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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sitzreihen gewesen sein mochten. In tieferen Lagen glich er jedoch erstarrter Magma. Man hätte fast glauben können, ein einst prächtiger Versammlungsraum sei so schrecklicher Hitze ausgesetzt worden, dass sein Boden geschmolzen und zerlaufen war, um danach auf dem Boden der Grube in verzerrten Mustern wie aus versteinertem Schmerz zu erstarren.
    In der Wand gegenüber sah Linden zwei Löcher gähnen, die einst kleinere Türen gewesen sein mochten; aber sie hatten denselben Schaden wie das untere Drittel der Klause erlitten und schienen nicht benutzbar zu sein.
    Zwischen den deformierten Formen auf dem Boden der Klause warteten Handir und Stave mit etwa zwanzig weiteren Meistern. Zwischen ihnen erkannte Linden Anele ebenso wie Mähnenhüter Mahrtiir und seine beiden Seilträger. Der von zwei Meistern begleitete – oder bewachte – Alte stand im Hintergrund der Gruppe. Ein Blick genügte, um Linden zu zeigen, dass ihm kein Leid geschehen war; aber auch seine körperliche Unversehrtheit konnte sie nicht beruhigen.
    Sobald sie den Saal betrat, kamen die Ramen über den unebenen Grund zu ihr herauf. Alle drei waren blass vor Kummer und Niedergeschlagenheit. Bhapa achtete vor allem darauf, den Arm und die frisch verheilte Schulter zu schonen, während er sich bewegte; aber Pahni rang sich ein schwaches Lächeln für Linden und Liand ab. Mahrtiir ließ jedoch größeres Unbehagen erkennen. Ihm fiel es schwer, den Kopf hochzuhalten, und seine sonst so kämpferische Miene wirkte uncharakteristisch verzagt. Er kam zögernd über die Steinstufen herauf, schien bei jedem Schritt leicht zusammenzuzucken.
    Der Mähnenhüter blieb eine Stufe unter Linden, Liand und Galt stehen, und seine Seilträger machten respektvoll hinter ihm halt. Er wich Lindens Blick aus, als er sich nach Art der Ramen verbeugte, bevor er unsicher fragte: »Ring-Than, befindest du dich wohl? Bist du höflich behandelt worden?«
    Vielleicht erwartete er, sie würde Nein sagen.
    Weil sein Unbehagen so offenkundig war, hielt Linden den Stab des Gesetzes wie ein Machtsymbol hoch, bevor sie sich ebenfalls förmlich verbeugte. »Ich freue mich, dich hier zu sehen, Mähnenhüter. Liand und mir geht es gut.« Der Steinhausener nickte zustimmend und grinste dabei zu Pahni hinüber. »Die Meister haben uns weitgehend ignoriert. Aber eine Frau, die sich die Mahdoubt nennt, hat uns gut versorgt. Und wie geht es dir? Alles in Ordnung mit euch?«
    Mahrtiir gab sich sichtlich Mühe, sich zusammenzureißen. »Nein, leider nicht. Auf unser Verlangen wurden die Ranyhyn auf der Hochebene freigelassen, um dort grasen und aus den klaren Gewässern Glimmermeres trinken zu können. Wir haben sie begleitet, weil uns der Dienst unter freiem Himmel lieber war als die kaum getarnte Verachtung dieser Bluthüter. Die Ranyhyn sind noch dort, während wir dem in deinem Namen erfolgten Ruf der Meister gehorcht haben. Soweit ist alles in Ordnung.«
    Linden nickte und wartete darauf, dass er weitersprechen würde.
    »Aber, Ring-Than ...« Seine Stimme versagte; er musste sich dazu zwingen, den Kopf zu heben, damit sie die Beschämung in seinem Blick lesen konnte. »Ich fürchte, dass ich hier in deinem Dienst versagen werde. Dieser schlimme Ort bedrückt mich mehr, als ich sagen kann. Wir Ramen sind dazu geboren, unter freiem Himmel zu leben. Solches Eingeschlossensein verdunkelt unser Herz. Trotzdem ist es ein tieferer Schmerz, der mich behindert.« Er trat näher heran, senkte seine Stimme. »Ring-Than, wir sind blind. Wir wussten, wie Kevins Schmutz sich auswirken würde, aber wir hatten seine Wirkung noch nicht am eigenen Leib verspürt. Wir ...« Er machte ein kummervoll finsteres Gesicht. » Ich habe nicht geahnt, wie schrecklich dieser Verlust sein würde. Ich bin mehr als halb verkrüppelt, zu deinem Dienst untauglich.«
    Linden, die noch immer den Stab des Gesetzes hochhielt, schüttelte den Kopf. »Mähnenhüter, du täuschst dich. Bhapa, Pahni und du bleiben, was ihr schon immer wart.« So achtbar, wie Treue und Tapferkeit euch nur machen können. »Mit deiner Erlaubnis will ich dir zeigen, was ich meine.«
    Mahrtiir starrte sie verwirrt und unsicher an. Er konnte weder Lindens Gesundheit noch die Macht des Stabes erkennen; trotzdem war er einverstanden, ohne im Geringsten zu zögern.
    Gesetz und Erdkraft ließen sich nun leicht anwenden. Sie fielen Linden von Natur aus zu; solange sie den Stab des Gesetzes in der Hand hielt, konnte niemand sie ihr entwinden. Hätte sie sich

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