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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einigen anderen Mähnenhütern stürmte sie vor, um Esmer zurückzuhalten.
    Linden griff instinktiv nach Covenants Ring. Aber sie war machtlos. Sie fühlte sich durch Übelkeit blockiert; durch die Verwirrung ihrer Sinne in sich selbst gefangen.
    Die Urbösen bellten im Gleichklang laut auf. An der Spitze ihres Keils erschien ein Eisenstab oder -zepter in den Händen des Lehrenkundigen. Das Wesen hob den Stab hoch über seinen Kopf, als halte es sich bereit, Blitze zu schleudern.
    Esmers Reaktion erschütterte das Lager. Um den Versammlungsplatz herum erhob der Erdboden sich wie Wasser in Fontänen, in Geysiren, sodass Humus und Steine in die Luft geschleudert wurden. Linden taumelte rückwärts und ging zu Boden; die Mähnenhüter wurden gepackt und zur Seite geschleudert; Ausbrüche von Kraft und Erdreich trieben die Ramen zurück.
    Aber die Urbösen waren davon nicht betroffen. Auf dem Rücken liegend erkannte Linden, dass Esmer sie verschont hatte – oder dass sie ihm widerstehen konnten. Während er das Erdreich beben und in Fontänen ausbrechen ließ, blieben sie in ihrem Keil beisammen: bereit zur Anwendung schwarzer Macht, die sie noch nicht gebraucht hatten.
    Liand plumpste in ihrer Nähe auf den Rücken. Die Fontänen stiegen weiter erratisch hoch, brachen hervor, als hätte eine Riesenfaust die Eingeweide der Erde zusammengedrückt, schossen mal hier, mal da in Intervallen mit brutaler Kraft in die Höhe. Aber sie berührten niemanden mehr. Stattdessen hielten sie die Ramen fern; erzwangen die Entstehung eines freien Raums, der einer Kampfstätte in der Mitte des Versammlungsplatzes glich.
    Und als ihr Sichtfeld sich wieder klärte, sah sie inmitten der Geysire Stave und Esmer miteinander kämpfen.
    Linden konnte nicht einmal Staves Namen flüstern; Esmers Stärke schnürte ihr die Kehle zu.
    Der Meister wehrte Esmers ersten Angriff ohne große Mühe ab: Er parierte einen Boxhieb und nutzte dann den Schwung eines Tritts aus, um den Abstand zwischen ihnen etwas zu vergrößern. »Du bist bösartig oder irregeleitet«, erklärte er seinem Angreifer gelassen. »Auch die Haruchai haben mit dieser Sache nichts zu tun. Wir kennen dich nicht. Bist du wirklich zu dem gemacht worden, was du bist, und hast deinen Weg nicht selbst gewählt ...« In seinem Tonfall lag beißende Verachtung. »... musst du andere dafür verantwortlich machen. Ich weiß nicht, wie du dir durch Heimtücke oder Täuschung die Freundschaft der Ramen gesichert hast, aber ich weise dich zurück. Lässt du nicht von mir ab, will ich dich bessere Weisheit lehren.«
    Esmer antwortete mit einem Schlagwirbel, der Stave wie eine Sturmbö traf; Hiebe und Tritte, die so hageldicht fielen, dass Linden sie nicht verfolgen konnte, prasselten auf den Haruchai ein. Einige Augenblicke lang schien er diesem Sturm und den weiter emporschießenden Geysiren zu widerstehen, als sei er Esmer ebenbürtig. Das Stakkato aus Schlägen und Keuchlauten klang dumpf und hell zugleich, während Fleisch und Knochen getroffen wurden. Dann jedoch torkelte der Haruchai plötzlich rückwärts; sank fast auf die Knie. Sein Gesicht blutete aus Platzwunden und Schwellungen auf Stirn und Wangen. Von dem Platz aus, an dem sie lag, konnte Linden Schmerzen in seiner Brust spüren, als rieben sich die Splitter gebrochener Knochen aneinander.
    Esmers grüne Augen funkelten vor Wut. »Du täuschst dich, Haruchai! « Seine Stimme hallte donnernd über das Tal hinweg, und über den Versammlungsplatz schien eine Flutwelle hereingebrochen zu sein: Linden hatte den Eindruck, Staves Ankläger durch einen Wall aus Wasser und Chaos zu hören. »Dein Volk hat mich gezeugt! Ich bin euer Abkömmling, von Cail mit Meerjungfrauen gezeugt und von den Tänzerinnen der See geboren! Durch die Schuld der Haruchai wird es endlose Verwüstungen geben!«
    Tränen reflektierten den Feuerschein und leuchteten wie Glut auf seinen Wangen. Trotz seines Zorns klang seine Stimme wie ein Schluchzen.
    Dann griff er blitzschnell wieder an.
    Mehrere der Mähnenhüter und Seilträger versuchten, in den Kampf einzugreifen. Liand, dessen Misstrauen gegenüber den Meistern im Augenblick vergessen war, schloss sich ihnen an. Aber sie wurden von Fontänen aus Erde und Steinen zurückgeschlagen.
    Die Haruchai waren nicht unverwundbar; das wusste Linden. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sie Speeren und Sandgorgonen zum Opfer gefallen waren. Nein, nein!, keuchte sie innerlich, während sie gegen Esmers

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