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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Memorial nie wiedersehen, auch ihre Patienten oder ihre Freunde nicht. Sie würde nie erfahren, ob Sandy und Sheriff Lytton überlebt hatten. Aber sie konnte es sich nicht leisten, darüber zu trauern. Lord Foul hatte Jeremiah in seiner Gewalt. Linden hatte etwas verloren, das ihr kostbarer war als das eigene Leben. Dann kam Linden ein anderer Gedanke: Was, wenn es ihr gelang, Jeremiah aus Fouls Gewalt zu befreien, ihrem Sohn gar den Weg in ihre Welt zurück zu ebnen? Wenn Sandy tot war, und Linden selbst ... wer würde dann ...? Barsch schob sie den Gedanken beiseite. Es half nichts, ein Problem vom Ende her angehen zu wollen. Sie hatte gelernt, dass man beharrlich kleine Schritte gehen musste und nicht verzagen durfte, um zum Ziel zu gelangen.
    Ihre geheilten Wunden machten ihr Mut. Sie knöpfte ihre Bluse zu und stand langsam auf.
    Sie wusste, was sie sehen würde, und auf den ersten Blick war die Szene, die sie begrüßte, genau so, wie sie sie in Erinnerung hatte. Der Steinkreis und seine Brüstung bestanden aus dem in den hiesigen Bergen vorkommenden Granit, und die Felsspitze neigte sich leicht nach Norden, Richtung Andelain. Die fast im Zenit und im südlichen Himmelsquadranten etwas links von ihr stehende Sonne ließ darauf schließen, dass es im Land – trotz der stürmischen Gewitternacht, die Linden hinter sich zurückgelassen hatte – später Vormittag war. Das Licht bestätigte ihr sofort, was ihre übrigen Sinne ihr schon gemeldet hatten: Die Sonne wies keinen Makel auf; von dem Sonnenübel war keine Spur, kein Überrest zurückgeblieben. Zumindest auf diese Weise glich sie Thomas Covenant. Sie hatte das Land nicht im Stich gelassen.
    Als Linden sich mit der gesunden Sonnenwärme auf dem Gesicht langsam umwandte, sah sie im Süden die vertrauten Berge über dem Felsturm aufragen. Hier, daran erinnerte sie sich, entsandte der Südlandrücken einen Ausläufer ein Stück weit gen Norden, und diese Bergkette endete mit dem Kevinsblick und den sich nördlich anschließenden Hügeln. Zwischen den Gipfeln im Westen entsprang der Fluss Mithil, der dann durch ein breiter werdendes Tal in die Südlandebenen hinaustrat. Auf der anderen Seite waren die Berge jedoch stärker befestigt. Sie erstreckten sich wie eine Felsbarriere vom Kevinsblick bis zum Landbruch und trennten die Ebenen von Ra vom fernen Süden.
    Linden hatte nie gesehen oder gehört, was jenseits des Südlandrückens lag. Östlich des Landbruchs, noch an Lord Fouls ehemaligem Hort in Ridjeck Thome vorbei, lag das Meer der Sonnengeburt. Und wo die Küste nach Norden weiterlief, gingen die Verwüsteten Ebenen in den Lebensverschlinger – den Großen Sumpf – über, der dann seinerseits weiter nördlich aus seinen Farnen aufstieg, um das fruchtbare Land der Wasserkante zu bilden, in dem einst die entwurzelten Riesen gelebt hatten.
    Weil ihr von Erinnerungen schwindelte, ließ Linden sich mitten auf der Aussichtsplattform nieder, um nicht wieder zu fallen. Sie war schon zu tief gestürzt – tiefer, als sie ermessen konnte; vielleicht tiefer, als sie ertragen konnte. Während ihre Augen die Gipfel und Täler des Gebirges absuchten und ihre Erinnerungen durch das Land kreisten, zog sie Kraft aus der unerschütterlichen Dauerhaftigkeit des Steins. Sie blickte dorthin, weil sie nicht an Schwelgenstein – Herrenhöh – dreihundert Meilen nordwestlich von hier denken wollte: die riesige Felsenburg, die Jeremiah in dem Leben, das er nun verloren hatte, in ihrem Wohnzimmer aus Legosteinen erbaut hatte. Aber jenseits von Schwelgenstein, hoch in der eisigen Feste des Westlandgebirges lebten – so hatte sie gehört – die Haruchai. An sie dachte Linden bereitwilliger zurück; sie erinnerte sich daran, wie sie ihr anfangs misstraut und Thomas Covenant treu gedient hatten, an ihre außergewöhnliche Körperkraft und ihre oft teuer bezahlte Kompromisslosigkeit. Hatten sie die ungezählten Jahrhunderte ihrer Abwesenheit überlebt? Spielten sie noch eine wichtige Rolle im Land?
    Dann konnte sie auf Hilfe hoffen.
    Und falls die Überlieferung, was Covenant und sie für das Land getan hatten, so lange Zeit überdauert hatte, würde sie vielleicht auch weitere Verbündete finden. Durch mündliche Überlieferung hatte die Geschichte von Covenants erstem Sieg über Lord Foul eine ähnlich große Anzahl von Jahrhunderten überdauert. In Steinhausen Mithil hatte Sunder sich damals auf Gedeih und Verderb mit Covenant und Linden zusammengetan, weil sein Vater ihn

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