Die Ruhelosen
seinen Konkubinen, von perlendem Speichel auf kleinen Zähnen, von glänzenden Nägeln in seiner feuchtenHaut, und reicherte so sein Gefühlsleben an, pumpte es auf, wenn er mit Costanza zusammenkam. Dann biss er sie gekonnt ins Ohrläppchen, nuckelte an ihren Brüsten, leckte und schmeckte wieder an ihren kitzligsten Stellen, in ihren Kniekehlen, zwischen ihren Zehen, anderswo, und war anständig bemüht, an die alte schwache Hoffnung anzuknüpfen, sie könnte ihm doch noch eines Tages liebevoll ergeben sein.
Nur, das alles wirkte einstudiert, mehrfach ausprobiert und schal. Costanza überlegte ernsthaft, ob sie das Zimmer wieder verschließen sollte, um nachts ihre Ruhe vor ihrem lüsternen Mann zu haben. Seine künstliche Erregung war für sie wie ein wiederholter und abermals erlebter Fall und stürzte sie in tiefe Fassungslosigkeit, zumal er ab und zu tatsächlich sie meinte, sie umkrallte, sich an sie klammerte und verzweifelt ihren Namen rief.
Verbissen setzte Lazzaro all seine Phantasie dazu ein, seine Frau zu einer seiner Lustfrauen zu machen. Irgendetwas von dem, das er an ihr ausprobierte, musste ihr doch Freude bereiten! Irgendwie musste dieser verstockte Geist zu erreichen, aus seiner engen Fassung zu befreien sein. Und er drang in ihre Spalte ein, so tief es sein Glied erlaubte, und er zwang sie, ihn anzufassen, ihm Lust zu bereiten, und sie war erschüttert über dieses gummiartige Ding, aus dessen kleinem Mund so viel schleimige Flüssigkeit schießen konnte, die so schwer aus den Haaren herauszubringen war, wenn sie nicht aufpasste. Wo nahm dieser Mann nur all diesen Glibber her? Sie stellte ihn sich innen hohl und angefüllt mit einer Flut voller Exkrete vor, und wenn sie ihn nicht einmal aus der Nase hätte bluten sehen, als er vor wenigen Wochen kopfwehgeplagt von der Gerberei heimgekehrt war und sich mit einem feuchten Tuch im Nacken hinlegte, bevor er essen kam, sie hätte geglaubt, auch in seinen Adern flösse weiße Schmier.
Lazzaro, Eigentümer einer Großgerberei, anerkannter Livornese, Überwinder seiner Zwergengröße und Bezwinger sämtlicher Widerstände, Besitzer einer untrüglichen Sinnesapparatur, war ermüdet von dem Kampf, dem ewigen labyrinthischen Hin und Her und Auf und Ab, durch das ihn sein Erschütterungsmessgebilde hetzte … Costanza gehen zu lassen bedeutete für Lazarro vielleicht auch Aufatmen. Besinnung. Und später, wer weiß: Neuanfang. Er kannte sich ja selbst nicht mehr.
Bevor er sich gänzlich abhandenkam, setzte er seine Frau für eine lange und umständliche Reise in den Zug, für das letzte Stück bis nach Ferrara würde sie in die Kutsche umsteigen müssen, da Ferrara noch keinen Anschluss ans Schienennetz besaß, aber er war sich sicher: Costanza würde sich am ehesten bei seiner Schwester erholen und auf andere Gedanken kommen. Vielleicht würde sie ihn mit der Zeit sogar vermissen. Ein kleines bisschen nur. Das könnte dann wieder ein Anfang sein. Wer vermochte es zu sagen?
Zum ersten Mal seit langem atmete Costanza auf. Lazzaros jüngste Schwester Anat war im selben Alter wie sie und mit ihrem Frohmut und ihrer Lebenskraft ungemein einnehmend. Kein Vergleich mit dem Schatten, als den sich Costanza an ihre Mutter, die sie kaum mehr gesehen hatte, erinnerte. Ja, das pure Gegenteil. Strahlendes Sonnenlicht, Emphase! Gemeinsam stöberten sie Anats Stoffe durch und bestimmten einen hübschen, grünen. Damit wollten sie ein neues Kleid für Costanza schneidern lassen, eines mit Reifrock und mit moderner englischer Konstruktion aus besten Stahlbändern, in einer Drahtzieherei in Bergamo gefertigt, und auch eine üppige Saumweite von sieben Metern verlangten sie in ihrer Lustigkeit. Freimütig besprachen sie mit dem Schneider alle Wünsche: Das grüne Taftkleid musste eine weiße Schleppe haben, die abwechslungsweise mit applizierten Rosenknospen und Goldbrokatbesetzt sein sollte, geschlitzte und an drei Stellen zugeknöpfte Puffärmel sowie ebenfalls goldbrokatenes Blattwerk am Ausschnitt, der im Weiteren schulterfrei zu sein hatte. Zudem ein grünes Samtband, das sich Costanza um den Hals legen konnte, und grüne Perlbändchen mit gefärbten Fasanenfedern für ins Haar. Costanza glühte in stillem Jubel und ließ sich von Anat bereitwillig zu jeder neuen Entscheidung führen. Einzig beim Maßnehmen stellte sie sich an, so, als ob sie sich vor ihr genierte, ansonsten aber war sich Anat sicher, der neuen Freundin mit dieser Unvernünftigkeit eine Freude zu
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