Die Rumplhanni
Pandur, miserabiger!« Und vom Fuder herab schreit die Hanni, daß es drüben im Holz widerhallt: »Holliho!Ablaarn!«
Die Hauserin hat grad in der Speiskammer die frischgemolkene Milch mit einem Spritzer Weichbrunn gesegnet und in die Weidlinge zum Aufsetzen eingegossen, sich auch hie und da mit dem Handrücken oder dem Schürzenzipfel Augen und Nase abgewischt; denn sie weint, wie ihr Alter, der Lenz, sagt, Rotz und Wasser, weil ihr Simmerl heut zur Nacht noch dahin muß, in den Krieg. Jetzt wendet sie sich langsam um, daß sie mit ihrer Fülle und Breite nicht etwan hinter sich was hinabstoße, und nimmt den Rahm ab fürs Butterausrühren. Vorsichtig fährt sie mit dem feisten Zeigefinger um den Milchrand im Weidling, leckt ihn ab und streift dann mit dem flachen Holzlöffel behutsam die fette, säuerliche Rahmhaut in den Hafen auf dem Bänklein. Danach gießt sie die abgeblasene Milch in den Topfenkessel und seufzt: »Hach ja. Ins haßts halt. Mir ham halt koa Glück net ... Ja ja ...«
Und ihre alte Mutter, die Kollerin von Reigersberg, jetzt Austragmutter vom Hauserlenz, schiebt drüben in der kohlschwarzen Kuchel einen Büschel Reisig ins Ofenloch, entzündet einen dürren Span und hält ihn unter die Reiser, bis sie knistern und rauchen und brennen. Dann löscht sie den Span, legt ihn wieder hinters Ofenrohr zu den dürren Eierschalen und dem Sandriegel, schürt etliche Prügel nach und stellt hüstelnd und seufzend die große Messingpfanne mit dem Kaffeewasser auf den Herd. Dazu sagt sie halblaut immer wieder die Worte: »O mei Herrgott! – Der Kriag, dees Unglück! O mei Herrgott!«
Da scheppert der Rumplhanni ihr Ruf herein ins Haus: »Holliho! Ablaarn!« Und zur gleichen Zeit läuft der Hauserin ihre Jüngste, die Liesl, mit einem weißen Kopftuch auf und einem Endsrechen über der Achsel in den Hausflöz und schreit: »Muatta! Großmuatta! Da san ma! Dees letzte Fuada ham ma dahoam! Zum Ablaarn sollts kemma!« Worauf die Kollerin in die Speis ruft: »Rosina, schaug aufn Kaffee! I muaß zum Woazablaarn!« Dabei fährt sie aus den Lederpantoffeln, humpelt strumpfsöcklig über die Stiegen hinauf zum Söller, öffnet die niedere Tür zum Kriadaboden und läuft in den dunklen, mit neuem, starkduftendem Heu und Klee vollgefüllten Raum. Von da aus schreit sie hinab in die Tenne: »Simmerl! – Lenz! – Bin scho gricht't!«
Nun löst der Simmerl den Wiesbaum vom Fuder und sagt: »Hanni, geh, laß jetz mi auffe am Wagn; pressiern tuats. Um halbe neune muaß i geh!« Die Hanni kriegt eine weinerliche Stimm und erwidert: »So bald scho! Ha, daß d' denn heunt no furt muaßt?!« Und rutscht vom Fuder und läßt sich vom Simmerl auffangen, indes die Großmutter Kollerin brummelt: »Frag net so damisch, Lalln, dumme! Daß er heunt no furt muaß! Weil er halt muaß! Weils di nixen ogeht! Schaug liaber, daß d' auffa gehst zum Fassen!«
Derweil stellt der Simmerl eine Leiter an den Heuboden, zwickt die Hanni schnell in den Arm und schiebt sie lachend die Sprossen hinauf. Die Hanni kichert leise, packt den endslangen Burschen bei seinem rötlichen Haarschüppel und wirft ihm das Hütl ins Gesicht, ehe sie zur Alten hinaufsteigt. Diese aber hat das Kichern gehört und knurrt nun: »Möcht wissen, was 's da lang z'kudern und z'lacha gibt, du ausgschaamts Weibsbild du! Du brauchst mi gar net auszlacha, bal i eppas sag; daß d'es woaßt!« Worauf die Hanni schnippisch erwidert: »Und du brauchst mi gar nix z'hoaßn; daß d'es aa woaßt! Dir hab i no koa Weibsbild net abgebn, gell ja!« Damit steigt sie die Leiter hinauf und zum Kriadaboden. Die Alte murmelt noch was und kriecht dann in die »Obern« empor.
Und der Simmerl besteigt das Fuder, indes der Hauser drüben im Stall die Ochsen tränkt und füttert. Nun faßt der Simmerl Garbe um Garbe mit der Gabel und hebt sie leicht und locker hinüber zur Hanni, die sie ebenso locker abnimmt und der Kollerin hinaufreicht, die sie fürsichtig von der Gabel streift, damit kein Körnl Weiz unnütz verloren geht. Endlich ist die letzte Garbe untergebracht, und die Großmutter steigt wieder hinab in den Heuboden und hinunter ins Haus. Die Hanni steckt ihre Gabel tief in den Heuhaufen vor ihr und kommt die Leiter herab in die Tenne; der Simmerl schiebt den Wagen hinaus in den Hof und schließt das hintere Scheunentor. Dann kehrt die Hanni die ausgefallenen Körnl und Ähren zum vordern Tor hinaus für die Hennen, indem sie sagt: »Den oan Flügl konnst scho zuamacha,
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