Die Rumplhanni
sie eben abdeckelt, eine Biene surrend und bebend vor Wut kreist und hin und wider läuft, plötzlich auf ihre Hand losfährt und sticht. »Eia! Hoaß Teife!« Sie wirft vor Schreck den Rahmen weg, daß er zerbricht. »Malefizviech!« Die Kollerin läßt die Scherben ihrer Kaffeeschale fallen und läuft erregt herzu. »Ja, wia konn ma si denn so dumm gstelln! Schmeißts den scheena Rahma weg! Geh! Wia ma nur so ungschickt sei konn!« Aber damit beleidigt sie ihre Tochter, die Hauserin. »Ungschickt! Dees glaab i! Bal oan a so a Krüppi glei angelt (sticht), daß oan's Feuer vor dee Augn brennt!« Die Kollerin tut verächtlich. »Ah was! Zwegn oan oanzign Stich macht ma do net a so a Gaude und a Aufhebats!« – »Aha!« sagt die Hauserin gekränkt. »I müaßt staad sei! Du hast ja aa gschimpft zuvor!« – »Gschimpft! Wer? I? Gschimpft wer i habn!« – »Aber schon hast gschimpft! Und dei Kaffeeschüssei hast aa weggworfa!« – »Weggworfa! Wia ma nur grad a so lüagn konn!... Bals oan aberumpelt!« – »Vor lauter Gift und Gall!« – »Nix wahr is's! Mir werd wohl no redn derfa!«
Indem reicht der Hauser einen vollen Rahmen zum Kuchelfenster herein und nimmt etliche leere zum Einsetzen. Da hört er die beiden werken. »Aha!« sagt er schmunzelnd. »Seids scho wieder bei der schmerzhaften Frühlitanei! – Da, teats liaber enka Arbat und grohnts nachher weiter.« Die Hauserin wirft ihm einen giftigen Blick zu; die Kollerin aber murmelt verächtlich: »Dees woaß ma scho, daß du a grober Rüappel bist!«, nimmt den Rahmen und deckelt ihn ab. Und sie hilft ohne weiters sogleich rechtschaffen mit beim Schleudern, ungeachtet der Stiche und Binkel und der Spottreden des Hausers.
Indem kommt das Liesei im Unterröckl mit verschlafenen Augen und wirren Haaren in die Kuchel. »Mein Kaffee möcht i! – Uih! Gschleudert werd! Juhu!« Sie stellt sich sogleich zur Großmutter und nimmt sich etliche Brocken von dem zerbrochenen Bau, streicht auch die Wachsschüssel sauber aus und nascht und schleckt, daß ihr der Honig an den Haaren hängt, am Gesicht klebt und von den Fingern träuft. Unterdessen wird die Hauserin allmählich müd und beginnt zu schwitzen, zu seufzen und zu schnaufen. Da fällt ihr die Hanni ein. »Ja kreizsakra! Für was hat ma denn an Deanstbotn! Wo steckt denn die wieder, daß s' net hergeht, bals a Arbat gibt?« Die Kollerin schaut sogleich nach. Im Stall; – aber da liegen die Kühe alle geruhig und wiederkäuend auf dem saubern Stroh, und die Hanni ist nicht mehr dort. In der Speis vielleicht! Doch die Frühmilch ist bereits ausgeseiht und in den Weidlingen aufgestellt. Und auch in der Eßstube ist sie nicht. Die Kollerin geht in steigendem Zorn hinauf in die Magdkammer.
Da sitzt die Hanni hemdärmelig im Sonntagsunterrock am Fensterbrett, hat das Tintenglas samt dem Federhalter vor sich und steckt eilends einen Brief in den Miederleib. Die Kollerin fährt sie an: »Wo steckst denn du? Wo hockst denn du umanand?« Die Hanni dreht ihr den Rücken zu. »Wo i mag.« – »Woaßt du net, daß d' a Arbat hast?« – »D' Stallarbat is gschehgn, sinst werds net viel z' toan gebn am Frauatag.« – »Frauatag hi oder her! Du hast z' arbatn, bals dir gschafft is!« – »Is mir aber nix gschafft wordn!« – »Soo moanst! – Nachher schaff dir i was!« – Die Hanni lacht spöttisch auf. »Du schaffst mir guat o! – Dees is dir net z' guat!« Die Kollerin bebt vor Zorn. »Was willst? – Du willst mi für an Narrn haltn!« – »Dees sagst grad du!« – »Von dir laß i mi fei net dablecka!« – »Brauchts aa gar net!« – »Moanst, di hat ma grad für d' Herrlichkeit?« – »Siecht net aus darnach!« – »Warum gehst na net abe zum Schleudern?« – »Weil mi dees nixn ogeht. Und weil i jetzt in d' Kirch geh. Bal's ös heunt gern schleuderts, kinnts es ja leicht toa! Da redt enk neamds epps ei. Aber i geh jetzt in d' Kirch.« Sie legt ihr Sonntagsgewand an, setzt den Hut auf und nimmt das Gebetbuch, ohne sich weiter um das empörte Wettern und Greinen der Kollerin zu kümmern.
Die aber rennt hinab zu ihrer Rosina. »Konnst da no redn! Sie hockt drobn ... wia a Prinzessin ... und schreibt Briaf! Und hängt oan d' Goschn o! Und weigert si zum arbatn!« Die Hauserin hockt müd auf einem Bänklein und hört der Alten zu. Jetzt sagt sie langsam: »Soo; sie weigert si, sagst? Zu der Arbat?« Der Hauser gibt grad einen Rahmen herein. »Soo, dees is der letzt. Jetz ham mirs.« Da sagt die Kollerin:
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