Die Runde der Rächer
gesprochen.
Den entdeckten wir auch. Es gab einen Hinweis auf das Haycock House. Ein Schild wies uns den Weg, der sich zwischen Wiesen und Weiden schlängelte. Wir fuhren über einen schmalen Bach, dessen Ufer mit dichtem Strauchwerk bewachsen war, sahen die Sterne am Himmel funkeln und freuten uns darüber, dass es mal nicht regnete. Nach einer Linkskurve sahen wir das Ziel vor uns. Auch nur deshalb, weil das Haus von innen erleuchtet war und auch am Beginn des Grundstücks zwei Laternen standen, die aussahen wie zwei Wächter mit hellen Köpfen. Dahinter wurde der Weg beinahe so breit wie eine normale Straße. Wir hatten freie Fahrt zum Haus.
Eigentlich hatten wir einen alten Bau erwartet. Ein Herrenhaus oder ein kleines Schloss. Das traf beides nicht zu, denn das Haus war ein moderner Bau, der auch gut und gern als Museum hätte durchgehen können. Ein Viereck, das seinen Platz auf einem flachen Hügel gefunden hatte. Glas und Stahl waren hier eine Verbindung eingegangen. Welcher Teufel den Bauherrn zusammen mit dem Architekten geritten hatte, hier eine derartige Hütte hinzusetzen, war mir unklar.
Aus der Nähe stellten wir fest, dass das Licht im Haus doch nicht so hell leuchtete, wie wir es angenommen hatten. Aus der Entfernung hatte es heller ausgesehen. Jetzt war zu sehen, dass die meisten Zimmer im Dunkeln lagen und nur hinter bestimmten Fenstern Licht brannte.
Wir stiegen aus, suchten nach einem weiteren Fahrzeug vor dem Haus, aber das war nicht zu sehen. Sollte sich Ethan Haycock hier aufhalten, war er bestimmt mit einem Taxi hergefahren. Um seinen Jaguar sollten sich andere kümmern.
Zur Tür führte keine Treppe hoch. Wir konnten direkt auf sie zugehen, was wir auch taten. Allerdings blieben wir vor ihr stehen und schauten in das Innere hinein, was uns ein Glaseinsatz gestattete. Er bestand aus keinem normalen Glas. Das Material war dick und einbruchsicher. Da hätte man mit einem Vorschlaghammer schon verdammt ackern müssen, das Material einzuschlagen.
In der Umgebung des Hauses war es still. Geräusche hörten wir nicht, abgesehen vom leisen Säuseln des Windes, der hin und wieder mit zu Boden gefallenen Blättern spielte.
Ob sich im Haus jemand aufhielt, war durch die Scheibe nicht zu erkennen. Wir schauten in einen geraden, halbdunklen Flur hinein, an dessen Wänden einige Bilder hingen. Die Motive waren nur sehr schwach zu erkennen. Trotzdem waren wir beide der Meinung, dass sie zu diesem Haus einfach nicht passten. Hier hätte man sich an den Wänden moderne Bilder vorstellen können, nicht aber alte Schinken, die in eine Ahnengalerie gepasst hätten.
Wenn es nicht eben ein Tick der Familie Haycock war, dann mussten die Bilder für sie eine persönliche Bedeutung haben. Mir fiel ein, dass die Haycocks adeliger Abstammung sein sollten. Da war man ja stolz auf seine Vorfahren.
Suko hatte sich mehr für das Türschloss interessiert. Es war nicht ohne große Hilfsmittel zu öffnen.
»Lass dir was einfallen, wie wir hineinkommen«, sagte ich zu meinem Freund.
»Du musst klingeln.«
»Sehr gut. Sonst noch was?«
»Ich kann ja mal eine Runde drehen.«
»Nicht schlecht. Aber gib Acht, dass man dich nicht erwischt.«
»Keine Sorge, ich bin schon erwachsen.«
Er verschwand. Ich wusste, was mein Freund vorhatte. Er würde um das Haus herumgehen und es sich genau anschauen. Es konnte ja sein, dass an der Rückseite zufällig ein Fenster geöffnet war, aber daran wollte ich nicht so recht glauben.
Ich blieb vor dem Eingang stehen und entdeckte tatsächlich einen Klingelkopf mit einem dazugehörigen Teil einer Sprechanlage. Manchmal siegt Frechheit, und so ließ ich den Daumen länger auf dem dunklen Knopf liegen als normal.
Ich beobachtete weiterhin den Flur hinter der Tür, in dem sich nichts tat. Nach wie vor gab es dort mehr Schatten als Licht, denn die Helligkeit fiel von einer Deckenleuchte nach unten. Sie streifte die Wände mit den Bildern und verteilte sich auf dem Boden.
Ich hatte Glück, den Flur bis zu seinem Ende durchschauen zu können. Dort befand sich eine Tür. Hinter ihr war es dunkel. Wo es in die einzelnen Räume ging, war nicht zu sehen, und auch auf mein Klingeln hatte sich nichts bewegt.
Da hatten wir wohl Pech, was auch zum Job gehörte. Aber das Pech verwandelte sich in Glück. Zunächst dachte ich an eine Täuschung oder Spiegelung am Ende des Flurs. Dann aber hielt ich den Atem an, denn es war kein Irrtum. Die Tür dort hatte sich bewegt und einen Schatten
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