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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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und stellte den Krug wieder auf den Tisch. »Außerdem besitzen unbekannte Kräfte eine sogenannte Möglichkeitsmatrix, in der sie die Zukunft sehen können.«
    Die Matrosen machten große Augen. Frith fluchte: »Bei den Alten, Kapitän – wie sollen wir sie dann besiegen?«
    Nynnia starrte in ihren kleinen Bierbecher und sagte kaum hörbar: »Die Zukunft ist etwas sehr Zerbrechliches. Die Möglichkeiten verändern sich ständig. Wenn wir schnell und unberechenbar genug handeln, können wir sie durchaus besiegen.«
    Sorcha sah sie verblüfft an, und das leicht störende Gefühl in ihrem Hinterkopf verwandelte sich in etwas viel Besorgniserregenderes. »Was wisst Ihr schon von diesen Dingen?«, blaffte sie.
    »Ich weiß viel, Diakonin Faris.« Sie hob den Blick, bis sie Sorcha in die Augen sah. Plötzlich zog sich die Welt um die Gestalt der schlanken jungen Frau zusammen. Niemand außer den Diakonen spürte das, aber welche schlaue Maske sie auch aufgesetzt hatte, jetzt war sie gefallen.
    Sorcha stieß sich vom Tisch ab und sprang auf. »Was seid Ihr?«, fragte sie scharf.
    Merricks Zentrum loderte auf, als auch er sich erhob. »Nynnia?« Seine Stimme brach, als er an Sorchas Seite trat.
    Nynnia blieb gelassen sitzen, aber ihr Vater sprang auf. »Törichte Diakone! Ihr seht immer nur, was Ihr sehen wollt.« Die Augen des alten Mannes weiteten sich, und er ballte die Fäuste. Wenn seine Verwandtschaft mit Nynnia nur gespielt war, beherrschte er seine Rolle sehr gut.
    Sie ist kein Geist.
Merricks Stimme in Sorchas Kopf war trotz der Enthüllung ruhig.
Ich kann nicht erkennen, was sie ist, aber ein Geist ist sie nicht.
So vernarrt er auch in Nynnia war, zweifelte Sorcha doch nicht an seinen Fähigkeiten.
    Nynnia sprach, sah Merrick jedoch nicht direkt an. »Ihr habt von der Murashew gehört.« Ihre jungen Züge waren ausdruckslos, aber ihre Augen standen voller Macht. »Daher wisst ihr sicher, was sie dieser Welt antun kann. Wir haben sehr wenig Zeit. Wollt ihr hierbleiben und streiten oder diese Welt retten?«
    Für einen Moment standen sie zu einem Bild erstarrt da: die Diakone selbstsicher, Kyrix mit funkelndem Blick, die Mannschaft verwirrt, Nynnia das ruhige Zentrum des Ganzen.
    Sorcha hörte ihr Herz in der Brust hämmern, doch sosehr sie es hasste, Nynnia zu vertrauen – sie hatten keine andere Wahl. Außerdem hatte das Mädchen Merrick das Leben gerettet. Langsam nahmen beide Diakone wieder Platz.
    Nynnia schaute aus dem schmutzigen Fenster. »Was habt ihr sonst noch in den Wassern gesehen?«, fragte sie so beiläufig, als erkundigte sie sich nach dem Wetter oder dem Preis von Stickgarn.
    »Wir haben Vermillion brennen sehen«, murmelte Merrick.
    »Tut mir leid, das zu hören«, warf Aachon kalt ein, »aber warum sollten wir uns um die Schwester des Usurpators sorgen?«
    Sorcha wollte antworten, doch da schwang Nynnia sich plötzlich über den Tisch. Die Bewegung kam so unerwartet, dass ihre Nachbarn kaum genug Zeit hatten, staunend den Mund aufzureißen, während sie an ihnen vorbeiwirbelte und mit einem Mann zusammenstieß, der hinter die anderen getreten war.
    Für eine Sekunde dachte Sorcha, Nynnia sei vollkommen verrückt geworden, und wollte eben dem anderen Gast zu Hilfe kommen, als sie in seiner Hand Metall blinken sah. Dann wurde alles noch verworrener. Rufe ertönten, als Raed sich umdrehte, um sich den Eindringlingen – es waren etwa ein Dutzend – zu stellen. Die Mannschaft eilte zu seiner Verteidigung, während Merrick und Sorcha machten, dass sie aus dem Weg kamen, und der riesige Aachon den Tisch hob und ihn den Ankömmlingen, die seinen Kapitän bedrohten, entgegenschleuderte. Es war klar, dass eine Kneipenrauferei für diese Männer keine unbekannte Situation war, aber Sorcha vermochte in dem Durcheinander ebenfalls ein paar Treffer zu landen.
    Nynnia aber war das Zentrum des Sturms. Ihr geschmeidiger Körper, der schön, aber nutzlos gewirkt hatte, offenbarte nun die Eleganz einer tödlichen Tänzerin. Sie drehte sich wirbelnd herum und stieß Männer mit anmutigen Tritten beiseite, die mit Musik hätten untermalt sein sollen. Während die Besatzung der
Herrschaft
mit gewandter Brutalität kämpfte, war es Nynnia, von der Sorcha den Blick nicht abwenden konnte.
    Der Kampf war schnell vorbei; die Schläger, die nicht fluchtartig das Gasthaus verließen, lagen bewusstlos am Boden. »Nynnia!« Merricks entsetzter Aufschrei ließ die anderen in ihren Glückwünschen innehalten. Die schlanke

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