Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
Rechtsextremen verübt, und oft genug war der Geheimdienst darin verwickelt. Bis heute wurde teilweise die Aufklärung verhindert, noch besetzten zu viele der Hintermänner Schlüsselstellen im Staatsapparat. Doch Pina schien gar nicht zuzuhören.
    Als der Wagen wenig später auf dem Hügel bei Jakovce vor dem stählernen Tor von Dukes Anwesen hielt, klingelte Pina zaghaft und hinkte sogleich zum Wagen zurück. Laurenti sah die Überwachungskamera auf der Beifahrerseite herunterschwenken, kurz darauf setzten sich unter leisem Summen die beiden Flügel in Bewegung und gaben die Fahrt frei. Er hielt neben dem Maserati. Pina warf ihm einen kurzen, verzweifelten Blick zu, bevor sie ausstieg. Sedems Fahrer empfing sie, brachte aber kaum ein Wort heraus und führte sie in den Salon, wo Sedem in seinem Rollstuhl vor dem Feuer saß. Er hatte ihnen den Rücken zugekehrt, auf dem Tischlein neben ihm lagen drei Telefonapparate, und der Boden war von einem Berg hastig durchgeblätterter Tageszeitungen in den verschiedensten Sprachen übersät.
     
    *
     
    Die Bora hatte weiter aufgefrischt. Als Dean von der Scheune zum Haus hinüberging, in der er den Range Rover wieder hinter einer Wand aus Strohballen abgestellt hatte, zog er die Jacke enger. Es war noch nicht dreiundzwanzig Uhr, als er sich hundemüde und angetrunken seines Anzugs entledigte und schließlich im Wohnzimmer durch die Fernsehkanäle zappte, bis er auf die erste Nachrichtensendung stieß. Er goßsich ein Glas Brinjevec ein und nahm einen tiefen Schluck von dem hochprozentigen Wacholderschnaps, während er zum ersten Mal in aller Ruhe und mit sich selbst zufrieden die Bilder seiner Greueltat betrachtete. Ein Meisterwerk, das sollte ihm erst einmal jemand nachmachen. Dean fühlte sich stark – trotz der Niederlage, die ihm seine Verbindungsleute aus Izola beschert hatten. Und er konnte es nicht erwarten, Mervec anzurufen, obgleich dieser ihm strikt verboten hatte, telefonisch mit ihm in Kontakt zu treten.
    »Morgen früh steh ich bei dir auf der Matte«, sagte Dean ohne weitere Umschweife. »Halte meinen Lohn bereit.«
    »Ich hab dir doch gesagt …«, knurrte Mervec umgehend, dann besann er sich sofort. »Nicht morgen. Die Banken sind am Sonntag geschlossen.«
    »Ich komme trotzdem. Dann mußt du eben etwas von deinem Ersparten unterm Kopfkissen abzweigen. Zur Mittagszeit.« Er wußte sehr wohl, daß Mervec eine größere Summe im Safe aufbewahrte. Nie war es ein Problem gewesen, Vorschüsse sofort einzustreichen, sobald ihre Höhe vereinbart war.
    »Ich komme erst morgen zurück, wir treffen uns um vierzehn Uhr im ›Pumpe‹ in Klagenfurt«, sagte Mervec zögerlich. »Sei pünktlich.«
    Dean paßte es nicht die Bohne, daß sein ehemaliger Boß ihn an einem öffentlichen Ort empfangen wollte, auch wenn es in dem urigen Lokal herausragendes Gulasch gab. Er hatte es sich zwar anders vorgestellt, willigte aber ein. Er goß noch einen Schnaps nach. Wollte ihn Mervec austricksen? Wie wäre es, ihm bereits am Morgen in Pörtschach aufzulauern, wenn er das Haus verließ? Dann auf direktem Weg zum Loiblpaß – auch dort waren seit zwei Tagen die Grenzkontrollen gefallen. Wäre er erst wieder in Slowenien, könnte ihm nichts mehr passieren. Den Range Rover würde er danach für immer verschwinden lassen. Doch dann verwarf er den Gedankenwieder. Mervec das Licht auszublasen, wäre ein Leichtes, aber wie kam er dann an sein Geld? Auch er kannte schließlich die Tricks, Dean hatte sie von ihm gelernt.
    Er erwachte unsanft. Kaum daß er auf seinem Sessel vor dem Fernsehapparat eingenickt war, donnerte es heftig gegen die Haustür. Dean streckte sich und rieb sich die Augen. Das war kein höfliches Pochen, sondern jemand, der es nicht gut mit ihm meinte, wollte sich Einlaß verschaffen. Er konnte jedoch nichts erkennen, als er einen heimlichen Blick aus dem Fenster zu werfen versuchte. Der Hof war dunkel. Er wagte nicht, sich hinauszulehnen, um den Bereich am Eingang besser übersehen zu können. Er hätte eine ideale Zielscheibe abgegeben. Dean zog eine Pistole aus einer Schublade und lud sie durch. Dann schlich er auf Socken die Treppe hinunter, ohne das Licht im Flur anzuknipsen. Schritt für Schritt näherte er sich den lauter werdenden Schlägen, die in gleichmäßigem Takt gegen das Holz droschen. Er zählte mit, bei sieben riß er die Tür auf.
     
    *
     
    Laurentis Begegnung mit Sedem war äußerst kurz. Pina hatte Tränen in den Augen, als sie sich zu dem jungen

Weitere Kostenlose Bücher