Die Runde der Rächer
werden wir beide aus diesem Wagen verschwinden und beim Yard weiter reden. Ist das klar?«
»Immer doch.« Er grinste mich plötzlich an. Es war ein kaltes widerliches Grinsen, und in ihm steckte eine Kraft, über die ich mich nur wundem konnte. Jemand schien ihm einen Kick gegeben zu haben, denn seine Selbstsicherheit ging schon über das Normale hinaus.
So leise, dass nur ich es hören konnte, zischte er mir die Worte entgegen. »Du wirst nichts ändern oder aufklären können, Bulle. Hier laufen ganz andere Dinge ab. Ich bin der Sieger, nicht du. Ich bin der König, verstehst du?«
Nein, ich begriff ihn nicht. Mit einer derartigen Antwort hatte ich nicht gerechnet. Er hätte mir alles Mögliche an den Kopf werfen können, doch das Wort »König« sah ich schon als leicht befremdlich an und bekam damit meine Probleme.
Er bekam eine Antwort. »Es ist mir egal, wie Sie es sehen, Mr. Haycock, aber hier sind zwei Morde passiert, und wenn so etwas eintritt, müssen wir handeln. Wir sind dazu verpflichtet, die Taten aufzuklären. Wir wissen auch, dass Sie und Ihre Freundin die beiden nicht umgebracht haben, aber Sie kennen die Täter, und wir werden es nicht zulassen, dass Sie sie decken.«
Er legte den Kopf zurück und lachte gegen die Fahrzeugdecke. »Sie haben ja keine Ahnung, was hier gelaufen ist, Mann.«
»Stimmt, die habe ich wirklich nicht. Und deshalb erwarte ich, dass Sie uns schlau machen.«
»He, wollen Sie auch sterben?«
»Das hatte ich nicht vor.«
»Dann hauen Sie ab!«
Er war nicht mehr bereit, noch etwas zu sagen, denn sein Gesicht verschloss sich. Nur um die Mundwinkel herum blieb das arrogante Grinsen kleben.
Suko und Brenda Kane hatten zugeschaut und zugehört. Ich nickte meinem Freund kurz zu, damit er sah, dass er die Vernehmung wieder aufnehmen konnte. »Okay«, sagte er zu Brenda, die sich wieder verängstigt in die Ecke drückte und mit offenem Mund Luft holte. »Fahren wir dort fort, wo wir stehen geblieben sind. Sie wollten mir diejenigen beschreiben, die Sie und Ihren Freund gerettet haben.«
»Das… das… weiß ich nicht.«
»Doch, das wollten Sie.«
»Aber ich…«
Suko hatte den ängstlichen Blick gesehen, den sie auf ihren Freund geworfen hatte, doch vor ihm brauchte sie sich im Moment nicht zu fürchten, denn er hielt die Augen halb geschlossen. Die Umgebung interessierte ihn nicht.
»Wie sahen sie aus?«
»Keine Menschen!«
»Bitte?«
»Es waren keine Menschen, keine Tiere, sondern Monster oder Kreaturen, wir man sie eigentlich nur im Kino sieht oder in irgendwelchen Büchern liest. Wäre mir das alles vorher nicht passiert, dann hätte ich auch an einen Traum geglaubt, aber es ist keiner gewesen. Sie waren da.«
»Ich glaube Ihnen«, sagte Suko.
Brenda schaute den Inspektor an, als hätte er ihr etwas Unmögliches mitgeteilt.
»Ja, ich glaube Ihnen«, bekräftigte Suko.
Brenda musste sich erst fangen, bevor sie eine Frage stellen konnte.
»Glauben Sie denn auch an Monster?«
»Wenn Sie sie mir beschreiben können, dann schon.«
Suko hatte den richtigen Tonfall getroffen, denn Brenda nickte ihm zu. Ihr Gesicht hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen, und auch ich war aufmerksam geworden, denn ich wusste, dass wir dicht vor der Wahrheit standen, auch wenn sie noch so unglaublich war.
»Ich kann sie wohl beschreiben«, flüsterte Brenda. »Aber ich bin ehrlich genug, um zu sagen, dass ich so was noch nie gesehen habe. Das waren Mischungen. Sie hatten einen menschlichen Körper, glaube ich. Aber die Köpfe gehörten nicht dazu.« Er fiel ihr schwer, uns eine genaue Beschreibung zu geben. Ohne die Zuhilfenahme der Hände schaffte sie es nicht. Wir stellten auch keine Zwischenfragen. So konnte sie sich einzig und allein auf die beiden Retter konzentrieren, die sich sogar vor Ethan verbeugt hatten, wie wir erfuhren.
Je länger sie sprach, um so mehr weiteten sich meine Augen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass zwei weit voneinander entfernte Pole durch einen elektrischen Spannungsbogen zusammengeführt wurden. Es war wirklich unwahrscheinlich, denn Brenda Kane beschrieb uns die beiden Helfer sehr genau.
Suko und ich kannten sie.
Wir hatten sie gesehen.
Zwar nicht hier im Viertel und auch nicht hier auf der Straße, sondern auf den Fotos, die uns Flint McGregor gezeigt hatte…
***
Das war ein Hammer. Ein Zufall – nein, es gibt keine Zufälle. Irgendwo steht immer alles in einem bestimmten Zusammenhang. Da gibt es eine gemeinsame Basis. Diese
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