Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
Vom Netzwerk:
»Ja, weigern tuat sie si!« – »Wer weigert si?« fragt er zum Fenster herein. »Da tat i scho lang fragn!« erwidert die Alte gereizt. »Wer anderscht, als wia enka Herzbinkerl, d' Frailn Hanni!« Und die Hauserin sagt energisch: »Dees Weibsbild kimmt mir jetz aus'm Haus. Und dees glei. Auf der Stell sag i's eahm.« Sie steht auf und geht hinauf in die Magdkammer. Und überlegt unterwegs, was sie dem Weibsbild, dem anhabischen, sagen wollt.
    Aber – die Hanni ist schon weg – in die Kirche. Sie trabt schon durch das Gehölz und schaut etliche Male um, ob niemand hinter ihr herkommt. Und da sie keinen Menschen sieht, langt sie eilends ins Mieder und holt den Brief heraus. Sie geht zu einer alten, dicken Eiche und zieht einen Bleistiftstummel aus dem Sack. Und dann schreibt sie; schlecht und recht, wie es eben grad geht an dem rauhen Baumstamm. Hie und da blickt sie spähend auf den Weg, dann schreibt sie weiter. Endlich ist sie fertig damit; und sie überliest halblaut den ganzen Schrieb:

Gelibter Simmerl!

    meine Hoffnung daß du mir ein Brifflein schreiben kuntst oder sonst was rigeln zwegen deinen Heuratzverspruch hat sich mir zu schanden geworden. Dein Vater schweigt wie das Grab und du auch wo du mich doch so ungliklich angefihrt hast. Auch ist deine Mutter so vill grob gegen mir und die Kollerin weis schon bald gar nicht mehr wie daß sie mich beser drangsaliren sol. Die Verzweifflung dreibt mich zu der Feder. Ich muß dir auch mitteilen, daß sie mich heute schon so gehunst haben wegen den schleudern. Und von Reden wegen der Heurat zwegen dir und mir ist gar keine Rede nicht. Wens nicht bald was gwisses wird dan sage ich es ihnen selbsten den dan weis ich es gans bestimmt, daß du mich blos verkolt hast. Ich kunnt vile Burschen heuraten und der Staunschneidergirg möcht mich gleich, aber ich gar nicht zamt sein Sach. Weil ich blos dich mag. Den Schmidfranzl hät ich auch haben kinnen aber ich wil nicht. Auch teile ich dir mit, daß die Susan vom Girgl so viel falsch ist und ihm untern Fraundreißger gleich um zwanzig Mark Eier und Schmalz verkauft hat in ihren Sack. Wo mir das gar nicht einfalen tät eine solche falschheit.
    Ich warte auf dein schreiben und grißt dich deine unglikliche Hanni.
    Sie nickt befriedigt. »Jawoi. Entweder – oder. Jetz muaß was ausanandgeh, sinst werd mir die alt Hex no Herr. Sicher is sicher ...« Rasch steckt sie den Brief in den Umschlag und macht ihn zu. Dann läuft sie eilig dahin, Schönau zu, wirft ihn dort in den Postkasten und geht danach aufrechten Haupts in die Kirche, wo sie sich breit in den Betstuhl der Hauserbäuerin setzt, als wär er schon ihr eigner.
    Unter der Predigt überdenkt sie ihren weiteren Plan, und nach der Kirch, unterm Heimgehen, sagt sie – eins mit sich – zu sich selber: »Alsdann, morgn werd gredt und ghandelt. Nachher kann s' knerrn und röhrn, die Alt, soviel s' mag. Und am Irta (Dienstag) muaß der Hauser mit mir zum Notar. – Wer woaß's, wia lang daß der Kriag dauert ... und wia er sie auswachst. Und bal er fallt, der Simmerl, – was is's nachher? – Was Schriftlichs is alleweil am besten, so lang i no net Hauserin bin. Darnach gib i mi mit scheene Wort aa zfriedn!«
    Auf dem Weg nach Öd begegnet ihr die Wirtsleni. Die läuft schier atemlos durchs Holz und trägt in ihrer Schürze ein Päcklein. Und da sie die Hanni sieht, will sie eilends ausweichen; doch diese hat sie schon erkannt und ruft ihr zu: »Möchst an Pfarrer no gschwind 's Meßbuach bringa, bevor ma zwölfe läut't, daß er dir a Extraamt liest? Da derfst roasen, sinst is er grad bei der Vesper, balst kimmst!« Die Ödenhubertochter hat nicht viel Antwort bei der Hand. »Du muaßt alleweil was zum Derblecka habn!« sagt sie verächtlich und trachtet dabei, ihr Päcklein möglichst gut vor den Augen der Rumplhanni zu verbergen. Aber die ist schon wieder mit ihrer eigenen Sorg beschäftigt und geht weiter, so daß die Leni erlöst aufschnauft und eilends ihren Weg dahinläuft.
    In Schönau geht sie in die Post und schreibt die Adresse auf ihr Paket: An den Gefreiten Simon Hauser vom Leiberregiment Infanterie, erstes Baion 4te Komponi. Dann geht sie nochmals heraus auf die Straße, gibt das Päcklein einem Kind und beschenkt's mit einer Münze dafür, daß es die Liebesgab am Postschalter abgibt. Worauf sie selber einen Augenblick in die Kirche eintritt, dann zum Grab ihrer Voreltern geht und schließlich sich wieder heimzu wendet, froh und zufrieden, daß auch

Weitere Kostenlose Bücher