hatte. »Ich habe schon drei Tage am Strand auf dich gewartet. Mein Vater war immer dabei, nur heute nicht. Ich glaube, das Warten ist ihm zu langweilig geworden.«
»Dein Vater wird sich denken können, was passiert ist«, meinte Mario. »Hör auf, dir deswegen Sorgen zu machen. Du kommst ja wieder zurück.«
»Hoffentlich«, murmelte Sheila und versuchte, sich ganz auf das Abenteuer zu konzentrieren, das hinter dem Weltentor auf sie wartete. In Kürze würden sie in Talana sein …
»Komm«, sagte Mario und schwamm voraus.
7. Kapitel
Angst um Sheila
Gavino steuerte das Boot geschickt in den kleinen Hafen und zur Anlegestelle.
»Du hast nichts verlernt«, meinte Felipe und grinste. »Du bist noch ein genauso guter Fischer wie früher. Warum bist du nur nach Deutschland gegangen? Das ist doch nicht deine Welt!«
»Ich liebe Sabrina und Sheila«, antwortete Gavino knapp. Er hatte keine Lust, mit seinem Cousin über seine Entscheidung zu diskutieren. Im Moment wusste er selbst nicht, was er wollte. Es war schön, wieder auf Sardinien zu sein, aber er hatte das Gefühl, dass ihm seine Heimat inzwischen doch fremd geworden war. Er gehörte nirgends mehr richtig dazu.
Trotzdem war es herrlich gewesen, mit dem Boot aufs Meer zu fahren und die salzige Luft auf der Haut zu spüren. Zuerst hatte es ein bisschen genieselt, aber dann war die Sonne doch noch hervorgekommen. Zumindest für eine Weile. Unzählige glitzernde Punkte tanzten auf dem Wasser.
»Du hast uns Glück gebracht.« Felipe deutete auf die Fische, die im Boot lagen. »So viel hab ich schon lange nicht mehr gefangen.«
Gavino stellte den Motor ab und machte das Boot an der Anlegestelle fest. Dann sprang er auf den Steg.
»Ich muss nach meiner Tochter sehen.«
»Mann, ich kann es noch immer nicht glauben, dass Sheila tatsächlich deine Tochter ist und du jetzt wirklich eine Familie hast«, rief Felipe ihm hinterher.
Gavino drehte sich um, winkte ihm zu und ging dann seines Weges. Er hatte seinem Cousin gegenüber nur Andeutungen gemacht, was in der Zeit seines Verschwindens geschehen war. Felipe war der Einzige, der sich kaum über Gavinos jugendliches Aussehen wunderte. »Das liegt in der Familie«, hatte er gemeint. »Mein Vater wird irgendwie auch nicht älter.«
Gavino wusste nicht, wie viel Felipe ihm sonst noch abnahm. Felipe stand mit beiden Beinen auf der Erde, war fleißig und sah die Schwierigkeiten, mit denen ein einfacher Fischer heutzutage zu kämpfen hatte. Felipe glaubte weder an alte Meereslegenden noch an die Gerüchte über den Lord der Tiefe . Gavino hatte ihm nie vorgeführt, dass er die Gestalt eines Delfins annehmen konnte. Und jetzt war es zu spät dazu, er konnte sich nicht mehr verwandeln.
Gavino pfiff leise vor sich hin, als er die Bucht erreichte, wo er Sheila zurückgelassen hatte. Doch dann stockte sein Pfeifen mitten in der Melodie. Er sah, wie sich ein fremder Mann an Sheilas Sachen zu schaffen machte.
»He, was tust du da?« Gavino spurtete los und stand wenig später neben dem Mann, der Sheilas rote Windjacke wieder in den Sand fallen ließ.
»Was tust du da?«, wiederholte Gavino. »Das sind die Sachen meiner Tochter!«
»Entschuldige … dann … habe ich mich wohl getäuscht«, murmelte der Fremde. »War keine Absicht.«
Er log. Gavino sah es an seinen Augen.
Ihn packte die Wut. Der Fremde hatte Sheila bestehlen wollen! Gavino zog den Mann am Kragen zu sich heran.
»Wo ist meine Tochter?«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Was hast du mit ihr gemacht?«
»Ich habe nichts gemacht!« Der andere versuchte sich zu befreien, aber Gavino war stärker. Er zog den Kragen noch enger.
»Wo ist sie dann?«
»Sie hat sich mit einem Jungen getroffen«, ächzte der Fremde. »Lass mich los!«
Gavino ließ die Hand sinken. Der Fremde rieb sich den Hals.
»Und wo sind die beiden jetzt?«
Der Mann deutete aufs Meer hinaus. »Schwimmen.«
Gavino kniff die Augen zusammen, aber er konnte niemanden im Wasser entdecken. Er ging wieder auf den Fremden los. Mit zwei Griffen hatte er ihn im Schwitzkasten.
»Hör zu, wenn du lügst …«
»Ich lüge nicht … die beiden … sind wirklich …
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