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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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Zähnen. Absolut unmöglich, hier drin eine Zigarre anzuzünden; auch konnte sie auf keinen Fall den Streit, den sie am Morgen zuvor begonnen hatten, fortsetzen. Wie bei Garil war es wohl etwas, das bis zu ihrer Rückkehr würde warten müssen. Dann könnte sie ihm die Wahrheit sagen.
    »Ich habe eine Mission. Der Abt hat mir vorübergehend einen neuen Partner zugewiesen. Ich breche morgen auf.« Sie sprach schnell.
    Kolya runzelte die Stirn ein wenig. Die meisten Ehemänner und Partner wären entrüstet gewesen, aber er zuckte nur schwach die Achseln. »Er weiß bestimmt, was am besten ist.«
    Sie räusperte sich und spürte ihre Hände klamm werden. »Ich nehme es an, aber es bedeutet, dass ich dich allein lassen muss.«
    »So ist das nun mal, Sorcha.« Wie immer war es, als drückte sie ins Leere, wenn sie sich abmühte, ihm eine Reaktion zu entlocken. Vielleicht war es doch gut, wegzukommen.
    Sie strich sich das kupferfarbene Haar aus der Stirn und lehnte sich auf dem Hocker zurück. »Ich sollte hier bei dir sein«, murmelte sie, und ihre Worte klangen selbst in ihren Ohren nicht überzeugend.
    Bruder Elies kam an die andere Seite des Bettes geschlurft. Er hatte eine kleine Schale in der Hand, deren Inhalt widerlich roch. »Wir müssen …«
    Sorcha stand hastig auf. Sie wollte nicht sehen, was sie mit Kolya machten, wollte nicht hören, wie er Schmerzen litt. Selbst ihre Verbindung fühlte sich schwach an und halb durch das zerstört, was ihm angetan worden war – wie ihre Ehe. »Schon in Ordnung … ich … ich muss packen.«
    Worte, die ihr sonst so leicht über die Lippen kamen, waren wie ausgetrocknet. »Pass auf dich auf«, flüsterte Kolya aus dem Bett.
    Sie beugte sich über ihn, gab ihm einen Kuss auf die bleiche Stirn und hielt all die Gefühle zurück, die seit Monaten in ihr brodelten. »Ich werd’s versuchen«, wisperte sie zur Antwort.
    Der Erzabt mochte ihr einen Gefallen getan haben – doch das würde das Unausweichliche lediglich hinauszögern.
    Hinter seiner neuen Partnerin aufzuräumen, bevor er sie auch nur kennengelernt hatte, war kein gutes Zeichen, befand Diakon Merrick Chambers. Er stand allein im quirligen Künstlerviertel von Vermillion und öffnete sein Zentrum weit. Presbyter Rictun hatte verlangt, dass jeder Sensible, der in der Mutterabtei lebte, die Straßen nach jeglichen Spuren des Geistes absuchte, der die Diakone Faris und Petav angegriffen hatte.
    Das geschäftige Treiben in Vermillion ging nach wie vor seinen Gang, als wäre es nicht zum Zusammenstoß an den Palasttoren gekommen – zumindest für normale Augen und Ohren. Merrick jedoch war anders.
    Er sah einige Frauen an der Straßenecke zum Böttcherhof und konnte ihr erregtes Gespräch so deutlich hören, als wäre er unter ihnen. Interessant. Sie redeten von der aufruhrähnlichen Situation, ohne den Geist zu erwähnen. Es stand ihm nicht zu, den Orden infrage zu stellen, aber Merrick fand es abstoßend, magische Formeln und Fehlinformationen einzusetzen, um die Wahrheit zu verbergen. Dies und die Tatsache, dass Presbyter Rictun ihnen nichts Genaueres über die Natur des gesuchten Geistes mitgeteilt hatte, bereitete Merrick tiefes Unbehagen. Trotzdem, er hatte sich nicht jahrelang ausbilden lassen, um jetzt alles hinzuwerfen; vor allem nicht so knapp vor der Aufnahme.
    Über ihm strich ein Kaiserliches Luftschiff vorüber; die von einem Wehrstein angetriebenen Maschinen summten leise, und die schwache Wintersonne glänzte auf den Messingarmaturen. Außerhalb der Hauptstadt waren die neuen Luftschiffe noch eine Seltenheit – vor allem auf dem Land, wo Merricks Familie lebte. Er blickte fasziniert zu dem Luftschiff auf. Wenn er Glück hatte, würde ihn vielleicht eines Tages seine Mission als Diakon an Bord eines solchen Schiffs bringen.
    Vorläufig musste er solche himmelblauen Gedanken jedoch verbannen, denn er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Er strich sich das dunkle Haar aus dem Gesicht, drehte sich langsam um und öffnete sein Zentrum noch weiter – auf der Suche nach der Spur des Geistes unter den Lebenden.
    Hinter seinen Augen begann es leise, aber beharrlich zu summen. Menschen, Ratten, Pferde, Hunde, Katzen, sogar die kleinsten Insekten brannten in seinem Geist wie winzige Nadelstiche aus Licht. Seine Sinne rasten über steinerne Dächer, breiteten sich entlang den Straßen aus, die Handwerk und Kunst gewidmet waren, und tauchten hinab in die Kanalisation. Das Wesen jeder lebenden Kreatur, dunkel oder
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