Die Runde der Rächer
nie...«
»Nein, das hat er nicht.« Sie schaute auf ihre Hände, die sie zusammengelegt hatte. »Wenn ich mich nicht sehr irre, ist er selbst davon überrascht worden. Wir hatten ja beide eine wahnsinnige Angst davor, dass man uns fertig macht. Was meinen Sie, wie ich mich gefühlt habe, als man mir die Hose aufschnitt. Das war echt Scheiße.«
»Kann ich mir denken«, sagte Suko.
Er unterhielt sich noch mit Brenda. Ich wandte mich an Tanner, der zu uns an den Wagen getreten war und mir zunickte. »Ich habe die Adresse herausgefunden. Die Haycocks wohnen in South Wimbledon. Fast in Merton. Nahe der Dorset Road. Das Haus steht in einem Park.«
»Danke.«
»Wollt ihr noch in dieser Nacht hin?«
Ich nickte. »Wenn es nach mir geht, immer. Wir müssen am Ball bleiben, Tanner. Es gibt keine andere Möglichkeit. Auf keinen Fall darf der Vorsprung zu groß werden.«
»Gut so.« Er schaute in den Wagen. »Ich werde mich um die Kleine kümmern und zusehen, dass sie die restlichen Stunden in einem Krankenhaus verbringt.«
»Falls sie will.«
»Das auch. Konnte sie euch denn mehr über ihren Freund sagen?«
»Leider nicht«, gab ich zu. »Sie hat einfach zu wenig gewusst. Ich denke nicht, dass es gelogen ist. Dieser Ethan hat ihr nicht viel erzählt und gewisse Dinge für sich behalten. Diese Party-Verbindungen halten sowieso nie besonders lange.« Er winkte ab. »Aber das ist jetzt nicht mehr mein Bier. Ich habe das Monstrum gesehen und kann es noch immer nicht glauben. Weißt du denn, wie es möglich war, dass es so plötzlich hier erschien?«
»Da bin auch ich überfragt.«
Tanner klopfte mir auf die Schulter, als er sah, dass Suko den Wagen verließ. »Ihr beide werdet den Fall schon lösen, denke ich. Das habt ihr bisher immer geschafft.«
»Wenn du das sagst.«
»Sage ich, John.«
Tanner kannte ich gar nicht so in sich gekehrt. Er verhielt sich sonst anders. In dieser Nacht allerdings ärgerte er sich, das wusste ich auch, denn dass ihm dieser Ethan Haycock entwischt war, wurmte ihn. Weder für ihn noch für uns war die Nacht beendet. Wir hatten noch eine Fahrt vor uns. Wenn sich jemand verstecken konnte, dann in einer Gegend, in der er sich auskannte.
Auf der Fahrt zum Ziel – Suko hatte das Steuer übernommen – waren meine Gedanken abgeschweift. Ich beschäftigte mich weniger mit den Vorgängen der Nacht, sondern mit den Bildern, die uns Flint McGregor präsentiert hatte.
Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte, das Ergebnis blieb immer gleich. Die beiden Geschöpfe, die Ethan Haycock gerettet hatten, waren mit denen auf den Fotos identisch. Daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Auf meine Augen konnte ich mich verlassen.
Aber warum erschienen sie hier? Weshalb hatte das Schicksal diese Weiche gestellt?
Das herauszufinden war uns bisher unmöglich gewesen. Da würden wir schon mit Ethan selbst reden müssen, und wir hofften, ihn zu Hause anzutreffen.
Es gab die Verbindung zwischen ihm und diesen Wesen, die normalerweise in einem Berg eingeschlossen waren. Sie saßen dort an einem langen Tisch wie die Ritter der Tafelrunde, wurden von einem König bewacht und halfen Ethan und seiner Freundin aus der Klemme.
Ohne Grund taten sie das nicht. Wegen Brenda Kane waren sie auch nicht gekommen. Also ging es um Ethan Haycock und dessen Familie. Möglicherweise auch um deren Vergangenheit, wobei ich bisher keine Anknüpfungspunkte gefunden hatte.
Suko, dem mein Schweigen auffiel, sagte, als wir in einen Kreisverkehr einbogen: »Ich an deiner Stelle würde mir den Kopf nicht zerbrechen. Lass einfach alles auf uns zukommen. Dann sehen wir weiter.«
»Stimmt schon. Aber einfach ist das nicht. Ich bin sogar der Meinung, dass Ethan selbst von dieser Hilfe überrascht worden ist. Damit hat er nicht gerechnet. Mir kam es so vor, als hätte er in dieser Nacht zum ersten Mal den Kontakt gehabt.«
»Schon möglich.«
»Und was ist der Grund?«
»Ganz einfach, John. Sie haben einen bestimmten Zeitpunkt abgewartet, um dann zuschlagen zu können.«
»Kann sein, dass du Recht hast.«
Unser Gespräch schlief ein. Suko konnte zügig fahren, und es dauerte nicht lange, bis wir den berühmten Ort Wimbledon erreicht hatten, in dem einmal im Jahr der Ball tanzt und damit die Augen der Tenniswelt auf sich zieht.
Die Courts interessierten uns nicht. Wir suchten das Haus der Familie Haycock, was in der Dunkelheit nicht einfach war. Der Bau stand auch nicht an einer Straße. Tanner hatte von einem Park
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