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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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drohten.
    »Vorsicht!« Merrick hockte sich neben sie. »Die Macht ist hier sehr fein austariert, und Horris hat nie definiert, was geschieht, wenn diese Balance gebrochen wird.«
    Mit einem leisen Räuspern richtete Sorcha sich auf.
    »Und wer hat dieses Ding gebaut?«, fragte Raed und wandte den Blick von den beunruhigenden Bildern ab.
    Merrick war so vertieft, dass er nur vor sich hin murmelte: »Irgendwo hier liegt die Antwort.« Sorcha und er zogen los und betrachteten mit einem Interesse, das dem Prätendenten ziemlich auf die Nerven ging, die zahllosen Möglichkeiten. Er hätte sie am liebsten daran erinnert, dass sie den Erzabt so nicht finden würden.
    Es war Sorcha, die zuerst einen erstaunten Laut von sich gab.
    Merrick rannte zu ihr. »Habt Ihr – bei den Knochen!«
    Sorcha wirbelte zu Raed herum. »Das musst du dir ansehen.«
    Ihre Miene duldete keinen Widerspruch. Als er neben ihr stand und hinunterschaute, begriff er, warum.
    Er hatte für den Kaiser und dessen Familie nichts übrig, aber der schimmernde Teich, der die Ermordung der Großherzogin widerspiegelte, zeigte nicht nur ihren Tod; hinter ihr stand Vermillion in Flammen. Die Szenen rund um dieses Bild zeigten, wie sie niedergeschossen wurde: Stets war die brennende Stadt zu sehen, doch der Mord geschah mal so, mal anders. All diese Möglichkeiten schienen zu Tod und Unglück für die Einwohner der Stadt zu führen, die Raed von klein auf für seine eigene gehalten hatte.
    »Was sie auch planen«, sagte Merrick, »es erfordert viele Tote und das Blut der Großherzogin Zofiya.«
    »Das ist eine höllische Beschwörung«, meldete Sorcha sich grimmig zu Wort. »Daneben nimmt sich das Kloster von Ulrich wie ein Sommerpicknick aus.«
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«, fragte Raed mit fliegendem Puls. Wenn es hier nicht darum ging, die Endzeit heraufzubeschwören, dann doch um etwas, das dem äußerst nahekam.
    Sie kletterten zwischen den Waben umher und suchten verzweifelt nach einem anderen Ausgang der Ereignisse. Und dann fand er ihn durch puren Zufall. Ein kleiner Teich spiegelte etwas wider, auf das er weder in seinen Träumen noch in seinen Albträumen gekommen wäre: Er riss die Großherzogin zur Seite, die Kugel verfehlte ihr Ziel und grub sich ihm in die Brust.
    Raed räusperte sich, während die anderen das Bild schweigend betrachteten. »Wie genau sind diese Dinger?«
    »Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.« Merrick redete die Sache nicht schön. »Zu viele Variablen …«
    »Aber auf diesem Bild brennt die Stadt nicht.« Raed holte tief Luft, wie man es vor einem Sprung ins eisige Meer tut. »Hier überlebt Vermillion. Wisst Ihr, wo das ist?«
    Sorcha knirschte ein wenig mit den Zähnen, und er hoffte, dass hier Sorge mit gesundem Menschenverstand rang.
    Sie meinte es gut. Sie hatte es immer gut gemeint, trotz allem. Es war ihm egal, dass Merrick nur zwei Schritte entfernt stand und mit ruhigen braunen Augen zusah. Raed nahm ihren Kopf in die Hände. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er ließ sie nicht los. »Sag mir, wo das ist, Sorcha!«
    Ihre blauen Augen glitzerten im rötlichen Licht der Höhle wie Eissplitter und waren endlich in der Lage, seinem Blick standzuhalten. Er spürte Sorcha schlucken. »In der Ziegelbrennerstraße.« Die Worte klangen erstickt.
    »Dann wissen wir, wo wir hingehen müssen.«

Kapitel 22
Die Gefahr der Vesper
    Sie folgten dem Wasser aus den Höhlen. Merrick war auf diese Idee gekommen, und Sorcha überließ ihrem jüngeren Partner nur allzu gern die Führung. Sie lief als Letzte, während Raed hinter Merrick ging. Die Höhle wurde schmaler und das rötliche Licht schwächer, als sie sich von der unheilvollen Präsenz der Möglichkeitsmatrix entfernten.
    Raed hielt sie am Arm fest, als Merrick um eine Ecke herum außer Sicht verschwand. Die Lippen des Prätendenten an ihrem Ohr waren für einen Moment warm und verwirrend, bis er flüsterte: »Ist dir aufgefallen, dass eine Person in dieser seltsamen Apparatur nicht auftauchte?«
    Er trat zurück, und seine Augen wirkten im Licht der Laterne ernst. Dann durchfuhr sie die Erkenntnis: Nynnia! Das schmale Mädchen hätte eigentlich in vielen dieser Szenen zu sehen sein sollen. Sorcha wusste nicht, was genau das zu bedeuten hatte.
    Raed legte den Kopf schräg und zuckte die Achseln, um anzudeuten, dass auch er ratlos war. Doch sie wandten sich nicht an Merrick, der zu sehr damit beschäftigt war, sie rauszubringen, ohne wieder aufzusteigen und

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