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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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mit einem schief auf dem Kopf sitzenden Haarknoten, dicklichem Gesicht und plumpen Gliedmaßen, die ein unartiges Kind während eines Wutanfalls hätte geformt haben können. Ihr Gewand war erstaunlich hässlich; es wirkte wie ein buntscheckiges Ensemble aus allerlei Fetzen und Flicken, die möglichst geschmacklos angeordnet zusammengenäht waren.
    »In der Tat, die Mahdoubt«, verkündete sie, als sie sich bückte, um ihr Tablett auf den niedrigen Steintisch zu stellen. »Sicherlich. Wer sonst?« Sie schien ein Selbstgespräch zu führen. »Magere Kost für zwei. Weiß die Mahdoubt das nicht? Sicherlich weiß sie es. Aber dieser freundliche junge Mann ...« Sie nickte zu Liand hinüber. »... hat sie mit Liebenswürdigkeiten überhäuft, deshalb ist sie nicht in die Küche zurückgelaufen, um ein zweites Tablett zu holen. Ein weiter Marsch wäre es gewesen«, sagte sie ins Blaue hinein. »Lang und mühsam. Und die Mahdoubt kann sich nicht mehr an ihre frühe Jugend erinnern, obwohl sie schamlos hofiert worden ist.« Sie begutachtete einen Augenblick lang ihr Tablett. Dann bückte sie sich nochmals und richtete es so aus, dass es genau in der Tischmitte stand. Als sie sich wieder aufrichtete, wirkte sie befriedigt.
    »Pscht! Spielt keine Rolle«, teilte sie dem Raum mit. »Ein Tablett reicht auch für zwei, wenn es freundschaftlich geteilt wird.«
    Um sich selbst daran zu hindern, sie weiter anzustarren, wandte Linden sich an Galt. » Die Mahdoubt?«, fragte sie unsicher.
    Der Meister antwortete mit einem für die Haruchai typischen Schulterzucken, subtil und ausdrucksvoll zugleich. »Sie ist eine Dienerin Schwelgensteins. Den Namen hat sie sich selbst gegeben. Mehr wissen wir nicht über sie.«
    Eine Dienerin ...
    Linden machte ein finsteres Gesicht, während sie nachdachte. Natürlich. Gab es im Land Meister, musste es auch Diener geben. Männer und Frauen, die seit ungezählten Generationen hier zur Welt gekommen waren, hatten sich dazu erniedrigen müssen, die Haruchai zu bedienen.
    Na, großartig.
    Irritiert forderte sie Liand mit einer Handbewegung zum Eintreten auf und wollte Galt die Tür vor der Nase zumachen. Dann beherrschte sie sich jedoch. Sie blickte den Meister am Türrahmen vorbei an und sagte: »Augenblick! Ich weiß, dass du hier bist, um mich zu bewachen, aber ich vermute, dass du wenigstens auch so tun sollst, als sei ich ein Gast. Erzähl mir also etwas.«
    Galt zog eine Augenbraue hoch. »Auserwählte?«
    »Die Tore von Schwelgenstein.« Sie fixierte ihn mit durchdringendem Blick. »Ich habe es satt, auf Antworten zu warten. Wo habt ihr die her?«
    Er legte den Kopf schief, als berate er sich mit seinen Blutsverwandten. Dann zuckte er nochmals mit den Schultern. »Also gut. Wie du gehört hast, sind sie von den Riesen der Suche angefertigt worden. Nachdem die Erste der Sucher und ihr Ehemann Pechnase den Stab des Gesetzes Sunder und Hollian überbracht hatten, kehrten sie nach Coercri zurück. Dort warteten sie auf Nachricht über das Schicksal der Sternfahrers Schatz und der übrigen Riesen.« Covenant, Linden und ihre Gefährten hatten das Riesen-Schiff hoch im Norden des Meeres der Sonnengeburt als im Eis eingeschlossenes halbes Wrack verlassen müssen. »Aber als die Dromond endlich Coercri erreichte, kehrten die Riesen nicht in ihre Heimat zurück. Stattdessen führte die Erste sie nach Schwelgenstein, um ihnen das Werk ihrer Vorfahren, der Entwurzelten, zu zeigen.«
    Während Galt sprach, hörte Linden anfangs nur zu und war froh, Neuigkeiten von ihren lange verschollenen Freunden zu erfahren. Als sie die Überzeugung gewonnen hatte, dass er ihre Frage wirklich beantworten würde, begann sie, den Meister selbst zu studieren. Weil sie durch andere Sorgen abgelenkt gewesen war, hatte sie ihn in der Vorhalle nicht weiter beachtet, und auf dem Weg zu ihren Gemächern hatte sie auf den schlecht beleuchteten Korridoren kaum mehr als seinen Rücken gesehen. Jetzt musterte sie Galt, als sehe sie ihn zum ersten Mal.
    Er schien jünger als Stave zu sein. Das typische flache Gesicht und der braune Teint der Haruchai machten es schwierig, sein Alter richtig einzuschätzen. Aber das Fehlen von Narben ließ Galt unerfahren – und deshalb jung – wirken.
    »Wie du weißt«, fuhr er fort, »sind die Riesen bedächtige Leute, die weder in Worten noch in Taten zu Übereilung neigen. Obwohl sie seit langem nicht mehr in ihrer Heimat gewesen waren, blieben sie einige Jahre lang im Land. Anfangs galten ihre

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