Die Ruhelosen
dieses Beschlusses an gerechnet, der Staatskasse in Zürich zu entrichten oder durch Verwendung des beigelegten Einzahlungsscheines bei einer Poststelle auf Postscheckkonto VIII 2002 einzuzahlen.
Werden die Gemeinderechts- und die Landrechtsgebühr nicht innerhalb vier Wochen bezahlt, so wird die Landrechtserteilung aufgehoben und damit auch die Aufnahme in das Gemeindebürgerrecht hinfällig.
Staatsgebühr für Ausfertigung und Zustellung der Landrechtsurkunde wird auf Fr. 40 festgesetzt.
Die Landrechtsurkunde ist dem Eingebürgerten nach Vorweisung oder Einsendung der Bescheinigungen über die Bezahlung der Gemeindebürgerrechts- und der Landrechtsgebühr von der Direktion des Innern kostenfrei auszuhändigen.
Eingebürgerte hat für seine Entlassung aus dem bisherigen Staatsverbande zu sorgen, ansonsten er die Folgen der Unterlassung selbst zu tragen hätte.
Mitteilung an: a) Guerrino Senigaglia, Kaufmann, an der Dorfstraße, in Küsnacht, unter Bezug der in Dispositiv IV festgesetzten Staatsgebühr sowie der Ausfertigungs- und Stempelgebühren; b) den Gemeinderat Küsnacht mit der ausdrücklichen Weisung, dem Eingebürgerten erst nach Vorweisung der Landrechtsurkunde Heimatschriften auszustellen; c) das Statthalteramt Meilen; d) das kantonale Fremdenpolizeibureau; e) die Direktionen der Finanzen, des Militärs und des Innern.
Zürich, den 12. August 1921.
V o r d e m R e g i e r u n g s r a t e ,
Der Staatsschreiber:
Paul Keller
Keine drei Tage später war die Familie Senigaglia im stolzen Besitze eines neuen, eines Küsnachter, eines echten Schweizer Heimatscheines. Nun war endgültig Schluss damit, dass man seiner Tochter Aurora auf offener Straße Schlötterlig nachrief, Worte, die er nicht einmal verstand, deren Sinn, zu treffen, aber nie ihr Ziel verfehlte. Nie wieder wollte Guerrino den Klang dieses Reims in seinem Umfeld hören müssen:
… Tschinggeli More, Dräck a dä Ohre …
, sie waren jetzt ja Schweizer.
dem Teufel vom Karren
Zug, 1922
Alda Immer konnte nicht schlafen. Sie hatte Schäfchen gezählt. Sie hatte im Stillen Lieder rezitiert, von den
roten Röschen im Garten
, vom
Kirschenlesen
, dem
lustigen Sennersleben
und vom
Vater
, dem
Appenzeller
, obwohl der eigentlich vom Luzernerboden kam. Sie hatte in der Heiligen Schrift gelesen. Nichts hatte geholfen, sie lag noch immer wach.
Im Bett neben ihr schnarchte leise ihre kleine Schwester Ida. Mit ihrem schokoladebraunen Haar. Mit ihrem lieben Gesichtchen. Ihrer sauberen Haut. Bestimmt war sie in einem wunderbaren Traum hoffnungsfroh verloren. Und morgen würde sie genauso hoffnungsfroh aus ihrem Schlaf erwachen, sich die blauen Äuglein reiben und in einen weiteren hoffnungsfrohen Tag hinausschreiten, den das Leben nur für sie bereithielt wie eine unerschöpfliche Zaubertafel voller feinster Leckereien. Denn: Sie war ohne Makel.
Zweihundertdreiundzwanzig Schäfchen. Zweihundervierundzwanzig. Zweihunderfünfundzwanzig. Es hatte keinen Sinn. Alda konnte sich doch nicht recht aufs Zählen konzentrieren. Immer wieder lenkten sie Störgeräusche im Ohr ab, böse Stimmen, die Erinnerung an das, was sie heute ungewollt mitangehört hatte. Lehrer Füglistaller hatte sich krank gefühlt, und Alda hatte sich beeilt, nach Hause zu laufen, wusste sie doch, dass ihr Onkel und die Tante und die Bäschen zu Besuch aus Luzern gekommen waren, und hei, wäre das eine Freude, noch vor dem Mittagessen zusammen die Murmeln über die Bahn zu schicken! Aldaliebte dieses Surren, wenn Kugel um Kugel herunterrollte, und das schicke Klirren, wenn sie aneinandergerieten. Sie konnte stundenlang vor dieser dreistufigen Holzbahn sitzen und das bunte Glas, eines nach dem anderen, herunterpurzeln lassen. Eine besonders schöne Murmel, fast so wie ein Menschenauge, mit einem geschwungenen blauen Bändchen drin, musste sie unbedingt den Bäschen zeigen. Und um wie viel diese wohl schon wieder gewachsen sein mochten, alle vier! Ob sich wohl das Kleinste noch genau so wohlig und kuschelig wie früher in ihren Armen tragen ließ? So ein herziges Geschöpf, genau so eines wollte sie später auch einmal haben als erwachsene Frau. Und am besten nicht nur eines, am besten auch gleich vier, so wie ihre Bäschenbande.
Dergestalt angeheitert vor lauter Vorausglückseligkeit, platzte sie in die Wohnung und hörte die Stimmen der Verwandten schon vom Flur aus. Da war Onkel Eduard, der Diamantschleifer, der immer viel auf sein Äußeres gab, Kettenuhr und Monokeleinfassung
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