Die Runen der Erde - Covenant 07
überströmende Kraft, den Schock und die Bösartigkeit seiner Geysire ankämpfte, um sich wieder aufzurappeln.
Cails Sohn?
Stave sprang auf – als sei er nicht verletzt, nicht blutüberströmt und empfinde keinerlei Schmerzen –, um den nächsten Angriff abzuwehren.
Er schlug wieder und wieder zu, ein Wirbel aus ausgeteilten und abgewehrten Boxhieben, drehte und wand sich, gestattete Esmer, ihn zu treffen, damit er seinerseits Treffer anbringen konnte. Einmal erwischte er Esmer am Kopf; mehrmals traf er mit Fäusten und Füßen seinen Körper.
Trotzdem musste er selbst noch viel mehr einstecken. Linden sah sein Blut zu Boden platschen; fühlte weitere seiner Rippen brechen.
Ein Ellbogenstoß ließ ein Schlüsselbein zersplittern. Sie bemühte sich verzweifelt, in ihrem Inneren die verborgene Tür zum Feuer des Weißgoldrings zu finden, aber es wollte ihr nicht gelingen. Staves Schmerzen, Esmers aufwühlende Kraft und die eigene Angst lähmten sie.
Am Rande ihres Wahrnehmungsvermögens bemerkte Linden, dass die Urbösen nicht in die Auseinandersetzung eingriffen. Staves Notlage schien sie nicht zu interessieren. Sie waren aus irgendeinem anderen Grund gekommen und ignorierten alles andere.
Dann schien der Kampf einen Augenblick lang zu erstarren, als Stave versuchte, einen Tritt gegen Esmers Kopf zu führen. Er konnte jedoch kaum das Gleichgewicht halten und war langsam geworden, fast schon besinnungslos geschlagen. Als sein Fuß hochkam, traf Esmer sein Becken mit einem gewaltigen Schlag, der ihm das Bein ausrenkte.
Stave fiel auf den Bauch, krallte die Finger in den Erdboden und kam nicht mehr hoch.
Esmer stand breitbeinig über dem Haruchai. Er krallte eine Hand in Staves Haar, riss seinen Kopf daran in die Höhe. Mit der anderen hämmerte er Staves Kopf nach unten.
Staves Kopf prallte einmal hoch; dann sank er wie mit einem Seufzen langsam herab. Der Haruchai bewegte sich nicht mehr.
Im nächsten Augenblick versiegten die Steinfontänen.
Gewaltiger Druck wich aus der Luft, als hätte eine kompakte Windböe ihren Zusammenhalt verloren. Linden stolperte bei dem jähen Druckabfall; schwenkte die Arme. Der Boden unter ihren Stiefeln schien weiter leicht zu zittern wie nach einem fernen Erdbeben. Um sie herum blinzelten Ramen benommen, vor Erleichterung über das plötzliche Ende der Gewalt wie unter Schock stehend.
Liand stand mit wildem Blick zwischen ihnen. Nichts in seinem bisherigen Leben hatte ihn auf ein Erlebnis dieser Art vorbereitet.
Durch die Schuld der Haruchai wird es endlose Verwüstungen geben.
O Gott! Stave!
Linden fühlte mehr, als sie sah, dass die Urbösen sich in die Nacht zurückzogen; was hier vor sich ging, kümmerte sie nicht länger.
Waren sie gekommen, um sie zu schützen? Um Esmer vor ihr in Schutz zu nehmen? Doch das spielte jetzt für Linden keine Rolle mehr. Hätten sie Staves Tod gewünscht, hätten sie ihn ohne Mühe selbst umbringen können.
Esmer, der den Kopf schüttelte, entfernte sich von dem zusammengebrochenen Meister. Er wirkte leicht genickt, fast beschämt, als sei er bei einem ungerechtfertigten Akt der Rache – oder der Gnade – ertappt worden.
»Esmer«, flüsterte Hami erschrocken, »was hast du getan?«
Er gab keine Antwort.
Und Stave lebte noch.
Sobald Linden ihre Lähmung von sich abfallen fühlte, hastete sie an seine Seite. Sie ignorierte Cails Sohn, als sie auf die Knie sank, um den Haruchai zu untersuchen.
Auf dem Sandwall von Bhrathairain hatte Ceer einen für sie bestimmten Speer abgefangen. Weil er sie mit einem zertrümmerten Bein nicht mehr wirkungsvoll hatte verteidigen können, hatte er sich einfach durchbohren lassen. Ohne Brinns Selbstaufopferung hätten Covenant und sie den Einholzbaum nie erreichen können.
Linden zitterte selbst vor Wut, als sie jetzt ihren Sinn für das Gesunde auf Stave richtete. Irgendwie lebte er noch. War es möglich, ihn zu retten, hatte sie nicht die Absicht, ihn sterben zu lassen.
Schweigen senkte sich über die Versammlung, während sie seine Wunden begutachtete. Die gesammelte Aufmerksamkeit der Ramen wandte sich von ihr und dem Meister ab, doch Linden sah nicht auf.
Nach wenigen Augenblicken wusste sie, dass viel Heilkunst notwendig sein würde, um Stave wiederherzustellen. Sein Körper war mit Prellungen und blutenden Platzwunden übersät, aber diese Verletzungen waren oberflächlich; seine angeborene Kraft und Widerstandsfähigkeit würde sie bald abheilen lassen. Außer dem Schlüsselbeinbruch
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