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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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Peripherie seiner Sinne zu gewöhnen.
    »Gut.« Sie riss die Hände zurück und schien sie kurz an ihrer Hose abwischen zu wollen. »Wie ich sehe, habt Ihr Euren Riemen. Habt Ihr auch alles Übrige gepackt?«
    Er nickte. »Ich habe die Sachen gestern Abend in die Ställe gebracht. Angeblich will der Abt, dass wir sofort aufbrechen.«
    »Das habe ich auch gehört.« Damit drehte sie sich um und stolzierte in der Überzeugung hinaus, dass er ihr folgen würde.
    Furcht und Wut kämpften kurz in Merrick. Sorcha mochte von durchschnittlicher Größe sein, bewegte sich aber so schnell wie eine doppelt so große Person. Er musste fast traben, um mit ihr Schritt zu halten. Auf diese Weise kamen sie rasch aus der Abtei und erreichten die Außengebäude. Die Novizen waren schon im Unterricht, aber die Laienmitglieder des Ordens wuselten überall herum. Zu dieser Zeit des Jahres gab es in den Gärten wenig zu tun, doch viele machten sich bei den Ställen zu schaffen. Geister-Aktivität beschränkte sich nicht auf die Manipulation von Menschen. Die Einheimischen brachten ihr Vieh häufig herein, damit es von Einflüssen Unlebender befreit wurde.
    Sorcha würde ihn ignorieren, so gut es ging. Sie war kühler als der spätherbstliche Tag, und Merrick konnte sich allein an seinem anschwellenden Zorn wärmen. Also nährte er ihn ein wenig.
    »Vielleicht« – er lächelte ihr zu, während er mit ihr Schritt hielt –, »vielleicht könnt Ihr mir sagen, was vorgestern vor den Toren passiert ist? In der ganzen Abtei wird darüber gemunkelt.«
    Ihr Schritt geriet kurz aus dem Takt. »Der Abt wird beim Morgenlob darüber reden, wenn es angemessen ist.«
    »Ja, aber bis dahin sind wir abgereist; und da ich jetzt doch Euer Partner bin …«
    Sorcha blieb endgültig stehen und fuhr bebend herum. »Wollt Ihr mich auf die Palme bringen? Ihr sprecht Dinge an, über die ich keine Kontrolle habe. Und wenn ich keine Kontrolle habe, bin ich äußerst reizbar. Und wenn ich gereizt bin, verspeise ich Novizen zum Frühstück.«
    Merrick genoss diesen Moment. Er spürte ihr Unbehagen am Rande seiner Wahrnehmung, und es gefiel ihm. »Verständlich«, erwiderte er mit einem schwachen Zucken der Lippen, »aber ich bin kein Novize mehr und stehe daher nicht auf der Speisekarte. Ich will nur der bestmögliche Partner sein«, sagte er mit leiser Ironie.
    Sofort zeigte sich, dass seine sanfte Stichelei bei ihr nicht gut ankam. Sie öffnete und schloss den Mund einige Male, bevor sie schließlich hervorstieß: »Dazu müsstet Ihr der stillste Partner aller Zeiten sein.«
    Mit gezückter Braue legte er den Zeigefinger an den Mund. Sorcha starrte ihn an und wandte sich schließlich kopfschüttelnd ab. »Unheilige Knochen, ich brauche eine Zigarre.«
    Merrick folgte ihr unterwürfig in die Ställe. Ob er sie darauf hinweisen sollte, dass das Personal der Krankenstation ihm gesagt hatte, Rauchen sei der Gesundheit abträglich? Diesen Standpunkt jedoch nachdrücklich zu vertreten, grenzte – das spürte er – an Selbstgefährdung. Viele Diakone rauchten und tranken. Das war nicht verboten, und das Leben eines Diakons währte im Allgemeinen nicht lang.
    Seines würde kürzer sein als das der meisten, wenn er seine neue Partnerin verärgerte. Nach den Ereignissen, die er als Kind beobachtet hatte, würde seine Angst vor ihr nicht weichen. Aber er hatte vielleicht eine Möglichkeit gefunden, sie zu verbergen.
    In den Ställen hatten die Laienbrüder zwei Pferde der Abtei für sie gesattelt. Die Rasse war fast so alt wie der Orden selbst; die Tiere waren pechschwarz und zäh wie Bergponys, aber so schön wie die Pferde aus dem Stall des Kaisers. Wenn es einen echten Vorteil beim Kampf mit den Kräften der Anderwelt gab, dann war es die Chance, ein Tier aus der Zucht der Diakone zu reiten.
    Kein Diakon nannte eines der Pferde sein Eigen, da ihnen nur die Werkzeuge ihres Gewerbes gehörten, aber gewisse Diakone bevorzugten bestimmte Tiere. Sorcha untersuchte ihren Hengst und strich ihm über Läufe und Widerrist, um festzustellen, ob er gesund war. Dabei ließ sie größere Sorgfalt walten als beim Knüpfen ihrer Verbindung mit Merrick. Manchmal war es unerträglich, ein Sensibler zu sein.
    »Shedryi?« Merrick legte den Kopf schief und begutachtete den Hengst. »Der kommt noch aus dem Altland, nicht wahr? Bisschen betagt, um richtig zuverlässig zu sein, oder?«
    Sorcha schaute auf, und ihr Blick war pures Gift. »Und was ist mit mir, junger Diakon? Würdet Ihr
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