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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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Wirt zu Schönau ist die Gaststube schier übervoll von Gästen, Rauch und Qualm, so daß der Hauser nicht unrecht hat, da er zum Meßmer von Niklasreuth sagt: »Bruader, in der Höll bals amal a so zuageht und dampft, nachher kennt si leicht der Teife selber nimmer aus!« Kein Platz ist mehr da zum Sitzen; die Bauern haben den Herrgottswinkel und das Ofeneck ausgefüllt, und an den übrigen Tischen hocken die Jüngeren und die Dienstigen. Man redet vom Krieg. Und der eine meint: »Ja no; 's Belgien ham mir scho. 's Frankreich ham mir aa scho glei; Paris kriagn man auf d' Woch und 's Rußland aufn Kirta. Bis Allerheiling ham mir nachher an Engländer umbracht, und z' Weihnachten sauf i mir mein Friedensrausch o.« – »Wenn dir der Italiener net 's Krüagl aus der Hand haut, derweil!« meint der Meßmer von Niklasreuth; »woaßt, den Schlawiner tat i scheucha!« Aber: »Was!? Den Katzlmacha!« heißt's da; »den Polantifresser! Den Maronibruada möchst ferchten! Was willst denn! Was will denn der macha! Hat ja grad oa Loch, wo er außikann, der Italiener!« – »Und dees is zuapitschiert!« meint der Hauser. »Dees ham eahm d' Österreicher a so verpappt, daß er a Jahr braucht, bis er si durchefrißt!« Und so wird weiter disputiert und politisiert, bis jeder voll ist und jeder genug hat und der Wirt sagt: »Feiramd, meine Leutln! Ins Bett werd gangen.« Da wünscht einer um den andern allerseits eine »guate Nacht«, der Wirt zündet seine Laterne an, nimmt den Schlüsselbund aus der Schenke und geleitet die letzten noch hinaus bis auf die Straße. »Alsdann, kemmts guat hoam und kehrts wieder zua!« sagt er noch; dann schlägt er die Haustür zu, indes die Gäste draußen noch eine Weile verhandeln, einen alten Brauch ehren und dann ihren Weg dahintrotten, der Heimstatt zu.
    Der Hauser von Öd und der Meßmer von Reuth gehen zusammen. Sie sind so mittendrin in der Schlacht von Sedan anno siebzig und warten einander mit so viel Erlebnissen und Trümpfen auf, daß an ein Fertigwerden nicht zu denken ist. Ganz unversehens stehen sie plötzlich vor der Kirche zu Niklasreuth. »Ja, Herrschaft! Mir san ja scho da!« sagt der Meßmer verwundert, »mir san ja scho dahoam!« Da reißts den Hauser. »Dahoam!« ruft er; »dees glaab i! Du bist freili dahoam! Aber i! Himmeseitn! Jetz derf i den ganzen Weg no amal geh! A so a Viecherei! Renn i mit auf Reuth und sollt auf Öd!« – Er hört gar nimmer auf die Trostreden des Meßmers; brummend und mit sich selber hadernd geht er zurück, den Kopf tief zwischen die Schultern gesteckt, die Arme etwas nach rückwärts gestreckt, bald über den einen Fuß stolpernd, bald über den andern. »Herrschaftseiten!« brummt er für sich selber; »heunt glaab i gar, hab i an kloan Wurf! Heunt hat er scho glei wieder a so a guats Gsüff gehabt, daß 's ganz aus is! Zu an Krüppi kunntst di saufa!... Aber die Alt! Sakra, die Alt werd grohna! Heunt werd s' scho richti' zwider sein, bal s' mir aufriegeln muaß! Am liabsten tat i gar nixen sagn dazu!...« Unter solchen Betrachtungen und Erwägungen stiefelt er gemach seinen Weg dahin, braucht die ganze breite Straße, rumpelt wohl auch einmal an einen Zaun oder Baum an, und steht doch zu guter Letzt ganz munter vor seinem Hauserhof.
    Da setzt er sich eine Weile auf die Hausbank und überlegt:Sollst klopfen, oder pfeifen, oder still sein? Und bedenkt: Jetzt schlaft sie, die Rosina, und du weckst si auf; und wegen eines Ochsen hast auch nicht geschaut und gefragt, und zu viel aufgelegt hast auch. Und ist also schließlich so weit, daß er halblaut für sich hinmurmelt: »Naa, klopfa tuast ihr net, der Rosina. Schaugst liaber, daß di d' Hanni einlaßt.« Damit hat er auch schon eine Leiter aus der Schupfe genommen und lehnt sie unters Kammerfenster der Hanni. Schwitzend steigt er hinauf. Die eine Scheibe ist nur angelehnt. Der volle Mondschein wirft seinen Schatten in die Kammer der Dirn. Die liegt fest schlafend, die Arme überm Kopf verschlungen, auf ihrer Lagerstatt. Der Hauser öffnet leise die Scheibe und starrt auf das Maidl. Und mittendrin fährt ihm das Wort »Kammerfensterln« durchs Hirn; ganz gähend, daß es ihm die Hitze in den Kopf treibt. Ein Gedenken an weit hinten liegende, junge Jahre kommt über ihn. Kammerfensterln!
    Die Hanni wird unruhig. Sie wirft den Kopf herum, daß ihr die kohlschwarzen wirren Haare ins Gesicht hängen, läßt die Arme auf die Zudeck fallen und kehrt sich danach aufschnaufend auf die Seite. Der Hauser

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