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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Der Waldläufer sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an, was ein Zeichen war, dass er ihm antworten würde, also fuhr Will fort. »Warum, glaubt Ihr, hat Morgarath die Kruls für sich aufgespürt? Was hat er zu gewinnen?«
    Walt merkte, dass auch Gilan auf seine Antwort wartete.
    »Wer weiß schon genau, was Morgarath bewegt?«, antwortete er langsam. »Ich kann dir keine genaue Antwort geben. Alles, was ich dir sagen kann, ist nur eine Vermutung, allerdings eine, die auch Crowley mit mir teilt.«
    Die erwartungsvollen Gesichter seiner zwei Gefährten zeigten, dass sie seine Vermutungen als gegebene Tatsache nehmen würden. Manchmal, dachte Walt wehmütig, kann der Ruf, immer Recht zu behalten, eine sehr schwere Last sein.
    »Es steht ein Krieg bevor«, fuhr er fort. »So viel ist bereits sicher. Die Wargals sind unterwegs, und wir haben gehört, dass Morgarath sich mit Ragnak in Verbindung gesetzt hat.« Er sah den fragenden Ausdruck auf Wills Gesicht. Gilan wusste natürlich, wer Ragnak war. »Ragnak ist der oberste Anführer der Nordländer  – der Seewölfe.« Er sah, dass Will verstanden hatte, und fuhr fort. »Dies wird anscheinend ein größerer Krieg als der vorherige, und wir werden jeden brauchen, den wir haben – und das heißt natürlich auch unsere besten Anführer. Ich denke, Morgarath versucht uns zu schwächen, indem er Northolt und Lorriac von den Kruls töten ließ. Sicher wird es andere Männer geben, die ihre Aufgaben übernehmen können, aber es wird eine Zeit lang dauern, bis alles wieder reibungslos läuft. Ich bin überzeugt, das hat Morgarath genau eingeplant.«
    Nachdenklich warf Gilan ein: »Es gibt noch einen anderen Gesichtspunkt. Beide Männer waren das letzte Mal Schlüsselfiguren bei seiner Niederlage. Also zerstört er nicht nur unsere Kampfkraft, sondern kann sich gleichzeitig auch noch rächen.«
    Walt nickte. »Das ist natürlich wahr. Und für einen kranken Geist wie Morgarath ist Rache ein sehr starkes Motiv.«
    »Also glaubt Ihr, dass es noch weitere Morde geben wird?«, fragte Will.
    Walt begegnete seinem Blick gelassen. »Ich denke, es wird auf jeden Fall weitere Mordversuche geben. Morgarath hat die Kruls zweimal auf seine Feinde angesetzt und sie waren erfolgreich. Ich sehe keinen Grund, warum sie es nicht auch bei anderen versuchen sollten. Morgarath hat Grund, eine Menge Leute im Königreich zu hassen. Vielleicht hat er es gar auf den König selbst abgesehen oder auf Baron Arald – er hat Morgarath im letzten Krieg schwer zu schaffen gemacht.«
    Genau wie Ihr selbst, dachte Will mit einem plötzlichen Anflug von Furcht. Er wollte diesen Gedanken schon aussprechen, schwieg dann aber. Bestimmt wusste Walt das selbst.
    »Etwas verstehe ich nicht«, sagte Gilan. »Warum kehren die Kruls immer zu ihrem Lager zurück? Warum gehen sie nicht einfach von einem Opfer zum nächsten?«
    »Das ist wohl einer der wenigen Vorteile, die wir haben«, antwortete Walt. »Sie sind wild und gnadenlos und intelligenter als die Wargals. Aber sie sind keine Menschen. Sie sind durch nichts von ihrem Ziel abzubringen. Zeig ihnen ein Opfer und sie werden es jagen und töten oder bei dem Versuch selbst sterben. Aber sie können immer nur ein Opfer auf einmal verfolgen. Zwischen ihren Morden werden sie stets zu ihrem Versteck zurückkehren. Dann wird Morgarath – oder einer seiner Helfer – sie auf das nächste Opfer ansetzen und sie ziehen wieder los. Wir können nur hoffen, dass wir sie abfangen, falls sie bereits ein neues Ziel haben, oder, falls nicht, sie in ihrem Versteck töten.«
    Will blickte wohl zum tausendsten Mal auf die eintönige Grassteppe vor ihnen. Irgendwo da draußen warteten die beiden furchtbaren Wesen bereits darauf, ihr nächstes Opfer zu jagen.
    Walts Stimme unterbrach seinen Gedankengang. »Die Sonne geht unter. Am besten, wir schlagen unser Lager auf.«
    Sie schwangen sich steif aus dem Sattel und lockerten ein wenig die Sattelgurte, damit ihre Pferde sich wohler fühlten.
    »Das ist das einzig Gute an diesem verdammten Ort«, sagte Gilan, während er sich umsah. »Eine Stelle ist so gut wie die andere, um zu lagern. Oder vielmehr so schlecht.«

    Will erwachte aus einem traumlosen Schlaf, als Walt ihn mit der Hand an der Schulter berührte. Er warf den Umhang ab, blickte hoch zum Mond und runzelte die Stirn. Er konnte nicht länger als eine Stunde geschlafen haben. Das wollte er schon zu Walt sagen, doch der legte warnend den Finger an den Mund. Will schaute sich um

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