Die Rumplhanni
diesmal das Päcklein den Weg dahin findet, wohin sie es vermeint.
Unterdessen ist die Hanni nach Öd gekommen und will grad neben dem Backofen des Ödenhubers ums Eck biegen, als sie aus dem Wurzgarten der Hauserin lautes Schelten und Schimpfen hört. Sie bleibt horchend stehen. »Ja, was is denn dees!« greint eben die Hauserin; »die ganzen Salatpflanzl sand hin! Und d' Gurkenstaudn sand ganz zerrupft! Und meine Astern liegn heraußt! Deixelsviecher, verflixte! Naa, i sags ja! Solcherne Henna muaßt ja auf der ganzen Welt nimmer finden, als wia dera da drent die ihran! Akkrat wia sie selber! Wo s' oan was otoa kinnan, da tean sie's! Aber i derwisch scho amal a paar so gschopfate Luader! Nachher drah i eahna 's Gnack um, dees woaß i!« Drüben steht die Wirtin hinter dem Gartenzaun,gut gedeckt von Bohnenstauden und Dahlienstöcken, und lust auf. Und jetzt fährt sie auf die Hauserin los: »Aha! 's Gnack draht s' eahna um, sagt s'! So, da is also die Betreffadi, wo mir meine ganzen Henna umbringt! Aber jetz geh i zum Wachtmoaster! Glei! Auf der Stell!« – »Ja, geh nur zua!« schreit die Hauserin. »Vo mir aus zum Teife! Aber daß nachher i aa geh, dees mirkst dir! Moanst, i woaß's net, wer ins die ganzen Stallhasen wegagfangt hat!« Die Ödenhuberin reißt eine Bohnenstange aus vor Zorn. »O du ganz niedertrachtigs, verleumderischs Weibsbild!« ruft sie aus; »mir hätten ihrane Stallhasen! Sag liaber, wost insane zwölf Anten hinbracht hast! Und wer insan ganzen Gartenzaun übern Haufen gfahrn hat, die vergangene Woch!« Jetzt ist's die Hauserin, die nach Luft schnappt vor Gift und Grimm. Und sie ist unfähig, der Wirtin noch eine ergiebige Antwort auf die Beschuldigung zu geben; ein hartes, trockenes Weinen kommt sie an, und sie muß an den Worten würgen, da sie sagt: »Mir?! Mir hätten dees to ...« Die Ödenhuberin betrachtet triumphierend diese Wirkung, und sie sagt: »Aha! Gell, jetzt hab i di troffa, du alte Speckschwarten! Jetz kommen dir d' Krokodilzachern! Bläck nur, daß d' net so z' schwitzen brauchst, wannst drobn hockst, am Amtsgricht!«
Aber da ist plötzlich die Hanni. »Daß d' di nur net z' früah freust, Wirtin!« sagt sie; »mir henkt koan, hoaßts, bal man 'hn net zuvor hat! Wo hast denn deine Zeugn?« Die Ödenhuberin fährt zusammen ... »Wer redt denn mit dir?« murmelt sie; »was hast di denn du da einzmischen?« – »Gar net viel!« erwidert die Hanni; »bloß so weit, daß i der Hauserin an Zeugn abgebn kann! An gwissen, verstehst! Moanst, daß uns mir alles gfalln lassen von enk! Gwiß net! Und jetz red i! – Wer hat seine Heißen (Pferde) die ganze Zeit in unsern Groamat drin? Wer hat seine Henna in unsern Troad drinna ghabt? Wer hat unserm Dirndl znachst an Hund oghetzt?... Gell, jetz gehst! Jetz willst nix mehr hörn!...«
Die Wirtin hat eilig den Garten verlassen und schlägt laut schimpfend die Haustür hinter sich zu; die Hauserin aber steht da wie eine Siegesgöttin, schaut der verschwundenen Nachbarin noch eine Weile befriedigt nickend nach und wendet sich danach um nach der Hanni, um ihr zu sagen: »Dees hast aber guat gmacht; i sag dir mein scheen Dank!« Aber die Hanni ist schon droben in ihrer Kammer, legt das Kirchengewand ab und geht danach in den Stall, die Kälber zu tränken und das Vieh zu füttern. Erst zum Mittagessen erscheint sie in der Stube. Aber da ist sie wie immer: wortkarg und, wie die Kollerin zu sagen pflegt, ein unausstehlichs, anhabischs Weibsbild, das aus dem Haus gehört.
»Was is's nachher jetz mit dera?« fragt sie nach dem Essen, als die Hanni mit dem Geschirr in die Kuchel gegangen ist, »wia lang willst es jetz no fuadern für nix und wieder nix?« Aber die Hauserin hört diesmal nicht; sie fragt vielmehr sehr interessiert ihren Lenz, ob er das Fortgehn im Sinn hätt. »Willst no auf Schönau, heunt?« – »Warum?« Der Hauser liest gedankenlos die Zeitung. »I moan halt. Weil morgn Viechmarkt is z' Schönau. Vielleicht woaß oana was zwegn an Ochsen.« – »Ja so«, sagt der Hauser, »freili. Schaugn kann i ja. Dees kost't ja nix.« Und er legt die Joppe an, bürstet den Plüschhut aus und geht. Die Hauserin aber sagt zur Alten: »Muatta, heunt muaßt du in Rosenkranz geh!«, riegelt sich in ihre Schlafkammer ein und legt sich aufs Bett, indes die Liesl zum Staudenschneider in den Heimgarten geht und also die Hanni Hüterin des Hauses ist und des Hofs, von dem sie im stillen schon jetzt sagt: »Mein Haus, mein Hof.«
Beim alten
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