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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Im Angesicht des Todes war das ja wohl das Mindeste.
    Als Merrick die traurigen nassen Überreste aus der Tasche zog, hätte sie beinahe geschluchzt. Es war ein zu bitteres Ende für so gute Zigarren wie Nythrumi Gold. Ein Verbrechen. Überall von Gefahr umgeben, war dies der letzte Strohhalm gewesen.
    »Chambers, ich verlange eine Erklärung!«
    Hinter sich hörte sie Raed in Gelächter ausbrechen. Sie verstand, dass es etwas albern war, sich an diesem Punkt um ihre Zigarren zu sorgen, aber verdammt, sie waren der einzige Teil ihres alten Lebens, der ihr geblieben war.
    Der junge Diakon lächelte sie an, eine Reaktion, die ihm vor wenigen Wochen noch eine Ohrfeige eingetragen hätte. »Der Fels blockiert Magie … mein Gedanke war: Wenn er das kann, was bewirkt er wohl im Bann eines Zaubers?«
    Ihrer Empörung zum Trotz ließ Sorcha sich auf diese Überlegung ein. Das Muster
Ylvavita
konnte Menschen den Blicken der Unbegabten entziehen, war gegen Diakone jedoch nicht der Rede wert. Wenn Merrick aber recht hatte, dann vielleicht doch. Ihre Zigarren wären dann zumindest einer würdigen Sache geopfert worden.
    »Ich kauf dir bei nächster Gelegenheit zwei schöne Zigarren«, flüsterte Raed ihr mit einer Stimme zu, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Sie drehte sich um und lächelte ihn an, froh darüber, dass er ihr die Verbindung verziehen oder sie doch so weit aus dem Kopf verbannt hatte, um weiterzumachen.
    Dann hebelte Raed sehr geschickt das Gebäude der Fährmänner auf, und sie fanden darin einiges zum Anziehen. Es kam ihnen falsch vor, ihre Umhänge, Ordensabzeichen und Talismane in grobe Jutesäcke zu stopfen. Ohne die Kleidung, die sie von Kind auf getragen hatte, fühlte Sorcha sich seltsam geschwächt.
    Das war dumm, aber so war es nun mal. Raed war außerdem Experte in Sachen Verkleidung, und bevor die beiden recht wussten, wie ihnen geschah, hatte er sie so ausstaffiert, dass sie keine Ähnlichkeit mehr mit zwei mächtigen Diakonen besaßen. Merricks Haar war seltsam zerzaust, sein Gesicht mit Erde beschmiert, und auf Anweisung des Prätendenten zog er sogar den Fuß ein wenig nach.
    Sorchas weibliche Formen kaschierte Raed mit zusätzlichen Kleidern und band ihr das Sackbündel auf den Rücken. Es war nicht schwer, aber doch etwas lästig. Mit grimmigem Humor entfernte sie den ersten Zauber von Raeds Stirn. »Na gut, schauen wir mal, ob es funktioniert.« Sie steckte den Finger in den Staub, zeichnete ihm das neue Muster aus Wirbeln und Kringeln auf die warme Haut und wandte sich dann Merrick zu.
    Der junge Diakon ließ sein Zentrum los, und sie spürte es wie ihr eigenes. Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Ich glaube, es geht. Wenn ich nicht gezielt nach Euch suche, gleitet meine Sicht an Euch ab.«
    »Solange er nichts anstellt, was Aufmerksamkeit erregt«, kommentierte Sorcha trocken, worauf Raed ein Kichern ausstieß. »Wenn ich schon meine Zigarren opfere, kannst du dein Piratengehabe opfern. Also, Merrick, testet den Zauber an mir.«
    Das tat er und trat zurück, um die Wirkung zu begutachten. »Nicht ganz so überzeugend, aber in einer größeren Menschenmenge wird er wohl halten.«
    Das war nicht allzu ermutigend, musste aber genügen. Nachdem sie ihre Verkleidung zurechtgerückt hatten, traten sie auf die Straße hinaus. Abseits des Prinzenkanals kam der Handel zum Glück in Schwung, sodass drei ungepflegte Träger mehr überhaupt nicht auffielen. Sie bahnten sich ihren Weg, wichen Karren und Strömen von Fußgängern aus und erreichten schließlich die Färbergasse und das kleine Gasthaus mit dem Namen Rote Flagge. Die Straße roch streng nach dem Gewerbe, nach dem sie benannt war, aber zumindest war es ein Gestank von dieser Welt.
    Raed wechselte leise einige Worte mit dem Besitzer, dessen Gesicht geradezu zerklüftet war, und sie wurden in ein Hinterzimmer geführt, wo Aachon und die Mannschaft sowie Nynnia und ihr Vater auf sie warteten. In ihren Mienen stand der wilde Ausdruck von Gejagten. Sorcha vermutete, dass ihre Züge nicht anders wirkten.
    »Was habt Ihr herausgefunden, mein Prinz?« Aachon kam direkt auf den Punkt, und der Blick seiner dunklen Augen verweilte nur kurz auf ihrer Kleidung.
    »Der Erzabt wurde entführt, und die Großherzogin soll geopfert werden, wahrscheinlich gegen Abend.« Raed nahm neben seinem Ersten Maat Platz und schenkte sich einen Krug Bier ein. Niemand sagte ein Wort, bis er ihn leer getrunken hatte. Er stieß einen zufriedenen Laut aus

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