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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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Wirkung. Sein Magen krampfte sich zusammen, aber er ließ sich das nicht anmerken. »Wir haben Erlaubnis erhalten, Ulrich anzulaufen.«
    »Von dem Hafen habe ich ja noch nie gehört.« Byrd, dem jüngsten Ruderer im Boot, fehlte der Respekt seines älteren Vorgesetzten vor dem Namen und dem angeblichen Titel ihres Kapitäns. Raed war oft froh darüber.
    Aachons Kopf dagegen fuhr zu ihm herum. Byrd begriff und verstummte. »Ulrich, Mylord«, flüsterte der Erste Maat mit düsterer Miene. »Das ist eine absichtliche Beleidigung.«
    Der Rest der Mannschaft wandte den Blick ab; wahrscheinlich setzte Aachons Gefühl, von Prinz Felstaad unehrenhaft behandelt worden zu sein, sie ebenso in Verlegenheit wie Raed. Manchmal hatte Raed das Gefühl, sein Erster Maat wäre eigentlich der geborene Prätendent gewesen. Er konnte gewiss den ganzen Stammbaum der Rossins herunterbeten und sämtliche größeren Schlachten in ihrer Geschichte benennen.
    Raed seufzte und schlug seinem Freund auf den Rücken. »Wir verlieren in diesen Breiten allmählich an Boden. Der neue Kaiser gewinnt täglich mehr Unterstützung. Einige sagen, er sei ein besserer Herrscher als jemals ein Mitglied meiner Familie.«
    »Aber er ist ein Usurpator«, stieß Aachon hervor. »Er hat kein Recht auf den Thron – diese Leute sollten nicht vergessen, wo sie hingehören!«
    »Das interessiert die Versammlung nicht, und er war schließlich ihre Wahl. Behalten wir die positiven Dinge im Blick! Zunächst mal müssen wir weitersegeln können. Solange wir das tun, besteht Hoffnung.«
    Die beiden Männer sahen einander lange an, und es war Aachon, der schließlich den Blick abwandte. Mit einem Kopfschütteln schien er etliche Zentimeter einzubüßen. »Ihr habt recht, Mylord – entschuldigt meine unbesonnenen Worte. Es spielt keine große Rolle, wo wir die Reparaturen vornehmen.«
    Sie kletterten schnell ins Boot und stießen ab. Wasser unter sich zu spüren, war beruhigend. Raed war froh darüber, dass der Fluch nicht an Felstaads Hof ausgelöst worden war; dort wäre er wie die Katze im Taubenschlag gewesen, und es hätte wahrscheinlich ein schlimmes Ende genommen. Er warf Aachon einen Blick zu und vermutete, dass sein Maat den gleichen Gedanken hatte.
    Vor fast einem Jahr hatte er zuletzt an Land zu gehen gewagt, aber es war das Risiko wert gewesen. Felstaad hätte kein Mitglied seiner Mannschaft empfangen, nicht einmal den charismatischen Aachon. Jetzt hatten sie zumindest ein Ziel.
    Raed wandte den Kopf dorthin, wo die Bucht ins offene Meer überging und sein Zuhause sich sanft in der Dünung wiegte. Die
Herrschaft
war ein kleiner, schneller Zweimaster mit wenig Tiefgang. Das ermöglichte ihr, flache Häfen anzulaufen, die anderen Schiffen verschlossen blieben. Sie war das Einzige, was sein Vater ihm – von einem unerwünschten Erbe abgesehen – je geschenkt hatte, und jetzt war sie das einzige Schiff, das noch die Flagge seiner Familie führte: einen brüllenden Löwen mit dem Schwanz eines Meerungeheuers, den Rossin, ein altes, magisches Geschöpf. Jetzt machte die Flagge Raed schaudern. Sie war eine Warnung der Uralten, eine Warnung, an die bis zu seiner Geburt niemand geglaubt hatte.
    »Mylord.« Aachon berührte ihn an der Schulter. Zweifellos hatte er die Richtung seines Blicks bemerkt. Sein Erster Maat hatte die Beobachtungsgabe eines Sensiblen Diakons, der er fast geworden wäre. Er senkte die Stimme und blickte über die Schulter. Der Rest der Mannschaft ruderte und scherzte. »Es gab etwas Ärger, während Ihr fort wart.«
    Er öffnete die rechte Hand und zeigte den Wehrstein, der sie fast eine Truhe Gold gekostet hatte. Die polierte Kugel war kobaltblau, aber alle paar Sekunden glitt ein weißer, glänzender Schimmer darüber. Das hatte nichts mit dem Licht zu tun. Raed wusste, dass die Kugel schwer war, aber Aachon hielt sie wie ein Kinderspielzeug – was sie eindeutig nicht war.
    Nicht allein die Diakone standen mit den Unlebenden auf vertrautem Fuß, waren aber am besten dafür ausgebildet. Alle in Aachons Familie waren Seher gewesen; daher die Entscheidung des Unbesungenen, ihn zu Raeds Beschützer zu machen. Aber Aachons Fähigkeit war nicht erstklassig, und erst der Wehrstein ermöglichte es ihm, in den Äther zu sehen.
    Raed riskierte einen Blick in die Kugel. Der Stein verdünnte die Barriere zwischen der jenseitigen und der wirklichen Welt. Er war sehr gefährlich, und Raed sträubten sich die Haare, aber die Kugel hatte sie bei zahlreichen
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